Staatsanwalt sucht Polizist
denn für ein merkwürdiges Spiel sein? Bist du schüchtern?“, äffte Gabi nach und bekam einen Lachanfall. Offenbar hatte sie auch ein paar Gläschen zu viel.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, erklärte ich, was es mit dem Spiel auf sich hatte. „Man legt seine Hand auf das Knie des Geliebten und fragt, ob er schüchtern sei. Bei ‚nein‘ rutscht die Hand höher, bis sie da angekommen ist, wo sie hingehört .“
„Pah, Männer!“, warf Christine abwertend ein.
„Wieso?“, wollte ich von ihr wissen.
„Mal ehrlich, Marten! Die Hand ist da angekommen, wo sie hingehört? Eine Hand gehört an den Arm, bei Kälte in einen Handschuh, ansonsten nirgendwohin.“
„Okay, dann drücke ich mich anders aus. Die Hand ist da angekommen, wo ich sie haben wollte. Besser?“
Christine nickte zufrieden. Mann, konnten Frauen kleinlich sein. Alles legten sie auf die Goldwaage.
„Irgendwie kam aber keine Reaktion von ihm. Er hat sich dann auf sein Bett gelegt – auf den Bauch – und ich habe seine Schultern massiert. Als ich meinte, er könne sich auch umdrehen, erwiderte er, dass ginge leider nicht.“
„Das war ja ’ne ganz harte Nuss“, warf Kevin ein.
Ich nickte. „In der Tat, das war er …“ Oh, ich liebte es, zweideutige Bemerkungen zu machen und andere Leute zum Nachdenken zu animieren.
„Nun erzähl schon endlich weiter …“, unterbrach mich Klaus, der sich mittlerweile wieder beruhigt hatte.
„Einen Tag später sind wir mit dem TGV nach St. Malo gefahren, ins Landhaus seiner Großeltern. Die ganze Familie war anwesend. Da Sébastiens Vater Baron war, verbrachten wir unseren Sommerurlaub en Campagne. Wir hatten ein Zimmer mit zwei Betten, die wir auf meinen Vorschlag hin zusammengeschoben haben. Als ich eines Nachts auf dem Bauch lag und schlief, wachte ich plötzlich auf. Ich fühlte eine Hand an meiner rechten Kniekehle. Dann hauchte mir Séb ins Ohr Bist du schüchtern?“
„Oh!“, stöhnte Klaus völlig entrückt, doch ich ließ mich jetzt nicht mehr unterbrechen.
Mir war, als sei es gestern gewesen. „Ich lächelte. Mais non! Aber nein, und seine Hand kam immer höher, Stück für Stück. Ich habe mich umgedreht, bin näher an ihn herangerückt und fing an, ihn zu streicheln. Naja“, seufzte ich, „erst harmlos oberhalb der Decke, dann ging es unter die Decke und peu à peu tiefer und intensiver. Geküsst haben wir uns nicht – er wollte nicht …“
„Warum das denn nicht? Ich dachte, nur Prostituierte stellen sich da so an“, warf Lissy entrüstet ein.
„Küssen gehört doch dazu“, bestätigte Gabi und nahm Lissys Hand.
„Genau. Küssen ist doch fast das Wichtigste..
Ich sah Patrizia an. „Das ist eine weit verbreitete Frauenmeinung. Ihr wollt immer küssen. Das ist für euch schon das halbe Vorspiel.“
„Na und? Is‘ doch nich’ schlimm. Euch Männer bringt man ja nur in Fahrt, wenn ihr an eurem Ding berührt werdet“, meldete sich Christine abfällig zu Wort.
Ich hob abwehrend die Hände. „Okay, wir haben hier ganz eindeutig zwei Lager! Ein Frauenlager und ein Männerlager. Wir wissen unsere Vorzüge zu schätzen, ihr eure. Belassen wir es dabei.“
Damit waren die Damen der Schöpfung einverstanden. Prima!
„Und wie ging es weiter“, fragte Klaus voller Spannung.
Ich grinste. „Ähm … das ist privat!“
„Och nee“, jammerte er auf und schlug sich – sanft – auf die Schenkel. Auch Kevin machte ein enttäuschtes Gesicht.
Aber ich blieb hart. Der Rest war mein Bier.
* * *
Weit nach Mitternacht löste sich unsere kleine Runde auf. Ich machte mich auf den Weg zur Bahn und war ganz überrascht, als ein Auto neben mir hielt.
„Hey, Marten!“ Es war Kevin. „Soll ich dich mitnehmen? Wo musst du denn hin?“
„Zur Bahn. Wobei, ich kann die paar Meter auch zu Fuß laufen. Aber danke!“
„Ach, komm schon. Ich nehme dich mit. Es ist spät und kalt. Sei kein Frosch!“
Also stieg ich ein und ließ mich nach Hause kutschieren. Zuhause angekommen stellte Kevin den Motor ab und fragte, ob er noch mit hochkommen könnte. Eigentlich war mir gar nicht danach zumute. Ich hätte mir eher gewünscht, dass Nico jetzt an seiner Stelle da säße, aber das behielt ich vorerst für mich. Zähneknirschend nahm ich ihn mit nach oben. Ich bot ihm einen Kaffee an, trank aber selbst nur noch ein Mineralwasser. Als er eindeutige Bemerkungen fallen ließ, die sein Interesse bekundeten, ließ ich ihn charmant abblitzen. Mein Herz war
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