Staatsanwalt sucht Polizist

du?“
    Hä? Habe ich irgendwas nicht mitgekriegt? Ich dachte, ich hätte ihm bei unserem Treffen deutlich gemacht, dass ich schwul war. Ist mir wohl misslungen!
    „Ich werde wohl eher nicht heiraten. Ist ja in Deutschland verboten. Ich kann nur eine Lebenspartnerschaft eintragen lassen.“
    „Wieso das denn?“
    Hallo Nico! Jemand zu Hause? Du lebst wohl auf dem Mond und nicht in Lüneburg, was?
    „Ähm, na ja. Ich kann mit Frauen sexuell nichts anfangen“, erwiderte ich vorsichtig.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich im Hintergrund immer das leise Stimmengewirr seiner Freundin gehört. Jetzt war es plötzlich mucksmäuschenstill. Er musste den Raum gewechselt haben. Und mit einem Mal war er wie ausgewechselt. Er stellte mir eine Frage nach der nächsten und quetschte mich aus wie einen Schwamm.
    „Echt? Und wie war dein Coming-out? Hattest du nicht gesagt, du warst mit einer Miriam zusammen?“
    „Stimmt. War ich. Aber Miriam wusste von Anfang an, dass ich auch auf Männer stand.“
    „Und woher? Hast du ihr das gesagt?“
    „Brauchte ich gar nicht. Als ich sie kennengelernt habe, war ich gerade mit einem Mann zusammen.“
    „Krass!“ Nico räusperte sich. „Und wie ist das bei dir beruflich?“
    „Hm, eigentlich kein Problem. Ich mache kein Geheimnis draus. Klar, ich laufe nicht überall herum und erzähle jedem, dass ich schwul bin. Aber heutzutage ist das kein Tabu mehr. Bei den Juristen gibt es viele Homosexuelle. Es ist akzeptiert. Wohingegen ich denke, dass es in anderen Berufen, wie beim Bund, bei der Feuerwehr oder Polizei doch noch problematischer ist. Weniger toleriert.“
    „Da könntest du recht haben“, stimmte mir Nico nachdenklich zu. „Und seit wann weißt du es?“
    „Eigentlich schon immer. Andererseits habe ich immer davon geträumt, irgendwann ein eigenes Haus, eine Frau, drei bis fünf Kinder und einen Hund zu haben. The American Dream!“
    Nico lachte leise. „Ja …“
    „Es gibt aber auch ganz viele Männer, die sich ihre Neigungen erst viel später eingestehen. Mein Patenonkel zum Beispiel war verheiratet und hat zwei Kinder. Mit fünfunddreißig hat er sich scheiden lassen und lebt jetzt mit einem festen Partner zusammen. Und Justus, ein Studienfreund genauso. Hat geheiratet, Kinder gekriegt und ist jetzt glücklich geschieden. Auch in festen männlichen Händen.“
    „Hm! Und du hast keine negativen Erfahrungen gemacht?“
    „Nee … hey, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Hamburg ist eine Großstadt. Die Menschen hier sind tolerant. Ich möchte mich auch, ehrlich gesagt, nicht verstecken. Wer damit nicht klarkommt, dass ich schwul bin, der hat Pech gehabt.“
    Nico sagte nichts dazu. Ich konnte förmlich spüren, wie es in seinem Kopf arbeitete.
    „Ich weiß, dass es viel Heteros gibt, die mit Homosexuellen nicht klarkommen. Aber im Grunde genommen haben die nur Angst vor ihren eigenen Gefühlen. Laut einiger Biologen und Psychologen hat sogar jeder Mensch einen gewissen Grad an gleichgeschlechtlichen Neigungen. Mein Kumpel Christian aus Schultagen, hetero, war mal mit mir in einer Schwulendisco. Der ist mit dem Arsch an der Wand entlang gerobbt, weil er Angst hatte, dass man ihn vergewohlferkeln würde.“
    „Und? Ist es nicht so?“
    „Ach Quatsch! Alles Ammenmärchen. Wenn man von einem Mann angebaggert wird, dann kann man auch ganz einfach ablehnen.“
    „Was hat denn deine Familie dazu gesagt?“, bohrte Nico weiter.
    Ich schmunzelte. „Meine Mutter hatte so etwas schon vermutet. Und als ich es meinem Vater erzählt habe, war der total ruhig und hat eher interessiert nachgefragt.“
    „Was denn zum Beispiel?“
    „Was ich an Männern besser finde.“
    „Und was wäre das?“
    „Ehrlich gesagt, wissen Männer besser Bescheid über die Bedürfnisse eines Mannes. Sie sind in vielerlei Hinsicht beim Sex nicht so distanziert wie eine Frau.“
    „Was kann denn ein Mann, was eine Frau nicht kann?“
    Ich musste unwillkürlich grinsen. Das Gleiche hatte mich Julia auch schon mal gefragt. „Willst du es wirklich wissen?“
    „Ja!“
    Also gut, Marten! Nimm ihm die Ängste, aber sei nicht zu schonungslos. Er ist ein verschüchterter Neulingshase, der zum ersten Mal aufs freie Feld gelassen wird. „Ein Mann ist besser beim Blasen. Hingebungsvoller. Eine Freundin hat mal zu mir gesagt, sie mag es halt nicht immer, weil ihr Mann auch mal zu sehr nach Penis riecht und es Tage gebe, da hat sie keinen Bock drauf. Es ist halt doch ein anderes Geschlecht und