ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
würde da
nicht
wahnsinnig? Und das Beste an allem war die Zeit, die ich mit dir verbringen durfte.«
»Die ganze?«
»Die meiste.« Sie zuckte mit den Achseln. »Vom
Saf
mal abgesehen, war dieses Fest echt toll. All diese Gerüche, die Lichter … selbst unsere Flucht hat mir gefallen. Okay, besonders die Flucht. Vor allem, weil du mich an ihr hast teilhaben lassen. Ich will einfach …« Sie hielt inne, schüttelte den Kopf, wandte sich von ihm ab. »Nein. Dies ist der falsche Moment für so ein Gespräch.«
Er ergriff sie an den Schultern und drehte sie wieder zu sich. »Was für eins?«
»Eins über uns. Über dich und mich.« Sie sah zu Boden. »Darüber, wie das hier funktionieren soll. Ob es das kann.« Als sie wieder aufblickte, lag ein Funkeln in ihren Augen. »Wir stehen erst am Anfang, Shar. Wir können noch so vieles miteinander teilen …«
Shar schloss die Augen und ließ ihre Worte sacken. Dass sie nach all seinen Fehlern noch eine Beziehung wollte, hatte er nicht mehr zu hoffen gewagt. Ausgerechnet sie, die wunderschöne und aufrichtige Prynn, wollte ihr Leben mit ihm teilen. Shar sah das Lachen in ihren Augen, den offenen und vergebenden Gesichtsausdruck, und er berührte ihre Wange, streichelte sie sanft.
Prynn seufzte und gab sich seiner Berührung hin.
»Wenn das hier vorbei ist«, murmelte er, strich um ihr Ohr, über ihren Nacken.
»Wenn das hier vorbei ist …« Die Hände auf seinen Schultern, schloss sie die Augen und presste ihre Lippen gegen die seinen. Shar erstarrte kurz, wusste nicht, wie er reagieren sollte. Doch dann vertrieben die angenehmen Empfindungen, die sie in ihm weckte, seine Furcht und ersetzten sie durch ein Kribbeln in der Brust. Eines, bei dem ihm ganz schwindelig wurde.
Er mochte ihren Geschmack. Wie ihre Zähne seine Lippen berührten, wenn sie den Mund bewegte. Er ließ sich von ihr führen, glich sich ihrem Druck an. Als er an ihrer Unterlippe knabberte, erschrak sie spürbar. Schnell löste er sich von ihr, entschuldigte sich.
»Nein«, sagte sie heiser und legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Nein, das war gut.
Echt
gut. Du lernst überraschend schnell, weiter nichts.« Das Funkeln in ihren Augen wurde immer heller. »Hast du Lust, nach der Entsendung zusammen mit mir wegzufahren? Wir haben noch Urlaub übrig, und Phillipa will ohnehin noch Freunde auf Andor besuchen. Blieben also nur wir beide.«
»Klingt gut. Lust auf eine Empfehlung vom Einheimischen? Ich weiß von einer abgelegenen Hotelanlage auf einer der südlichen Inseln. Auf der Erde hab ich mal Neuguinea besucht – so ähnlich sieht’s dort aus.«
»Gehen wir surfen?«
»Wenn du darauf bestehst.«
»Klingt perfekt.«
»
Ist
perfekt«, sagte er und lehnte seine Stirn an die ihre.
Kapitel 10
»Wie läuft das nochmal?«, fragte Prynn und wühlte sich durch einen Haufen weißer Morgenmäntel. »Eine Stunde vorm Tiefsten treffen wir uns im Hof am Eingangstor, gewandet in unsere Beerdigungskleidung. Dann geht’s in Prozession zum Turmhügel, wo die Totenbahre bereitsteht. Dort wird die Andacht gefeiert, und dann? Zurück hierher zum Essen?«
»Mehr oder weniger«, antwortete Shar. Sie waren schon seit ihrer Landung im Klansitz von Cheen-Thitar nervös. Beim letzten Mal, als sie vor dessen Toren standen, hatte man sie als feindliche Eindringlinge betrachtet. Heute sah alles anders aus. In der Stunde seit ihrer Ankunft hatte er Thriss’
Shreya
und ihrem
Charan
seinen Respekt erwiesen. Beide hatten ihn so herzlich empfangen als wäre er ihr lange vermisster
Chei
. Sie hatten ihn umarmt, nach Vretha gefragt – und voller Interesse auch nach seiner Arbeit bei der Sternenflotte.
Als er Prynn geholfen hatte, wurde er in Thantis’ Studierzimmer erwartet. Sie hatte um ein Treffen gebeten. Shar wusste nicht, was er davon halten sollte.
In seiner Jugend hatte er immer ein herzliches Verhältnis zu seiner
Zhadi
gepflegt – selbst dann noch, wenn sie und Vretha zutiefst zerstritten gewesen waren. Trotzdem ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie ihn für mitschuldig an Thriss’ Freitod hielt. Daran hatten auch ihre Hilfe bei Charivrethas Rettung und ihr Einschreiten bei seinem Angriff auf Thia nichts geändert. Warum also wollte sie ihn jetzt sehen? Vielleicht hatte er einfach zu viel Zeit unter weniger vertrauensvollen Wesen verbracht, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass die Wahrheit hinter ihren Worten und Gesten lag. Und das war wenig überraschend. Schließlich übte sich sein Volk
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