Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Fenstern im Speisezimmer entlang. Das schwarze Haar hing ihm wie eine Mähne vom Kopf, und Rock und Weste hatte er abgelegt und über einen Stuhl geworfen. Nachdem der Burgherr sich auch noch die Schleife und die Rüschen von den Ärmeln entfernt hatte, fühlte er sich wieder halbwegs wohl.
    St. Leger zog eines der Fenster auf, ließ eine frische Brise herein und öffnete die obersten Knöpfe seines Hemds, um seinem erhitzten Fleisch Abkühlung zu bescheren. Die Nacht trug die Gerüche von Blumen, Seetang und namenlosen Sehnsüchten herein.
    Unter dem sternenbedeckten Himmel breitete sich der Garten aus, eine Wildnis von Azaleen, Schlüsselblumen, Hyazinthen und Rhododendronbüschen. Deidre hatte die Rabatte vor hundert Jahren angelegt, besaß sie doch zu ihrer Zeit ein geradezu unheimliches Talent, Blumen und Pflanzen zum Wachsen zu bringen. Der Sage nach hatte sie die Blüten mit ihren Tränen benetzt und sie dort angepflanzt, wo ihre Blutstropfen zu Boden gefallen waren. Obwohl Anatole den Garten immer vernachlässigt hatte, gediehen die Pflanzen dort prächtig. Die meiste Zeit mied er den Ort. Der Blütenduft war Gift für seine Seele und riss die Wunden der Erinnerungen und des Bedauerns wieder auf.
    Doch heute Nacht lastete die Vergangenheit zum ersten Mal nicht schwer auf ihm - jenes unselige Vermächtnis, welches seine Familie immer schon gepeinigt und ins Unglück gestürzt hatte.
    Der Burgherr warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen, seit seine übernervöse Braut nach oben verschwunden war, um sich fürs Bett zurechtzumachen? Für sein Bett.
    Will und der andere Diener, Eamon, hatten jedenfalls schon den Großteil des Geschirrs vom Brautmahl abgeräumt, - Kristall, Porzellan und das Silbergut, die schon seit Jahren nicht mehr aus dem Schrank geholt worden waren, alles ausgebreitet auf dem riesigen Mahagoni-Tisch, an dem selbst König Artus mitsamt seiner Tafelrunde Platz gefunden hätten. Die reine Verschwendung, all das gute Geschirr hierher zu bringen, genauso wie die Köstlichkeiten, die in der Menüfolge aufgetischt worden waren. Braut und Bräutigam hatten das meiste davon kaum angerührt. Madeline hatte kaum mehr als ein Spätzchen zu sich genommen, und Anatole, der für gewöhnlich wie ein Scheunendrescher reinhauen konnte, hatte heute Abend nur wenig Appetit verspürt. Zumindest nicht auf Essen.
    Der Burgherr nahm das Brandyglas mit zwei Fingern vom Tisch und trank einen tiefen Schluck. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit erfüllte ihn von neuem mit Hitze. Als wenn er dessen noch bedurft hätte. Seit Anatole am Morgen aus der Kirche gekommen war, hatte Ungeduld ihn erfüllt, und mittlerweile stand es so schlimm um ihn, dass er bereits ernsthaft erwog, alle Bedenken beiseite zu werfen und ins Schlafgemach hinaufzustürmen.
    Aber nein, die Erinnerung an ihre grünen Augen hinderte ihn daran; und wohl auch das leise Zittern in ihrer Stimme, als sie sich beschwert hatte, er sei so groß und rau. Das hatte ihn schließlich dazu bewogen, sie herauszufordern und ihm zu zeigen, wie sie denn geküsst zu werden wünsche.
    Verdammt! Was Madeline ihm gezeigt hatte, war überhaupt kein richtiger Kuss gewesen, nur ein Hauch, die Andeutung der Wärme in ihr. Keine Lippenberührung, welche die Leidenschaft eines Mannes zu stillen vermochte, sondern sie im Gegenteil noch angestachelt hatte. Doch hatte der Kuss in ihm etwas angerührt, Bedürfnisse, von denen er nicht geglaubt hatte, über sie zu verfügen. Verwirrenderweise wollte Anatole Madeline danach den Hof machen, sie umgarnen und ihr alles versprechen, was sie sich wünschte. Und in der Folge davon hatte er sich ja tatsächlich einverstanden erklärt, mit ihr nach einem Kompromiss zu suchen.
    Ausgerechnet er, der noch nie in seinem Leben jemandem zuliebe irgendwelche Zugeständnisse gemacht hatte. Zärtlich zu ihr sein? Anatole wusste nicht, ob er das konnte. Der Burgherr leerte das Glas und stellte es hart auf den Tisch zurück. Verdammt, er war so nervös, dass man meinen mochte, der Spross der St. Legers solle heute Nacht seine Unschuld verlieren.
    Vielleicht hätte er sich besser auf diesen Abend vorbereiten sollen. Anatole betrachtete seine schweren Hände. Die Rechte wie auch die Linke hätten eher einem hart arbeitenden Knecht gehören können als einem Gentleman. Warum hatte er sie nicht mit einer Salbe eingerieben, um wenigstens die Schwielen aufzuweichen.
    Und wie stand es mit einem Nachthemd? Der

Weitere Kostenlose Bücher