ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
zeigte in die entsprechende Richtung. »Dort finden Sie Wasser und Seife und können sich waschen, wenn Sie möchten. Links am Ende des Flurs liegt ein Gästezimmer. Dort können Sie sich umziehen und den Schnitt auf Ihrer Stirn säubern.«
»Sie sind sehr freundlich«, sagte der Mann. »Ich bin Ihnen für alles äußerst dankbar, Ma’am.«
»Lynn«, sagte sie. »Mein Name ist Lynn Dickinson.«
»McCoy«, erwiderte er. »Leonard McCoy. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
»Gleichfalls«, sagte Lynn und machte einen flinken Knicks. McCoy sprach wie ein Kavalier aus dem Süden, auch wenn er nicht wie einer aussah – zumindest momentan nicht.
»Darf ich fragen, wo ich mich hier befinde?«
»Sie sind in Hayden«, sagte sie.
»Hayden«, wiederholte McCoy und fragte dann: »In Georgia?«
»Nicht ganz«, sagte Lynn. »Wir sind hier in South Carolina.«
McCoy nickte und erhob sich. »Nun, ich sollte Ihr Angebot wohl annehmen und mich waschen gehen«, meinte er. Mit Phils alten Kleidern in der Hand ging er durch den Flur. Er wirkte unsicherer als zuvor, sein Humpeln stärker. Lynn musterte das Bein, das er schonte, und entdeckte einen langen, ausgefransten Riss im Stoff der Hose. Sie glaubte auch einige rote Spritzer auf den schmutzigweißen herabhängenden Fäden zu sehen.
»Ist Ihr Bein schwer verletzt, Mister McCoy?«, fragte sie.
»Ich … habe einen heftigen Sturz hinter mir«, erwiderte er. »Ich bin dabei genau auf dem Bein gelandet.«
Lynn ging zu ihm. »Darf ich es mir mal ansehen?«, wollte sie besorgt wissen.
McCoy starrte sie einen Augenblick lang stumm an und gestand dann: »Ich habe mir einen ziemlich üblen Schnitt zugezogen.«
»Darf ich ihn sehen?«, bat sie erneut.
»Also gut«, sagte McCoy. Lynn kniete sich auf den Boden und hob sein zerrissenes Hosenbein an. Ein Stück Stoff von derselben grünen Farbe wie der, der sein Kleiderbündel zusammenhielt, war fest um die Wade gewickelt und verknotet worden. Ein großer roter Fleck verfärbte den notdürftigen Verband. Lynn berührte die Verletzung vorsichtig, und ihre Finger waren sofort voller Blut.
Sie stand auf und sah McCoy an. »Sie bluten«, teilte sie ihm mit. »Haben Sie Schmerzen?«
»Ja«, gab er zu.
»Sie brauchen einen Arzt.«
»Allerdings«, stimmte er zu.
»In Ordnung«, sagte Lynn. »Sie können sich waschen und anziehen und dann hier warten. Ich gehe in die Stadt und hole Doktor Lyles.«
Zu ihrer Überraschung lächelte McCoy. »Sie wissen doch gar nicht, wer ich bin«, sagte er.
»Aber ich weiß, dass Sie verletzt sind«, meinte Lynn. »Momentan ist das alles, was ich wissen muss.«
»Danke«, sagte McCoy.
»Ich komme so schnell mit dem Arzt zurück, wie ich kann«, versprach sie. Sie eilte aus dem Haus und lief sofort los. In der Scheune holte sie Belle Reve aus ihrem Stall, sattelte das Pferd so schnell sie konnte und saß auf. Sekunden später galoppierte Lynn die Tindal’s Lane hinunter Richtung Stadt.
Das Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs weckte ihn.
McCoy sah zur Tür. Er saß auf dem hölzernen Fußboden, den Rücken gegen den flauschigen kastanienbraunen Stoff des großen Sofas gelehnt. Sein Bein ruhte etwas erhöht auf den Überresten des Seesacks. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, nachdem er sich gewaschen und die Kleidung angezogen hatte, mit der er von Dickinson versorgt worden war. Doch durch das vordere Fenster konnte er sehen, dass der Nachmittag langsam in den Abend überging. Sein Körper schmerzte auf eine Weise, wie er es noch nicht getan hatte, als er am Morgen im Güterwagen aufgewacht war. Der Muskelkater nach einer Nacht auf einer harten Oberfläche war nichts im Vergleich zu den diversen Verletzungen, die er sich beim Sturz den Hügel hinunter zugezogen hatte.
Das Fahrzeug hielt vor dem Haus, und McCoy hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Kurz darauf erklangen Schritte auf den Stufen zur Veranda, und Dickinson betrat den Raum. Sie entdeckte ihn auf dem Fußboden und sagte: »Ich habe Doktor Lyles mitgebracht. Er wird sich gleich um Sie kümmern. Wie geht es Ihnen?«
»Besser, nun da ich mich gewaschen und umgezogen habe«, erwiderte er. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die notdürftig zusammengeknotete Schlinge wieder umzulegen. Er würde vorsichtig sein müssen, aber seine Schulter fühlte sich schon viel besser an.
»Das freut mich zu hören«, sagte Dickinson. Sie trug eine dunkelblaue Jeanshose und eine grüne gemusterte
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