ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
Thantis ruhig klar und schaltete den Monitor aus. »Sie müssen sie nicht verstehen.«
Sie bitten eine vollkommen Fremde zu einem wichtigen Totenritual, laden aber die eine Person aus, die mit der Verstorbenen am engsten verbunden war?
Phillipa spürte intuitiv, dass Thantis ihr Informationen vorenthielt und dass es in Thriss’ Geschichte noch einige Wendungen gab, die man ihr vorenthalten hatte. Doch sie konnte warten.
Auf dem Tisch blinkte eine Licht auf. Thantis aktivierte das Komm-Gerät. »Ja?«
»Die Polizei von Harbortown hat Thirishar und Ensign Tenmei gesichtet. Wie es scheint, sind sie in die unteren Stadtebenen geflohen. Die Polizei hat die Verfolgung aufgenommen.«
»Danke für Eure Hilfe, Magistrat. Ihr sollt für Euren Dienst an meinem Klan belohnt werden.« Thantis schaltete das Komm aus. »Damit wäre wenigstens eine unserer Fragen beantwortet.« Dann wandte sie sich zu Phillipa. »Sie müssen erschöpft sein. Gönnen Sie sich eine Pause, bis Thirishar zurückkehrt. Ich vermute, noch vor dem Morgengrauen wird es hier äußerst turbulent zugehen.«
Auf dem Weg zurück zum Schlafraum dachte Phillipa über die Ereignisse der Nacht nach, die zwischenpersönlichen Dynamiken, die sie beobachtet hatte. Wenn sie die Namen änderte, mochte diese ganze Shar/Thriss/Vretha/Thantis-Chose eine faszinierende Fallstudie für eine schriftliche Abhandlung ergeben. Die komplexen Strukturen aus List und Täuschung, die viele der involvierten Parteien hier zur Schau stellten, gereichten irdischem Byzantinismus zur Ehre – und das im vierundzwanzigsten Jahrhundert!
Dank Thias Hilfe hatte sich Phillipa ihre Bettstatt bereits vorhin richten können. Nun, da sie – mit einem Gähnen – wieder in die Schlafhalle trat, zog es sie direkt dorthin. Sie hielt nicht einmal mehr inne, um sich ihrer Kleidung zu entledigen. Wer so viele Nachtschichten geschoben hatte wie sie, verstand es, überall und zu jeder Zeit Schlaf zu finden. Dennoch mahnte eine tadelnde innere Stimme sie, ein Mindestmaß an Hygiene einzuhalten, bevor sie sich zur Ruhe legte.
Während sie ihren Reisebeutel nach dem Zahnreiniger durchwühlte, spürte Phillipa plötzlich, dass etwas nicht stimmte. Sie konnte es aber nicht benennen.
Ich hätte geschworen, meine Jacke auf die Stiefel gelegt zu haben. Jetzt liegt sie dort hinten …
Sibias zog sie stets auf, sie lasse sich von ihrer eigenen Detailversessenheit in den Wahnsinn treiben. Dennoch hielt Phillipa nun inne. Sah sich um. In dem Beutel lagen die Kleidung und die Padds noch ordentlich gestapelt, wie sie sie hinterlassen hatte. Einer Ahnung nachgebend, öffnete Phillipa die Innentasche des Beutels, griff hinein und tastete nach der kleinen grünseidenen Tasche mit Zugverschluss, die sie auf dem Markt erworben hatte. Sie fand sie und zog sie heraus.
Leer.
Dann kippte sie den gesamten Beutelinhalt auf ihr Lager, durchsuchte jede Tasche, jede Falte. Nichts. Sie wühlte sich durch den Kleinkram, selbst durch die Abfallpapierchen, die Seiten eines gebundenen Buches und die »Gute Reise«-Briefe ihrer Kinder. Nichts.
Das
Saf
fehlte.
In den Räumen, die Thantis ihr vorübergehend zugestand, studierte Vretha den jüngsten Schwung von Memoranden, die der Föderationsrat in ihre persönliche Datenbank kopiert hatte und musste sich eingestehen, dass diese auf einen abgelenkten Geist wie den ihren arg wie sinnfreies Geschwätz wirkten. Der Staub des Trill-Debakels hatte sich noch nicht gänzlich gelegt, und Ratsmitglied T’Latrek erbat eine Anhörung bezüglich der neuesten Gerüchte aus der romulanischen Neutralen Zone. Rätin Rista brachte ihre Sorge zum Ausdruck, der Große Nagus könne seinen Blick wissentlich vor Ferengi-Konsortien verschließen, die in umkämpften Territorien illegal Bergbau betrieben.
All das wirkte so … trivial. Jedes dieser Themen kam einer legitimen Krise gleich, und doch konnte sich Vretha nicht für sie interessieren. Nicht heute. Nicht jetzt, da Andors Zukunft unsicherer denn je schien. Vretha mühte sich redlich, zu beweisen, dass die Gerüchte über angebliche Experimente des Wissenschaftsinstituts falsch waren, bislang aber vergebens. Sie scrollte durch ihren Nachrichteneingang, suchte nach eventuellen Mitteilungen ihrer institutsinternen Kontaktleute und fand keine. Vor lauter Verzweiflung – und ohne Zhendes Wissen – hatte sie sogar auf inoffiziellem Weg einige Anfragen an Andors weniger renommierte Bevölkerungsgruppen gestellt, etwa an die nomadischen Reiji.
Wir
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