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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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ein fremder Geruch. Ich glaube, Männer haben ein anderes Interesse am männlichen Körper. Als würdest du dein Spiegelbild liebkosen. Es ist purer Narzissmus. Und mal Hand aufs Herz, Nico! Hast du schon mal eine Frau erlebt, die ausschließlich den Körper des Mannes befriedigt, ohne dabei an sich selbst zu denken? Ein Mann kann das.“
    „Eine Frau nicht. Das liegt sicher daran, dass sie sich fortpflanzen muss. Wenn sie einen Orgasmus hat, gelingt die Fortpflanzung besser, weil die Spermien besser eindringen können. Hab ich mal gelesen“, fügte er schnell hinzu.
    Aha!
    „Und wie lernst du Männer kennen? Ich meine, woher weißt du, dass der andere auch schwul ist?“ Nico atmete schwer. Er war absolut angestrengt und wissbegierig.
    „Ich würde sagen, ich habe mittlerweile ein gutes Gespür dafür. Ich komme ins Gespräch und schätze mein Gegenüber ab. Es gibt da so ein paar sichere Zeichen …“
    „Welche denn?“, wollte Nico wissen. Die Luft knisterte zwischen uns – oder war das die schlechte Verbindung?
    „Zum Beispiel langer Augenkontakt“, so wie du mich in der Bahn ununterbrochen angeschaut hast, „schnelles, positives Reagieren auf Einladungen“, so wie du in der Bahn, „und Heteros bringen ganz schnell ihre Frauen oder Freundinnen ins Spiel, wenn sie merken, dass sie angebaggert werden.“ Das, was du nicht getan hast. Ich meine, hallo! Danke-Anke stand genau hinter ihm, während ich mit ihm gesprochen habe. Die ganze Bahnfahrt über hatte sie keinen Mucks von sich gegeben und Nico hatte sie mit keiner einzigen Silbe ins Spiel gebracht.
    „Na ja, Partner nehmen ja auch viel Platz im Leben ein …“, erwiderte Nico.
    „Bingo! Genau. Und deshalb stellen viele gleich die Fronten klar.“
    „Und wie siehst du das mit Kindern?“
    „Ich bleibe wohl oder übel nur Patenonkel. Männer können ja schlecht Kinder mit Männern zeugen. So weit ist die Menschheit noch nicht.“
    „Würdest du Kinder adoptieren?“
    „Ja, mit dem richtigen Partner an meiner Seite. Ich mag Kinder.“ Stille.
    „Warum ich dich eigentlich angerufen hatte, Nico …“
    „Ja?“
    „Ich bin morgen beruflich in Lüneburg und wollte fragen, ob du nicht Lust und Zeit hast für ein kleines Mittagessen?“
    „Super Idee. Ich habe zwar heute noch Nachtschicht, aber das macht nix.“
    „Oh nee. Wenn du heute Nachtschicht hast, bist du morgen gegen zwölf Uhr noch nicht wach. Ich will nicht, dass du wegen mir auf deinen Schlaf verzichtest.“
    „Das macht mir wirklich nichts aus“, widersprach Nico, doch ich blieb standhaft. Stattdessen schlug ich ihm vor, am Samstag gemeinsam zu einer Juristenparty zu gehen.
    „Ich spreche mal mit Anke, ob sie schon was vor hat. Sonst komme ich gerne mit. Wollen wir uns vielleicht nächste Woche treffen? Anke ist dann nicht da.“
    In deiner Wohnung mit deiner angepriesenen Matratze? Gerne doch!
    „Ja, super! Ich könnte am Montag, Dienstag und Mittwoch.“
    „Wann denn nun? Montag, Dienstag oder Mittwoch?“
    „Montag, Dienstag und Mittwoch. Also nur, wenn du kannst oder willst“, erwiderte ich verlegen.
    Nico lachte. „Na, über das Wollen-Stadion sind wir doch schon hinaus. Dann treffen wir uns am Dienstagnachmittag um halb fünf, okay? Ich muss allerdings um neun zur Nachtschicht.“
    Wie soll ich das denn jetzt verstehen? Gehst du auf Nummer sicher? Mal gucken, ob der gute Marten verspricht, was er an Eindruck letztes Mal hinterlassen hat … aber der Keuschheitsgürtel der Nachtschicht wird trotzdem angeschnallt? Na gut! Ich nehme lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Meine Oma hat immer gesagt: Kind, übe dich in Bescheidenheit! Das tue ich dann mal, Oma.
    „Okay, dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag, einen schöne Woche und vielleicht bis Samstag“, leitete ich die Verabschiedung ein. Ich merkte, wie Nico herumdruckste. Es fiel ihm offensichtlich schwer, das Telefonat zu beenden. Wie süß! „Ich muss mir jetzt unbedingt was zu essen holen. Du rufst an wegen Samstag, okay?“
    „Okay“, versprach Nico.
    Schweren Herzens legte ich den Hörer auf und ging in die Küche.
    Später am Abend fiel mir schreckensheiß ein, dass ich Jürgens dreißigjähriges Dienstjubiläum vergessen hatte. Guter Gott! Ich schreibe lieber noch schnell eine SMS, bevor ich ins Bett gehe. Er hat sicher den ganzen Tag auf meinen Anruf gewartet und gehofft, dass wir uns treffen. Und ich hab‘s verpatzt.
       
    Hi, Jürgen,
    herzlichen Glückwunsch zum 30jährigen

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