ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
ins Schwarze. Die Experimente, heimlich von der Institutsleitung autorisiert, galten als ‚Versuch, jedwede Möglichkeit zur Verhinderung eines Aussterbens der Andorianer zu nutzen‘. So hat Dr. th’Saarash es ausgedrückt, als ich ihn vorhin damit konfrontierte. Man dachte, wenn erst der Nutzen dieses Ansatzes offensichtlich sei, würde das Volk ihn schon hinnehmen.«
Shar blinzelte, nach wie vor perplex, öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Schüttelte den Kopf. »Und es besteht kein Zweifel …«
»Keiner«, sagte sie ihm. »Unsere eigenen Wissenschaftler entschieden, unsere Spezies umzugestalten.« Die Arroganz hinter diesem Vorgehen verblüffte sie noch immer. »Und ich war mir sicher, unser Volk besser zu kennen als meine Entführer. Dass unsere Wissenschaft zu so einer Tat nicht fähig sei!«
»Es ist meine Schuld«, murmelte Shar. »Ich brachte die Yrythny-Probe her.«
»Nein, mein
Chei
. Laste dir das nicht an. Es wurden viele Fehler begangen, nicht zuletzt von mir, aber du bist nur einer einzigen Sache schuldig: der Suche nach Antworten.«
»Was jetzt,
Zhavey
?«
Sie spürte, wie er litt, und sehnte sich danach, ihn zu trösten und zu beruhigen, wie in seiner Kindheit, als die Enttäuschungen weitaus kleinerer Natur gewesen waren. Doch jene Tage lagen weit zurück. Inzwischen gab es eine andere Person. Eine, die auf Shar wartete.
Sie kann das weitaus besser als ich. Prynn wird ihm guttun
. »Für Andor? Der Verrat wird publik, die Verantwortlichen bestraft werden. Für uns? Für den Tiefsten ist eine Pressekonferenz angesetzt. Die Bevölkerung Andors sollte die Wahrheit aus meinem Mund erfahren: Dass es Verzweifelte gibt, die glaubten, den richtigen Weg zu kennen, und dafür jeden Preis zahlten. Blind in ihrer Treue zu Andor, brachten ihre Überzeugungen sie zu den falschen Schlüssen.«
»Sprichst du von den Wissenschaftlern?« Er hielt inne und betrachtete sie kritisch. »Oder von dir selbst?«
Vretha schloss die Augen und wünschte sich, sie könnte eine andere Antwort geben. »Von beiden. Ich werde mich dem Volk stellen und verkünden, dass es mir zwar eine große Ehre war, ihm zu dienen, ich nun aber beantrage, dass meine Partei einen neuen Repräsentanten für den Föderationsrat nominiert. Dass ich zurücktrete.«
Er wusste – besser als jeder andere, besser als ihre Bündnispartner –, dass der Dienst für Andor im Föderationsrat stets ihr Traum gewesen war. »
Zhavey
, bist du dir sicher?«
»Ich habe mich von jenen entfernt, die ich liebe. Auch von dir, mein
Chei
. Ich muss mein Volk neu entdecken und erkennen, wo ich falsch abgebogen bin.« Sie stieß ihren Sessel zurück und trat um den Tisch zu Shar. »Falls du mir dabei nicht zur Seite stehen willst, habe ich dafür Verständnis.«
Ein langer Moment verstrich, dann stand auch Shar auf. Er streckte den Arm aus und presste seine Handfläche gegen die ihre. »Wenn du sprichst, sprichst du auch für mich,
Zhavey
. Ich werde ihnen mit dir gegenübertreten. Es ist nicht die andorianische Art, allein zu sein.«
Sobald die Pressekonferenz vorüber und er sich sicher war, dass
Zhavey
seiner Gesellschaft nicht länger bedurfte, schlich sich Shar mit Prynn fort. Der Tiefste war bereits vorüber, und seit dem Besuch bei Phillipa im Krankenhaus hatte er sie nicht gesehen. Prynn war dem Counselor nicht von der Seite gewichen, seit sie aus dem Reservat zurück waren. Das Erste, was sie getan hatte, war, eine Subraumbotschaft an Sibias auf der Station zu schicken. Phillipas Kinder sollten wissen, dass ihre Mutter versorgt war.
Danach hatten sie nur noch auf die letzten Testergebnisse warten müssen. Kaum war Phillipa entlassen, waren die beiden Frauen auf
Zhaveys
Drängen hin in ihr Penthouse in der Hauptstadtmitte gezogen. Dort konnte Phillipa sich bequem ausruhen. Und dort erhielten sie auch Nachricht aus Cheen-Thitar: Thriss’ Entsendung würde in drei Tagen stattfinden, zum Tiefsten … und Thantis lud Charivretha, Shar und Prynn ebenfalls ein. Vrethas Ehrlichkeit während der Konferenz schien die Lage zwischen ihnen beiden entspannt zu haben.
Nun schlenderten Shar und Prynn Seite an Seite durch die hell erleuchtete Stadt. Prynns vorsichtige Art sagte ihm, dass sie ahnte, wie es um ihn stand, aber sie stellte keine Fragen, und er hatte ihr bislang keine Antworten gegeben. Zu viel war während der vergangenen Tage geschehen, als dass er zwischen sich und Prynn von einer Rückkehr zur Normalität ausgehen konnte. Die Sache mit dem
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