ST - TOS 104: Der Friedensstifter
Hintergründe zu erfahren. Er wandte sich wieder Chekovs Betreuerin zu und sagte: »Ganz gleich, was mit uns geschehen ist, wir müssen in unser Schiff zurück.«
Ihr Gesicht nahm einen entsetzten Ausdruck an, als hätte er gerade vorgeschlagen, nur zum Spaß jemanden umzubringen. »Nein, das ist … das geht nicht«, stammelte sie. »Es ist niemandem erlaubt, mit Personen aus dem früheren Leben Kontakt aufzunehmen. Sie sind jetzt Distrellianer. Sie werden hier leben und arbeiten und für Distrel kämpfen, wenn Sie das nächste Mal in den Krieg ziehen.«
Das erklärte zumindest das Badehaus. Wenn in dieser Zivilisation der Heimatplanet dadurch bestimmt wurde, in welche Farbe man gekleidet war, verlor man schneller seine Bindungen an die bisherige Heimat, wenn man ohne jede Kleidung hier eintraf. Und ohne Bewaffnung konnte man keine so großen Schwierigkeiten machen, falls man wild entschlossen war, weiter seinem Feindbild anzuhängen. Doch hier machte es den Eindruck, als wären die Leute darauf konditioniert worden, alles hinter sich zu lassen, wenn sie »starben«, um ihre neue Heimat bereitwillig zu akzeptieren und ohne Reue den ersten Schritt in ein neues, besseres Leben zu tun.
»Und wenn wir ein zweites Mal sterben, kommen wir nach Arnhall«, sagte Kirk, während das Bild allmählich klarere Formen annahm. »Ich fürchte, das ist keine sehr wünschenswerte Alternative.«
»Es ist die einzige Alternative, die Sie haben.«
Kirk fand es sehr irritierend, sich mit einer nackten Frau auseinanderzusetzen, die er nicht einmal näher kannte, doch der Ernst der Situation half ihm, sich zu konzentrieren. »Hören Sie«, sagte er. »Wir sind keine Nevisianer. Wir wurden versehentlich in diese Sache hineingezogen. Wir gehören nicht hierher. Lassen Sie uns mit unserem Schiff Kontakt aufnehmen, dann kehren wir an Bord zurück, und beide Seiten gehen ihrer Wege.«
»Es gibt keine Ausnahmen«, sagte die Frau. »In diesem Punkt sind die Regeln sehr streng. Wenn Sie versuchen sollten, Ihr Schiff zu kontaktieren, wird man Sie ins Gefängnis werfen.«
Kirk lehnte sich zurück, um darüber nachzudenken. Es klang alles nach einem einfachen Missverständnis, doch seine Erfahrungen mit fremden Kulturen brachten ihn zu der Überzeugung, dass dem vermutlich nicht so war. Die meisten isolierten Völker waren überraschend intolerant gegenüber alternativen Interessen. Hier bestanden sie nicht nur darauf, dass Besucher von außen genauso wie sie lebten, sondern auch, dass sie gemäß der herrschenden Gepflogenheiten starben.
Scotty hatte geduldig das Gespräch zwischen Kirk und der Frau verfolgt, doch als der Captain nun verstummt war, sagte er: »Es gibt da nur ein winziges Problem. Die Besatzung der
Enterprise
weiß nicht, dass wir noch am Leben sind. Sie werden nach unseren Überresten suchen, aber sie werden auf dem falschen Planeten suchen. Irgendwann werden sie es aufgeben und zur Tagesordnung übergehen. Dann sind wir hier gestrandet. Für uns gibt es kein freudiges Wiedersehen in Arnhall.«
Die Frau zuckte mit den Schultern. »Freunde zu verlieren gehört zum Krieg. Genau das soll uns dieses System bewusst machen.«
»Aber was ist mit unseren Leuten?«, fragte Sulu. »Sie werden um uns trauern und niemals erfahren, dass wir gar nicht gestorben sind. Das ist viel schlimmer als das, was Ihr Volk erdulden muss.«
»Hmm«, sagte die Frau. Sie dachte eine Weile darüber nach, doch bevor sie antworten konnte, meldete sich eine von Sulus Betreuerinnen zu Wort. »Aber es ist doch nicht mehr, als Ihr Volk normalerweise erdulden muss, oder?«
»Wie meinen Sie das?«, fragte er sie.
»Ich meine, wenn es für Ihr Volk normalerweise kein Leben nach dem Tod gibt, wird man genauso wie unter normalen Umständen reagieren, ob Sie nun hier wiederbelebt wurden oder nicht. Für Ihre Hinterbliebenen ändert es überhaupt nichts. Und für Sie ist es eine zweite Chance. Ein neues Leben.«
»Wir waren mit dem alten eigentlich recht zufrieden«, erwiderte Kirk.
»Im neuen wird es Ihnen zweifellos genauso gehen«, entgegnete sie.
Kirk erkannte, dass sie einfach nicht verstand, was die ganze Aufregung sollte. Kein Nevisianer konnte es verstehen. Dieses Volk sah das Problem überhaupt nicht, weil der Tod für sie keine große Sache war. Genauso wie manche religiöse Fanatiker in vergangenen Jahrhunderten auf der Erde waren sie völlig davon überzeugt, dass sie ihre Belohnung im Jenseits erhalten würden, sodass ihnen das Diesseits gar
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