ST - TOS 104: Der Friedensstifter
sie, tatsächlich mit ihm zusammenzuleben. Sie hatte immer wieder davon geträumt, wie es wäre, wenn er eintraf, wie sie ihm die angespannten Muskeln massierte, wie sie sich gemeinsam vor dem Abendessen entspannten, vielleicht bei einem Drink, während sie über ihren Tag sprachen oder sich einfach nur eine Weile schweigend in die Augen sahen.
Doch diese Fantasie begann sich zu verflüchtigen, sobald sie sein müdes Gesicht sah und löste sich endgültig in Luft auf, als er ihren Armen auswich und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab, um sich dann ächzend in den Sessel fallen zu lassen, den sie gerade geräumt hatte.
»Was ist geschehen?«, fragte sie nicht mehr ganz so mitfühlend wie zuvor.
»Ach, nichts«, sagte er. »Mr. Scott kehrte vorzeitig von dieser Party auf dem Planeten zurück, und dann hat er mich dabei erwischt, wie ich die Anzeigen der Warpkontrollen so umprogrammierte, dass es aussah, als würden sie ihm um die Ohren fliegen, wenn er den Computer zu einem Routine-Systemcheck auffordert.«
»Du hast
was
getan?«, fragte Lebrun. »Simon, das ist gefährlich!«
»Das hat Scotty auch gesagt. Neben anderen Dingen.« Er seufzte schwer.
»Warum hast du überhaupt so etwas Dummes getan?«, fragte sie ihn.
Er blickte auf und grinste sie matt an. »Um mich für den lächerlichen Streich zu rächen, den er uns mit deinem Ring gespielt hat. Das konnte ich doch nicht einfach auf mir sitzen lassen, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das mag ja sein, aber eine Umprogrammierung der Warpkontrollen ist nicht gerade die richtige Methode. Was wäre im Falle eines Notfalls passiert? Wir hätten alle …«
»Auf wessen Seite stehst du überhaupt?«, fragte er pikiert.
»Auf wessen Seite stehst
du
?«, gab sie unverzüglich zurück. »Du hättest uns alle wegen eines dummen Streichs in die Luft jagen können!«
»Nun mach mal halblang! Ich hätte gar nichts in die Luft gejagt.« Er erhob sich aus dem Sessel und stapfte in die Küche. Lebrun hörte, wie er einen Getränkewunsch eintippte, dann kehrte er mit einem großen Glas zurück, in dem sich eine dicke rote Flüssigkeit befand.
»Ist das schon wieder diese cetianische
Laliska
?«, fragte sie, obwohl sie längst wusste, dass es genau das war. Der stechende Geruch nach Knoblauch und Essig ließ daran keinen Zweifel aufkommen. »Du weißt doch, dass ich es nicht mag, wie du anschließend aus dem Mund riechst.«
»Dann setz dich nicht in meine Nähe«, erwiderte er und nahm demonstrativ am Esstisch in dem Sessel Platz, der am weitesten von ihr entfernt war. Obwohl genau vor ihm ein Untersetzer lag, stellte er das Glas direkt auf der Tischplatte ab, wo sich bereits ein Ring aus Kondenswasser bildete.
Jetzt war ihre Fantasie unwiederbringlich verloren. Kein gemütlicher Abend, während sie sich verliebt in die Augen schauten, keine Rückenmassage, die allmählich in zärtlichere Berührungen überging – nur diese Müdigkeit und Gereiztheit, gepaart mit trotzigen Antworten auf alles, was sie sagte. Sie stand vor ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, schwer atmend und bemüht, nicht in die Luft zu gehen, als er einen tiefen Schluck von seiner
Laliska
nahm.
»Simon Nordell«, sagte sie schließlich, »willst du wirklich, dass es so abläuft?«
»Ich?« Er starrte sie entrüstet an. »Warum ist es immer meine Schuld? Du warst es, die mich mit Fragen bombardiert hat, kaum dass ich zur Tür hereinkam.«
»Ich habe nur gefragt, was geschehen ist.«
»Und ich habe es dir gesagt. Könnte ich mich jetzt vielleicht eine Minute lang entspannen, ohne dass dieses Sicherheitsverhör weitergeht?«
Die Sicherheit! Jedes Mal, wenn sie versuchte, ihren Standpunkt zu vertreten, schob er die Schuld auf ihren Beruf. Als könnte sie aus eigener Kraft keine Entschlossenheit aufbringen!
»Gut«, sagte sie, als sie plötzlich ihre Entscheidung getroffen hatte. Sie ging ins Schlafzimmer und zerrte die Tagesdecke vom Bett. Dann kam sie zurück und warf sie auf die Couch. »Entspann dich, solange du willst, aber tu es dort, denn genau dort wirst du diese Nacht verbringen.« Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück, schlug auf den Bitte-nicht-stören-Knopf, und während die Tür zwischen ihnen beiden zuglitt, rief sie: »Und lass dir nicht einfallen, hier ohne Entschuldigung einzudringen!«
Falls er darauf etwas erwiderte, wurde es von der Schalldämpfung des Zimmers verschluckt.
Sie setzte sich auf die Bettkante, und ihr wurde plötzlich bewusst, wie klein das Bett eines
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