ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
nicht, warum die Leiter so handeln. Aber sobald die Testerlaubnis vorliegt, bin ich bereit.«
Shar packte sh’Veileth an der Schulter und drückte sie. »Du hast’s geschafft, meine Mentorin. Mein Vorbild. Du hast unserem Volk ein Fenster der Hoffnung geöffnet.«
Sh’Veileth errötete und legte ihrerseits Shar die Hand auf die Schulter. »Es ehrt mich, dass du so viel Glauben und Vertrauen in mich steckst.«
Shar wollte den Moment nicht beflecken. Daher wählte er seine nächsten Worte mit Sorgfalt. »Ich entschuldige mich im Voraus für das unangenehme Thema, aber meine Neugierde treibt mich voran: Werden diese Eier in Untersuchungen verwendet, bei denen es um die mögliche Neugestaltung unserer Geschlechter geht?«
»Du stellst eine schwierige Frage, Thirishar«, sagte sh’Veileth. »Offenkundig kennst du die Gerüchte, sonst würdest du nicht fragen. Es stimmt – auch andere Teams bedienen sich der Eier. Woran sie forschen, ist mir allerdings unbekannt.«
Shar reichte ihr das Padd, das Thias
th’se
ihm gegeben hatte.
Sh’Veileth studierte es einige Minuten. Dann sah sie ihn an. »Lass mich schauen, was ich herausfinden kann.«
Charivretha saß an ihrem Schreibtisch im Parlamentsgebäude und starrte auf das Padd in ihrer Hand, ohne seinen Inhalt wirklich zu begreifen. Sie wusste nicht genau, wie viel Zeit schon vergangen war – jedenfalls Stunden seit Shars Besuch im Institut. Er hatte sie unterrichtet, dass er vorbeikommen würde, nachdem er auch Commander Matthias im Krankenhaus besucht hatte. Nun wartete er im Vorzimmer.
Ich weiß nicht, ob ich das kann
. Zum ersten Mal in einem Leben, in dem sie kein Nein akzeptiert und stets geglaubt hatte, jede Herausforderung mit Stärke und Willenskraft zu meistern, erkannte Vretha, dass man nicht alles tun sollte, was man tun konnte. Sie berührte ihren Kommunikator. »Schicken Sie Shar herein.«
Sie drehte sich im Sessel um und genoss die Aussicht vor dem Fenster: der prachtvolle Platz mit seinem mosaikähnlichen Boden aus Steinplatten. Laut den Überlieferungen hatte Thalisar dort unten den Frieden unter den Klans errungen und war später auch dort gestorben. Seitdem befand sich ihr Volk in der Obhut der von ihr geschaffenen repräsentativen Demokratie. Eines Systems, an das Charivretha stets geglaubt hatte. Eines, dem sich ihrer Vorstellung nach alle anderen ebenso verpflichtet fühlten wie sie.
Ich habe mich geirrt
.
Hocherhobenen Hauptes schritt Shar über die Schwelle. Es war lange her, seit sie ihn zuletzt so selbstbewusst gesehen hatte. Er verströmte eine Stärke wie zu Akademiezeiten und den Tagen seiner ersten Dienststelle …
Wie viel Schaden habe ich angerichtet, als ich dich zwang, dich mit deinen Bündnispartnern im
Shelthreth
zu verbinden?
, fragte sie sich seufzend und bedeutete ihm, sich zu setzen.
Wie lange kann sich eine
Zhavey
entschuldigen? Und wo fange ich an, mein
Chei
?
Er wartete nicht darauf, dass sie etwas sagte. Enthusiasmus loderte in seinem Blick. »Ich habe unglaubliche Neuigkeiten von Dr. sh’Veileth aus dem Institut,
Zhavey
. Sie hat Ergebnisse bezüglich der Yrythny-Eier und …« Dann hielt er inne. »Was ist los? Du hast doch irgendetwas.«
Ihr war, als schnüre ihr etwas die Brust zu.
Ich wünschte, ich könnte dich davor beschützen
. »Sieh selbst«, sagte sie sanft und schob ihm das Padd über den Tisch.
»Das stammt auch von Dr. sh’Veileth. Weshalb …?«
»Sie konnte deine
und
meine Antworten liefern. Sie dachte, ich sollte meine zuerst sehen. Und sie hatte recht.«
Shar runzelte die Stirn und las, scrollte ungeduldig vor und wurde immer langsamer. Schließlich saß er still da, regungslos. Sein Gesicht war, wie sie es sich vorgestellt hatte: Ein Spiegel ihres eigenen Schmerzes und Schocks. Das Padd plumpste in seinen Schoß. Er starrte an die Wand mit Vrethas Urkunden und anderen Belobigungen für ihre vielen Zyklen im Dienste des Volkes, dann glitt sein Blick zu Boden und zum Teppich, den Thantis ihr gewebt hatte. Der Teppich zeigte Vrethas Lieblingslegende: die Geschichte von Thirishar, dem großen Krieger, nach dem sie ihren einzigen
Chei
benannt hatte.
»Also ist es wahr«, sagte er halb fragend. Als er sie ansah, war sein Blick wie tot.
»Ja«, antwortete Vretha gefasst. Sie hatte ihre Wut hinter sich, denn sh’Veileths Anruf lag bereits einige Zeit zurück, und was erst eine tiefe Wunde gewesen war, existierte nur mehr als dumpfer Schmerz. »Die Verschwörungstheorien der Visionisten treffen
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