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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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Dienstjubiläum. Sorry, dass 
    ich mich erst jetzt melde. Habs total verschlafen. Mach‘ ich morgen bei 
    ‘ner Tasse Kaffee wieder gut, okay?
    LG, M.
       
    Hi Marten
    (Oh, das fängt ja schon mal schlecht an! Er ist sauer!)
    Mein Tag ist versaut. Habe den ganzen Tag auf Deinen Anruf 
    gewartet. Dachte, wir treffen uns und feiern.
    G, J .
       
    Okay, Marten. Jetzt musst du was wieder gutmachen. Bisher hatte ich immer gedacht, wir seien ‚nur‘ gute Freunde. Ich meine, hey, auch Schwule können einfach nur so platonisch miteinander befreundet sein, oder? Immerhin gab es auch ganz normale Freundschaften zwischen Heteros!
    Anscheinend spielte ich eine größere Rolle in Jürgens Leben als ich dachte. Mann, war ich gefrustet. Jetzt hatte ich noch ein Problem an der Backe.
       
    Tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe. Lass uns morgen treffen.
    LG, Marte n
       
    Café Schöne Aussichten, 16.00 Uhr. Warte dort auf dich!
    G, J.
       
    Werde da sein! Versprochen.
    LG, M.
       
    * * *
       
    Müde und erschöpft packte ich meine Sachen ein und stürmte aus dem Gerichtssaal. Die Verhandlung hatte länger gedauert, als geplant und so war es mittlerweile sechzehn Uhr. Treffpunktzeit mit Jürgen. Na toll! So schnell mich meine untrainierten Füße trugen – ich muss unbedingt mal wieder in den Fitnessclub und was für meinen Body tun! – lief ich zur Bahn. Unterwegs kramte ich mein Handy heraus und tippte eine Nachricht für Jürgen, dass ich mich verspätete.
    Als ich um halb fünf endlich das Café Schöne Aussichten an der Alster betrat, saß Jürgen mit versteinerter Miene an einem der hinteren Tische und starrte aus dem Fenster. Ich hasste solche problembeladenen Situationen. Da unterschied ich mich wohl kaum von anderen Männern.
    „Hallo, Jürgen! Tut mir leid, im Gericht war die Hölle los. Die Verhandlung war nur für eine Stunde angesetzt und hat sich dann über drei Stunden hingezogen. Aber das kennst du ja. Steckt man nich‘ drin.“
    Jürgen wandte den Kopf und schaute mich mit seinen traurigen Dackelaugen an. „Ich bin dir nicht wichtig!“
    Guter Gott, hieß es nicht, ‚wenn du denkst, schlimmer kommt es nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her‘? Es war dunkel. Stockdunkel. Vielleicht hätte ich mich heute doch lieber mit Nico treffen sollen. Das wäre erbaulicher gewesen als das hier. Aber gut, nun müssen wir wohl da durch, mein Magen und ich. Tapfer lächelte ich ihn an. Junge, du weißt gar nicht, wie viel Überwindung du mich gerade kostest. Normalerweise würde ich aufstehen und gehen.
    „Nun ist aber mal gut, Jürgen! Gestern hatte ich viel zu tun und heute kam ich nicht eher weg. Kein Beinbruch. Hast du schon was bestellt?“
    Jürgen zeigte wortlos auf seine leere Kaffeetasse. Ich nahm mir die Getränkekarte vom Nachbartisch und überflog sie.
    Eine junge Frau kam lächelnd auf mich zu. „Was darf ich dir bringen?“, flötete sie.
    „Einen Cappuccino, einen Café Latte für meinen Freund und zwei Stück heißen Apfelkuchen mit viel Schlagsahne und Schokoladensoße.“
    „Willst du mich umbringen?“, fragte Jürgen, als die Bedienung davon gerauscht war.
    „Wieso?“
    „Na, der Café Latte ist nur in halben Literkannen zu haben und dazu noch so eine dicke Kalorienbombe.“
    Ich lachte. „Also, Jürgen! Das kannst du dir doch wohl erlauben. Bist doch schlank und rank.“
    „Das schon, aber älteren Semesters. Meine Cholesterinwerte sind am explodieren. Nach der Portion kannst du mich mit einem Herzinfarkt einweisen lassen.“
    „Nun übertreib mal nicht. Du solltest vielleicht wieder mehr Sport machen und unter Leute kommen. Würde dir ganz gut tun.“
    „Ach, das sagt ja der Richtige. Wann warst du denn das letzte Mal beim Bodyforming im Fitnessclub? Dein piekfeiner Schuppen kostet dich ja immerhin ‘ne ganz schöne Stange Geld.“
    „Ich weiß. Ich habe mir fest vorgenommen, wieder öfters hinzugehen. Gleich morgen fange ich damit an. Könnte dir auch nicht schaden. Kannst ja mitkommen. Man kann immer mal einen Freund mitnehmen.“
    „Dafür bin ich zu alt.“
    „Ach! Bist du das?“, schmunzelte ich. „Aber zum Schmollen bist du nicht zu alt, ja? Ich meine, ich kann ja verstehen, dass du enttäuscht bist, weil ich dein Jubiläum vergessen habe, aber das ist kein Grund, sich wie ein dreijähriges Kind zu verhalten. Mein Neffe hat mehr Anstand als du.“ Unsicher sah ich Jürgen an. War ich zu weit gegangen? Manchmal musste man Jürgen –

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