ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
trank Wasser aus ihrem Reservebehälter und knabberte an einem Rationsriegel. Sie hatte kaum geschlafen und brauchte Energie.
»Shar«, sagte Thia. »Bitte …« Ihre Stimme brach. »Meine Bündnispartner. Verschone sie, falls du kannst.«
Er streckte die Hand aus und presste seine Handfläche gegen die ihre, suchte Thias Blick. »Ich verspreche es.«
»Wartet.« Thia griff in den Kragen ihres Expeditionsanzugs und brachte ihr
Shapla
zum Vorschein. Sie zog es sich über den Kopf und gab es Shar. »Damit könnt ihr belegen, dass ich mit euch reise. Vielleicht hilft es euch – und deiner
Zhavey
.«
»Danke«, sagte Shar und neigte den Kopf.
»Ich danke
euch
.«
Irgendwas hat sich verändert
, dachte Prynn.
Für uns alle
. Sie wusste es nicht zu benennen, aber sie spürte, dass eine Art Grenze gefallen war. Lag es am Vertrauen zwischen ihnen dreien? Zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch aus dem Klansitz – ach, seit dem Verlassen der Orbitalstation – ließ Prynns Anspannung nach, und sie spürte instinktiv, dass alles war, wie es sein sollte. Sie staunte über den Zusammenprall lebensverändernder Ereignisse, der sie mit Shar verband, Shar mit Thia, Thia mit Phillipa.
Nur ein zerbrochenes Kettenglied …
Nein, riss sie sich zusammen. Niemand von uns wird zerbrechen
.
»Dann mal los, Shar«, sagte sie laut. »Deine Mutter wartet.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Es wurde Zeit, Reife zu beweisen. »Ach, und Thia?«
Die
zhen
sah von ihrer Arbeit auf.
Prynn trat zu ihr und streckte ihr die Handfläche entgegen.
Thia machte große Augen, hob aber langsam die Hand und berührte Prynns. Ihre Blicke trafen sich. Prynn lächelte ein wenig, und Thia neigte den Kopf.
So verharrten sie einen langen Augenblick, bis Prynn die Verbindung trennte.
Sie durchquerten die Ebene lautlos und ließen sich vom Ortungssystem des Trikorders weiter hinaus aufs Plateau führen. Der zweite Mond spendete ihnen genügend Licht, zwang sie aber in den Schatten der Felserhebungen zu bleiben, um etwaigen Beobachtern zu entgehen. Soweit Shar ausmachen konnte, bot das verlassene, karge Plateau sonst kaum Verstecke. Wenn die Sonne aufging, würden Thia und Phillipa sich nicht länger vor ihren Feinden verbergen können.
Dann sind wir eben vor Sonnenaufgang fertig
.
Zum Glück war Prynn so gut zu Fuß wie er. Mit schnellen, geschickten Schritten eilten sie über gelegentlich instabile Sandtaschen – die durch den Regen entstanden waren – und durch die Zwischenräume zwischen den Felsen und dem niedrigen Buschwerk. Sie blieben dicht beieinander, reichten sich die Hand, wann immer die Steine glitschig oder der Weg steil wurden. Als sie die Kante des Plateaus erreichten, merkte Shar, dass sie den Pfad hinab um einige hundert Meter verfehlt hatten. Thia hatte sie vor der geringen Strahlung in dieser Gegend gewarnt. Diese wirke sich negativ auf die Sensoren aus, was damit bestätigt wäre. Er bedeutete Prynn, unter einem Felsvorsprung in Deckung zu gehen. Er brauchte Zeit, den Trikorder zu rekalibrieren und die Interferenzen zu kompensieren.
»Sollen wir’s noch mal durchgehen?«, fragte er – nicht zuletzt, um die Spannung, die er zwischen ihnen spürte, zu lösen.
Sie seufzte. »Wir folgen dem Tempelpfad bis zum Boden der Schlucht. Der Eingang dieser Lavaröhre liegt etwa achthundert Meter nordwestlich der Ruine, hinter einer Gruppe Sickerweiden. Hab ich was vergessen?«
Shar entging die Schärfe in ihrem Ton nicht. Prynn hatte Dutzende Gründe, auf ihn sauer zu sein, und er wusste nicht, wo er anfangen sollte, sich zu entschuldigen. Außerdem war dies der falsche Zeitpunkt. »Nein«, antwortete er daher schlicht.
»Gut.« Sie setzte sich, streifte die Kapuze ab, nahm einen Schluck Wasser und hielt ihm den Behälter hin. Nicht durstig schüttelte Shar den Kopf, dann aber sah er den Schmerz in ihren Zügen und begriff, dass er mit ihr sprechen
musste
. Nicht über die Mission, nicht wie zwei Offiziere – sondern so, wie sie es wochenlang getan hatten. Die Zeit drängte, das begriff er. Und er wusste, dass unvorhersehbare Gefahren auf sie warten mochten – das hatte er an Phillipa gesehen. Er dachte an Thia und die Güte, die sie ihm trotz seiner Wut im Klansitz hatte zuteilwerden lassen. Sie hatte ihn vorbehaltlos angenommen, hatte ihn ermahnt, sein Leben zu reparieren und dem endlosen Kreislauf aus Selbstkasteiung und Bedauern zu entfliehen. Es gab schon genug, was er bedauerte. Prynn sollte nicht auch dazu gehören.
Den Blick auf
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