Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Una McCormack
Vom Netzwerk:
machen würde, im Dreck zu wühlen.
    »Erzähl mir von gestern Abend«, bat sie Feric. »Von dieser … dieser Andacht.«
    Er runzelte die Stirn und rieb sich mit dem Finger unter dem Auge – wie immer, wenn ihn etwas bekümmerte. »Ich hab mich schon gefragt, wann wir auf das Thema kommen. Hat es dich gestört, dass wir uns auf dem Platz versammelten?«
    »Gestört?« Die Frage verblüffte sie. »Warum in aller Welt sollte mich das stören?«
    Das schien ihn wiederum zu verblüffen. »Der Oralianische Weg ist derzeit nicht gerade eine beliebte Gruppierung hier, Keiko. Noch nicht einmal in Andak. Doch der Abend war so schön … Es hätte sich falsch angefühlt, ihn
nicht
zu nutzen.« Abermals zögerte er. »Solche öffentlichen Glaubensbekenntnisse sind eigentlich nicht unsere Art. Ich hatte schon Sorge, du könntest dich an ihnen stoßen – immerhin halten manche auf Cardassia nicht allzu viel vom Weg.«
    »Feric, du kannst glauben, was immer du möchtest! Ich hab dich eben als Freundin gefragt, nicht als dein Boss.«
    Er lachte ein wenig. »Natürlich«, sagte er und warf ihr einen langen Blick zu. »Du kommst schließlich von der Föderation. Weißt du, wenn man dazu erzogen wurde, genau nachzudenken, bevor man den Mund aufmacht, ist es …« Er rang die Hände, suchte nach den richtigen Worten. »… ist es, ehrlich gesagt, höchst einschüchternd, plötzlich sagen zu dürfen, was immer man möchte.«
    »Ich bezweifle, dass du dich jemals vor Worten gedrückt hast«, erwiderte sie. Feric lächelte und sah zu Boden, schien das Kompliment umgehen zu wollen. Keiko wusste, dass er mit seinem Entschluss zu einer Karriere in der Wissenschaft auf Cardassia eine Ausnahme gewesen war. Die meisten Männer hatten ihr Glück im Militär oder der Politik gesucht – oder in beidem, dies war immerhin Cardassia. Individualität hatte nie zu den Dingen gezählt, die auf dieser Welt gefördert und belohnt worden wären.
    »Erzähl mir vom Weg«, bat sie, »und seiner Bedeutung. Von dem, was er
dir
bedeutet.«
    »Schön, dass du mit so kleinen Fragen anfängst«, erwiderte er grinsend. Sie hatten sich wieder dem Platz zugewandt und erreichten soeben dessen Rand. Feric blieb stehen und sah zu den weiten, dunklen Bergen auf.
    »Bei der Botanik«, sagte er, und es lag eine Spur von Humor in seinem Blick, »geht alles schnell, Keiko. Ein, zwei Jahreszeiten, und das war’s.« Er wedelte mit dem Finger. »Die Geologie aber ist langsam. Wer lange genug auf Steine glotzt, bekommt eine ganz eigene, neue Sicht der Dinge.«
    Er hielt einen Moment inne. Als er weitersprach, war seine Stimme leiser. »Meine Mutter war Geologin. Sie hat mich als Kind oft hierher gebracht. Ich saß dann neben ihr und beobachtete sie bei der Arbeit – wie sie Gesteinsproben nahm, Staub wegwischte, Funde katalogisierte. Man braucht Geduld für diese Art von Betätigung, und Zeit. Ich weiß noch, wie sie mir einmal sagte, diese Berge dort stünden schon so lange, dass sie den Untergang einer Zivilisation und den Aufstieg einer zweiten mit angesehen hätten. Etwas Aufregenderes hatte ich nie zuvor gehört: Das Land war älter als das Volk, das auf ihm lebte. Ich war fasziniert.«
    Er bückte sich und hob einen Stein vom Boden auf, den er kritisch betrachtete. Dann entstaubte er ihn mit den Fingern. Der Stein war flach, an den Ecken rau und, wie sich herausstellte, unter all dem Staub schwarzglänzend.
    »Denn das bedeutete«, fuhr er fort, »dass wir nicht der Mittelpunkt sind. Wir sind nur Teil von etwas viel Älterem, Größerem. Und genau darum geht es beim Weg, Keiko: um die Verbindung zwischen allen Dingen – Verbindungen über Zeit und Raum hinweg. Darum, wie wir uns verändern, wenn wir uns nicht länger als Mittelpunkt betrachten.« Er drehte den Stein gekonnt, sodass die Ränder das helle Sonnenlicht spiegelten.
    »Darum geht es aber auch bei unserer Arbeit hier, oder? Um die Frage, wie wir Cardassia haben wollen. Wie wir als Cardassianer Cardassia haben wollen. Ob wir tapfer genug sind, unsere Welt und mit ihr auch uns selbst zu verändern – oder ob wir schlicht weiterkämpfen: gegen unsere Alternativen, gegeneinander und gegen alle, die das Pech haben, uns in die Quere zu kommen. Diese Berge dort haben inzwischen zwei Zivilisationen aufsteigen und wieder fallen sehen.« Mit einem Seufzer verstaute er den Stein in seiner Tasche. »Einmal brachte ich meinen Sohn hier hoch. Ihm war schon vor dem Ende des ersten Tages langweilig. Irgendwann kauerten

Weitere Kostenlose Bücher