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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
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berechne ihren Kurs. Haben sie ein bestimmtes Ziel ins Auge gefasst?«
    »Auf der Planetenoberfläche gibt es einen kleinen Bereich, der eine atembare Atmosphäre zu enthalten scheint«, antwortete Lyla. »Wenn sie dort landen wollen, müssten sie nur ihren gegenwärtigen Kurs beibehalten.«
    »Wie könnte so etwas entstanden sein?«, fragte Xyon. »Eine Oase, in der Leben existieren kann, während der Rest der Oberfläche völlig unbewohnbar ist?«
    »Eine atmosphärische Anomalie«, schlug Soleta vor. »Oder ein Terraforming-Experiment, das vor langer Zeit von einem mittlerweile ausgestorbenen Volk eingeleitet wurde.«
    »Oder einem Volk, das sich immer noch hier aufhält«, warnte Kebron.
    »Der Ort der Stille – hier muss er sein«, sagte Si Cwan mit unverkennbarer Ehrfurcht. »Der Ort der Stille. Ich kann es noch gar nicht glauben … ich hätte niemals gedacht, dass ich ihn eines Tages mit eigenen Augen sehen würde …«
    »Was glauben Sie, Cwan, was Sie dort sehen werden? Das Angesicht Gottes?« Kebron schnaufte. »Absurd. Stimmen Sie mir zu, Soleta?«
    »Nicht unbedingt. Ich bin Wissenschaftlerin. Ich versuche, allen Möglichkeiten gegenüber offen zu bleiben.«
    »Sie, Soleta?« Es geschah nur selten, dass Kebron offene Überraschung zeigte. »Ihr Fachgebiet ist die Antithese zur Religion.«
    »Das würde ich nicht behaupten. Zum Beispiel heißt es in der jüdischchristlichen Bibel, dass Adam – die Metapher für den Beginn der Menschheit – von Gott den Auftrag erhielt, sämtliche Dinge der Schöpfung zu benennen.«
    »Und?«
    »Und das ist im Prinzip genau das, was ich tue. Ich forsche, ich studiere, ich versuche, den Dingen Namen zu geben. Es sind wissenschaftliche Bezeichnungen, aber trotzdem Namen. Ich definiere Dinge, die es bereits gibt. Man könnte also sagen, dass ich einen göttlichen Auftrag erfülle.«
    Kebron verdrehte die Augen. »Religiöser Unsinn! Es gefällt mir überhaupt nicht, wenn Sie sich so verhalten, Soleta.«
    »Wie?«
    »Wenn Sie die Rolle des Advocatus Diaboli spielen.«
    »Welche Rolle?«, fragte sie mit mephistophelisch erhobener Augenbraue.
    »Den Advokaten des Teufels …« Er unterbrach sich und schnaubte erneut.
    Soleta trat ans Sichtfenster und musterte den Planeten, der direkt vor ihnen lag. »Ich habe ein merkwürdiges Gefühl, was diese Welt betrifft. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Was für ein Gefühl?«, fragte Cwan.
    »Das Gefühl … dass wir es mit einem äußerst unwissenschaftlichen Phänomen zu tun bekommen.«

XIV

    Die Schreie setzten nicht sofort ein, und als sie einsetzten, waren sie anfangs noch leise …
    Riella hatte das Gefühl, als würde sich der Nebel, in dem sie seit so vielen Jahren gelebt hatte, langsam lichten – in dem Augenblick, als sie den Planeten betrat. Der Boden fühlte sich überraschend weich an unter ihren Füßen, beinahe wie ein Schwamm.
    »Ich bin heimgekehrt«, flüsterte sie.
    Rier war deutlich weniger begeistert von dem, was er sah, denn was er sah, war größtenteils gar nichts.
    Er konnte sich nicht erinnern, jemals eine ödere und uninteressantere Landschaft gesehen zu haben. Er konnte nicht glauben, dass es hier irgendwelche Reichtümer, irgendwelche Schätze oder irgendein Geheimnis der Unsterblichkeit gab. Hier gab es nichts.
    Gar nichts. Überhaupt nichts.
    Der Gegend war absolut uninteressant. Ein paar Anhöhen, ein paar Vertiefungen, mehr nicht. Kein Strauch, kein Grashalm. Nicht das winzigste Tier kroch über den gummiartigen Boden.
    Das einzig Faszinierende war der Himmel. In großer Höhe schienen sich Wolken in einem langsamen, aber stetigen Wirbel zu drehen. Sie waren dunkel, und gelegentlich blitzte es darin. Wie ein Sturm, der für immer kurz vor dem Ausbruch stand, ohne jemals seine volle Kraft zu entfalten.
    Und das alles geschah völlig lautlos.
    Rier strengte sein feines Gehör an, aber er konnte kein Geräusch wahrnehmen. Etwas bewegte die Wolken, aber hier gab es keinen Wind. Blitze zuckten über den Himmel, aber es gab keinen Donner. Es herrschte absolute Stille.
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte Omon, der sich bemühte, das Ausmaß seines Unbehagens nicht zu zeigen.
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich werde es herausfinden.« Er ging zu Riella hinüber. »So, Mädchen«, sagte er. »Jetzt sind wir hier. Du hast uns hierher geführt. Ist dies der Ort der Stille?«
    »Du wusstest die Antwort auf diese Frage schon, bevor du sie gestellt hast«, erwiderte sie.
    Er musterte sie verwundert.

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