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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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zweite Chance. »Und von nun an wird es auch für die St. Legers keine zweite Chance geben, Herr Doktor«, flüsterte Rafael Mortmain und nahm noch einen kräftigen Schluck. Vielleicht einen zu großen, denn er musste heftig husten, und das bereitete ihm Brustschmerzen. Sein ganzer Körper schüttelte sich, und als er sich mit der Hand über den Mund wischte, blieb helles Blut an den Fingern zurück.
    Die Lungenflügel würden von innen aufgezehrt, hatte der Arzt in Boston ihm mitgeteilt und damit das Todesurteil über ihn gesprochen - Schwindsucht. Aber Rafael wusste, dass es sich bei diesem Leiden um etwas Unnatürliches, um etwas Heimtückisches handelte. Seine Krankheit kam aus der Seele. Jahre der unterdrückten Wut, der Bitternis und der Verzweiflung, der zunichte gemachten Träume und Hoffnungen hatten sich wie eine Säure in ihm ausgebreitet und sogar seinen Verstand angegriffen.
    Valentine St. Leger sollte für alles bezahlen. Der bloße Gedanke an die tadelnden, vorwurfsvollen Züge des Arztes rief bei Rafael den dringenden Wunsch hervor, diesem Mann die Hände um den Hals zu legen und kräftig und lange zuzudrücken ...
    Erst als die Fingernägel sich tief in seine Handteller gebohrt hatten, kam Rafael wieder zu sich und zwang sich zur Ruhe. Allmählich ging sein Atem wieder langsamer. Nein, Valentine zu töten, ginge viel zu rasch vonstatten, um seine Rache zu befriedigen ... wäre viel zu schnell vorüber.
    Deswegen plante Rafael etwas Subtileres ... und Grausameres. Und die ganze vornehme Abstammung dieses Arztes würde ihm nichts mehr nützen. Genauso wenig wie diese ererbten besonderen Fähigkeiten, dieses ganze romantische Getue. Sogar Zauberei sollte im Spiel sein. In Wahrheit würde es gerade diese Magie sein, welche Valentine am Ende den Untergang bereiten sollte. Mortmain griff in seinen Reisemantel und zog den Gegenstand heraus, den er an einer Kette um den Hals trug - einen Kristallsplitter. Der wirkte so stumpf und nichtig, dass sich für einen Moment die Nebel lichteten, die auf Rafaels Verstand lagen.
    Etwas Verwünschtes ging von diesem Stück Kristall aus, welches er den St. Legers gestohlen hatte. Es bewirkte etwas in ihm, etwas Unheimliches, Schreckliches und Fremdartiges.
    Noch wäre es nicht zu spät für ihn, diesen ganzen Wahnsinn zu beenden. Dazu müsste er nur ... müsste er nur ... Der Kristall fing das Licht ein und reflektierte es in Rafaels Augen. Damit war dieser Gedanke auf immer verloren. Mortmain schloss die Finger um den Splitter, der sich kalt anfühlte. Er sandte eine verwirrende Schwäche durch den Kranken, sodass dieser sich am Geländer festhalten musste.
    Bei Gott, Rafael wusste nicht, wie lange er noch die Reste seine Kräfte zusammenhalten konnte. Sobald das Schiff angelegt hatte, würde er ein Pferd suchen und so rasch wie möglich zum Dorf Torrecombe reiten müssen, wo die Burg St. Leger auf den Klippen aufragte. Das Wagnis, von jemandem gesehen und wiedererkannt zu werden, durfte für ihn keine Rolle mehr spielen.
    So krank, wie er war, was hielt der Galgen da noch für Schrecken für ihn bereit?
    Rafael wusste, dass er bereits dem Tod näher war als dem Leben. Und damit wurde der letzte Mortmain zu einem weit gefährlicheren Gegner als jeder seiner Vorgänger ...

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    1
    Der Wind rüttelte an den Fenstern, und die blasse Sonne thronte über einem Tag, welcher der jungen Frau endlos erschien. Die ganze Zeit wand Carrie Trewithan sich schon auf ihrem Bett. Als die nächste Wehe sie erfasste, presste die werdende Mutter die Hände auf den vorgewölbten Bauch und konnte den Schrei nicht länger zurückhalten. Die Amme beugte sich über sie und legte ihr ein kühles Tuch auf die schweißbedeckte Stirn. »Aber, aber, mein Liebes. Versuch, noch etwas durchzuhalten. Glaub mir, bald ist alles geschafft.«
    Sarah, die Amme, bedachte sie mit einem breiten, zahnlosen Lächeln, aber das konnte die Furcht in den Augen der alten Frau nicht überdecken.
    Irgendetwas ging hier furchtbar schief. Carrie lag schon seit siebzehn Stunden in den Wehen, fast die ganze vergangene Nacht hindurch, dann den Morgen über und nun auch schon in den Nachmittag hinein. So lange hatte die junge Frau noch nie für ein Kind gebraucht, und noch immer wollte der Säugling nicht kommen. Carrie sank ermattet in die Kissen ihres grob gezimmerten Betts zurück. Das strähnige braune Haar hatte endgültig alle Form verloren. Sie wusste, dass sie die Schmerzen nicht mehr lange aushalten

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