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Sputnik Sweetheart

Sputnik Sweetheart

Titel: Sputnik Sweetheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Schreibtisch. Dann schob er ihn zu mir herüber. Acht kleine Heftmaschinen in ihrer Plastikverpackung waren darin. Ich nahm eine in die Hand und betrachtete sie. Auf dem Preisschild stand 850 Yen 3 .
    »Acht Hefter«, sagte ich. »Ist das alles?«
    »Ja, das ist alles.«
    Ich legte den Hefter in den Karton zurück. »Das wären zusammen 6800 Yen, stimmt’s?«
    »Genau. 6800 Yen. Bestimmt denken Sie jetzt: ›Natürlich ist ein Ladendiebstahl ein krimineller Akt. Aber wer wird sich wegen acht Heftern aufregen? Noch dazu bei einem Grundschüler.‹ Habe ich Recht?«
    Ich erwiderte nichts.
    »Das ist schon in Ordnung. Stimmt ja auch. Es gibt eine Menge schlimmere Verbrechen, als acht Hefter zu klauen. Bevor ich hier Wachmann geworden bin, war ich lange bei der Polizei. Ich kenne mich aus.«
    Während seiner Rede sah mir der Wachmann direkt in die Augen. Ich hielt seinem Blick stand, bemühte mich jedoch, nicht aufsässig zu wirken.
    »Wenn es das erste Mal wäre, würden wir die Sache nicht so ernst nehmen. Es ist unsere Aufgabe, uns um die Kunden zu kümmern, und wir ziehen es vor, kein überflüssiges Aufsehen zu erregen. Normalerweise nehme ich den Delinquenten mit hierher und jage ihm ein bisschen Angst ein. In ernsteren Fällen setzen wir uns mit den Eltern in Verbindung und ermahnen sie, besser aufzupassen. Die Schule benachrichtigen wir nicht. Es gehört zu unseren Grundsätzen, Ladendiebstahl von Kindern möglichst unauffällig zu behandeln.
    Aber der Junge hat nicht zum ersten Mal gestohlen. Bei uns ist es das dritte Mal. Verstehen Sie, das dritte Mal. Die anderen beiden Male hat er sich geweigert, uns seinen Namen und seine Schule zu nennen. Ich habe ihn damals erwischt, deshalb weiß ich es noch ganz genau. Ich konnte machen, was ich wollte, er hat nichts gesagt. Bei der Polizei nannten wir so was einen hoffnungslosen Fall. Keine Entschuldigung, keine Reue, nur diese störrische Haltung. Er hat nicht einmal den Mund aufgemacht, als ich gedroht habe, ihn der Polizei zu übergeben, wenn er seinen Namen nicht sagt. Diesmal hab ich ihn nur rausgekriegt, weil ich ihm seine Monatskarte für den Bus abgenommen habe.«
    Er machte eine Pause und wartete, bis ich die Einzelheiten verdaut hatte. Dabei starrte er mir weiter in die Augen, aber ich wich seinem Blick nicht aus.
    »Und noch etwas – das, was er stiehlt, bereitet mir zusätzliches Kopfzerbrechen. Das ist nicht mehr niedlich. Beim ersten Mal waren es fünfzehn Druckbleistifte im Gesamtwert von 9750 Yen. Beim zweiten Mal hat er acht Kompasse gestohlen. Wert 8000 Yen. Das heißt, er klaut jedesmal eine gewisse Anzahl vom gleichen Gegenstand. Das ganze Zeug benutzt er bestimmt nicht selbst. Entweder er stiehlt zum Vergnügen, oder aber er verkauft die Sachen in der Schule.«
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie Rübe in der Mittagspause die geklauten Hefter an seine Mitschüler verschacherte. Ich kriegte das Bild nicht zusammen.
    »Ich versteh’s nicht«, sagte ich. »Warum stiehlt er immer im gleichen Laden? Das erhöht doch sein Risiko, wiedererkannt und härter bestraft zu werden. Würde ein geschickter Dieb normalerweise nicht lieber in einen anderen Laden gehen?«
    »Da bin ich überfragt. Vielleicht macht er es auch in anderen Geschäften. Oder ihm gefällt unser Geschäft besser als die anderen. Oder ihm passt meine Nase nicht. Ich bin nur ein Wachmann in einem Supermarkt, der über so komplizierte Einzelheiten nicht nachdenkt. Dafür bin ich zu schlecht bezahlt. Wenn Sie es wissen wollen, fragen Sie ihn doch selbst. Ich habe ihn jetzt seit drei Stunden hier, und er hat nicht einen Ton gesagt. Auf den ersten Blick sehr brav, aber das kann einem ganz schön auf die Nerven fallen. Deshalb habe ich Sie am Sonntag herbemüht. Tut mir leid.
    … Übrigens fällt mir schon die ganze Zeit auf, wie braun Sie sind. Es geht mich zwar nichts an und hat auch nichts mit unserer Sache zu tun, aber waren Sie in den Sommerferien im Urlaub?«
    »Nirgendwo Besonderes«, erwiderte ich.
    Dennoch musterte er weiter mein Gesicht, als wäre ich ein bedeutsamer Teil des Problems.
    Ich nahm noch einmal den Hefter in die Hand und betrachtete ihn mir ganz genau. Ein ganz gewöhnlicher Hefter, wie es ihn in jedem Haushalt und jedem Büro gibt – billigstes Büromaterial. Der Wachmann steckte sich eine Seven Star zwischen die Lippen, zündete sie mit einem Bic-Feuerzeug an und blies den Rauch zur Seite.
    Ich wandte mich an den Jungen und fragte ruhig: »Wieso Hefter?«
    Rübe, der

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