ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
vor, die das Speichern der Träume im Langzeitgedächtnis unterdrückten. McCoy hatte sie hin und wieder eingenommen und auch positive Ergebnisse erzielt, aber er weigerte sich nach wie vor, dies regelmäßig zu tun.
Dennoch waren seine Nächte in letzter Zeit besonders unruhig geworden. Vor zwei Jahren, nach seiner Begegnung mit Sybok, hatten sie sich für eine Weile beruhigt, doch diese Erholungspause war nur kurz gewesen. Bereits seit einiger Zeit träumte er wieder von seinem eigenen Tod. Über die Jahre hatte er im Schlaf Visionen eines gewaltsamen Endes erlebt, doch in letzter Zeit erschienen ihm im Traum neblige, beunruhigende Bilder seiner eigenen Beerdigung. Sie waren undeutlich, wie die Erinnerungen an einen Gedanken oder die Gedanken an Erinnerungen, doch sie flößten ihm eine sehr echte Angst davor ein, verfrüht zu sterben. In der vergangenen Woche war er mehrere Male schreiend aufgewacht und hatte sich schwer atmend und mit hämmerndem Herzen an die Bettlaken geklammert. Er wusste nicht, ob er das diese Nacht erneut ertragen konnte.
McCoy streckte eine Hand aus und griff nach dem Fläschchen. Er öffnete es und ließ eine der kleinen weißen Kapseln auf seine Handfläche rollen. Er würde sie heute Nacht nehmen und morgen versuchen …
Eine Tonabfolge erklang aus dem Hauptbereich seines Quartiers und kündigte eine eintreffende Nachricht an. Er starrte für einen Moment auf die Tablette in seiner Hand, legte sie dann auf das Waschbecken und verließ das Badezimmer. Anschließend ging er zu seinem Schreibtisch und konsultierte den Computer, um herauszufinden, von wem die Nachricht stammte, die der Kommunikationsoffizier der Gamma-Schicht in sein Quartier weitergeleitet hatte. Als er den Ursprungsort sah, lächelte er: Ravent, Mantilles. Neben der Stadt und dem Namen des Planeten stand der des Absenders: McCoy, Joanna.
Er berührte eine Kontrolle und setzte sich an seinen Schreibtisch. Auf dem Monitor, der vor ihm in das Schott eingelassen war, erschien das Emblem der Vereinigten Föderation der Planeten. Nach einer Sekunde verschwand es wieder und wurde durch das Gesicht von McCoys Tochter ersetzt.
»
Hi, Dad
«, sagte sie.
»Ich hatte gehofft, dich zu erreichen.«
»Hi, Schatz«, erwiderte McCoy. Joanna sah gut aus, fand er. Sie trug ihr Haar nun kurz, doch selbst mit vierzig war es immer noch von einem natürlichen strahlenden Rot. Ihr Gesicht war ein wenig fülliger geworden, was ihr gut stand. »Ich bin gerade erst in mein Quartier gekommen und wollte gleich ins Bett gehen«, erklärte er. »Aber ich freue mich immer, von dir zu hören.« Der derzeitige Kurs der
Enterprise
hatte sie bis zu den Außenbereichen der Föderation und darüber hinaus gebracht. Daher befanden sie sich nun relativ nah am Pallas-XIV-System, zu dem auch Mantilles gehörte – zumindest nah genug, um Echtzeitkommunikation über Subraumrelais zu gewährleisten. In den vergangenen paar Wochen hatte McCoy drei Mal mit Joanna gesprochen, einmal sogar mehrere Stunden lang. Deswegen überraschte es ihn, dass er so schnell wieder von ihr hörte.
»Nun ja, ich wollte eben die Erste sein, die dir gratuliert«
, sagte sie.
»Allerdings bin ich sicher, dass mir das nicht gelungen ist.«
McCoy runzelte verwirrt sie Stirn. »Wozu willst du mir gratulieren, Schatz?«, fragte er.
Joanna hob überrascht die Augenbrauen.
»Hast du es etwa noch nicht gehört?«
, entfuhr es ihr.
»Da ich keine Ahnung habe, wovon du redest, muss ich die Frage wohl mit Nein beantworten.«
Joanna grinste breit.
»Das ist ja großartig«
, sagte sie fröhlich.
»Ich bin also tatsächlich die Erste, die dir gratulieren wird.«
Joannas offenkundiges Vergnügen freute ihn, aber ihm fiel immer noch kein Grund ein, warum man ihm gratulieren sollte. »Worum geht es denn?«, wollte er wissen. »Habe ich in der Argelianischen Lotterie gewonnen?«
»Nein«
, sagte Joanna,
»aber du hast den Zee-Magnees-Preis gewonnen.«
»Was?«, brachte McCoy hervor. Die Universität von Alpha Centauri vergab diese prestigeträchtige Auszeichnung in unregelmäßigen Abständen, wann immer das wissenschaftliche Gremium eine Leistung als seiner Anerkennung würdig betrachtete. Sie beschränkten sich dabei nicht auf ein bestimmtes Wissenschaftsfeld, sondern zogen eine große Bandbreite in Betracht, von Computerwissenschaft über Kybernetik, Chemie, Kosmologie und Anatomie bis hin zu Zoologie. »Woher weißt du das?«
»Ich habe es kurz vor Feierabend im Intranet des
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