ST - TOS 104: Der Friedensstifter
Dann wandte sie sich wieder an Harry. »Was sagen Sie? Wollen Sie mich nicht begleiten?«
Harry seufzte. »Angesichts der aufregenden Karrierechancen, die mir hier geboten werden, und der sehr restriktiven Reise- und Kommunikationsbestimmungen denke ich, dass ich auf der
Enterprise
wohl doch besser aufgehoben wäre.«
Lebrun hatte ihre Gastgeber mit ihrer Bitte um Rückkehr zur
Enterprise
dermaßen entsetzt, dass sie beide sich daraufhin einen ausführlichen Vortrag über all die Gründe anhören mussten, aus denen das nicht ging. Letztlich liefen sämtliche Erklärungen auf die Aussage »Weil es nicht erlaubt ist« hinaus. Also schob sie ihre Unwissenheit vor und versprach, sich in ein neues Leben zu fügen, wie es von ihr erwartet wurde. Natürlich nahm sie sich vor, die erstbeste Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. Dazu benötigte sie im Prinzip nur einen Sender – sie konnte sich sogar einen aus einer Batterie und einem Draht basteln, um dann mit einem Unterbrecherkontakt ein SOS-Signal zu senden. Die Systeme zur Notrufüberwachung an Bord des Schiffes würden ihren Aufenthaltsort sofort lokalisieren, und die Sensoren würden der Besatzung verraten, wer da um Hilfe rief.
Aber sie musste es möglichst bald tun, bevor die
Enterprise
das Nevis-System verließ. Sonst würde sie hier auf ewig festsitzen.
»Ich denke, meine Religion erlaubt es mir, mit elektronischen Geräten zu arbeiten«, sagte sie zum Einweiser. Damit würde sie in kürzester Zeit die Ausrüstung zur Verfügung haben, die sie benötigte.
»Eine ausgezeichnete Entscheidung«, sagte er. »Und was ist mit Ihnen?«
»Könnte ich es nicht auch damit versuchen?«, fragte Mudd.
Der Einweiser schüttelte den Kopf. »Nein, ich fürchte, das ist nicht möglich. Sie dürften ohnehin nicht zusammenbleiben, wie Sie vielleicht verstehen. Die Regeln verlangen, dass Sie nach der Einführungsphase getrennt werden, damit Sie wirklich ein neues Leben beginnen können.«
Das verkomplizierte die Angelegenheit. Wenn Mudd und sie getrennt wurden, müsste sie allein mit dem Schiff Kontakt aufnehmen. Das wäre bestimmt nicht schwieriger, als wenn sie seine Hilfe gehabt hätte, und es machte es womöglich sogar einfacher, wenn sie ihn nicht ständig im Auge behalten musste. Andererseits hatte er Erfahrungen mit dem Leben am Rande einer Gesellschaft, und das konnte recht nützlich werden, falls sie sich eine Weile verstecken mussten.
Sie blickte sich erneut im Zimmer um. Ein kleines, unscheinbares Büro, das recht gut gegen die angrenzenden Räume schallisoliert war, keine Wachen vor der Tür … Es war vielleicht die beste Gelegenheit, die sie sich wünschen konnte. Mit einer geschmeidigen Bewegung stand sie auf, griff über den Schreibtisch, riss den Einweiser an den Haaren nach vorn und packte mit der anderen Hand seine Kehle, damit er nicht schreien konnte. Mudd schrie lauter als der Einweiser, aber es war nur ein kurzer Laut der Überraschung.
Lebrun ließ das Haar des Mannes los und griff nach einem Unterarm. »Halten Sie seinen anderen Arm fest«, zischte sie Mudd zu.
Er brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, und noch etwas länger, um den wild um sich schlagenden Arm zu packen, aber Lebrun hielt dem Mann weiterhin die Kehle zu, sodass es eigentlich keine Rolle spielte. Seine Beine stellten kein Problem dar, nachdem sie ihn auf die Schreibtischplatte gedrückt hatte, obwohl er sicherlich eins hätte freibekommen können, um damit gegen die Wand zu schlagen. Doch zu solchen Gedankengängen schien er im Augenblick nicht in der Lage zu sein. Seine Atmung und sein Blutkreislauf waren unterbrochen, und Lebrun musste ihn nur noch ein paar Sekunden lang festhalten, bevor er auf dem Schreibtisch zusammensackte.
»War das wirklich notwendig?«, fragte Mudd, nachdem der Mann erschlafft war. »Jetzt sind wir bereits auf der Flucht.«
»Wollen Sie versuchen, sich auf eigene Faust hier durchzuschlagen?«, fragte Lebrun zurück. Sie zerriss die Ärmel und Hosenbeine des Prastorianers und fesselte ihn mit den Stoffstreifen. Diesen Trick hatte sie in der Sicherheitsausbildung gelernt.
»Bisher bin ich immer ganz gut allein zurechtgekommen«, sagte Mudd stolz, fügte dann jedoch hinzu: »Aber Sie haben recht, wir müssen zusammenbleiben.«
Nachdem der Einweiser verschnürt war, durchsuchte Lebrun die Schubladen seines Schreibtisches. Sie fand einen Disruptor und mehrere unterschiedlich geformte Metallröhren an einem Ring – offenbar Schlüssel –, die sie einsteckte,
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