Staatsanwalt sucht Polizist
überrascht, als er mir einen Kuss auf die Wange gab. Was war das denn?
Ich versuchte es zu ignorieren und nahm ihm die Jacke ab. Er trug wieder seine gerade geschnittene Bluejeans, ein hellblau-kariertes Hemd und darüber einen dunkelblauen V-Pullover. Er sah hinreißend aus. Ich ging in die Küche und holte den Weinöffner.
„Schöne Wohnung hast du.“
„Danke. Freut mich, dass sie dir gefällt..
„Du hast sogar Stuck an der Decke. Die Zimmerdecke ist mindestens drei Meter hoch. Cool!“
„Ich liebe Altbauwohnungen. Man muss zwar auch andere Dinge in Kauf nehmen und auf einiges verzichten, aber es ist herrlich in so alten Wohnungen. Man spürt irgendwie an der Aura eines Gebäudes, was für Menschen sich dort aufgehalten haben.“
„Ja, das finde ich auch. Das Mauergestein lebt und erzählt seine eigene Geschichte.“ Nicos grüne Augen leuchteten mich an. Eine dunkle Haarsträhne hatte sich gelöst und fiel ihm ins Gesicht. Ich widerstand dem Drang, sie nach hinten zu schieben und öffnete stattdessen den Wein. „Französischer Rotwein. Super! Den trinke ich am liebsten..
Ich lächelte ihn an und schenkte beide Gläser voll. „Soll dein Wein noch atmen?“, fragte ich ihn.
Nico sah mich unsicher an. Dann schüttelte er den Kopf. „Ehrlich?“
Ich nickte.
„Nee! Der ganze Quatsch von rotem Wein, der möglichst lange atmen oder gar noch auf der Heizung vorgewärmt werden soll, ist nix für mich. Ich lebe da eher nach dem Motto ‚rinn ins Glas und zack in Kopp‘.“
„Tust du nicht!“ Ich sah ihn streng an. Nico feixte sich einen, nahm sein Glas und ging zur Couch. Er setzte sich und lehnte sich entspannt zurück. Ich folgte ihm, nahm aber auf dem Sessel Platz.
Wir prosteten uns zu und tranken auf die Freundschaft. Meine Hand zitterte und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich wünschte, ich könnte die Zeit um drei Wochen und vier Tage zurückdrehen und ich hätte ihn nie mit auf diese dämliche Juristenparty mitgenommen. Stattdessen hätte ich ihn auf meinem Sofa verführen sollen.
„Ich schulde dir noch eine Erklärung“, fing Nico an.
Verwundert stellte ich mein Glas ab. Eine Spur zu heftig, denn der Boden meines Weinglases brach ab und ich hielt nur noch den Schwenker mit dem Wein in der Hand. „Ups, habe wohl zu viel trainiert in letzter Zeit“, meinte ich entschuldigend, trank mein Glas in einem Zug leer und stand auf, um mir ein neues zu holen.
„Das sieht man!“
„Was?“
„Na, dass du fleißig trainiert hast.“
„Echt? Hätte ich gar nicht gedacht.“
„Doch.“ Nico schaute bewundernd an mir herunter.
Na gut, wenn ich jetzt nackt wäre und vor einem Spiegel stünde, würde ich mich wahrscheinlich auch loben. Oder anfangen, mich zu vernaschen, weil ich so sexy Muskeln bekommen hatte.
„Triffst du dich noch mit diesem … Fitnesstrainer?“ Nico spuckte das letzte Wort fast auf den Tisch. Abfällig schaute er auf sein Weinglas, als ob darin sein Feind zu finden sei.
„Ähm … gelegentlich. Beim Sport halt.“ Ich setzte mich und schenkte mir neuen Wein ein. Unter dem Tisch zauberte ich eine neue Flasche hervor und reichte sie Nico. „Die hatte ich schon bereitgestellt. Falls dir die Kehle vom Erzählen trocken wird.“
Nico nahm mir die Flasche ab und wie zufällig berührten sich unsere Hände. Wie ein Stromschlag durchfuhr mich seine Berührung. Gott, warum konnten wir nicht einfach übereinander herfallen und uns danach unsere bedingungslose Liebe gestehen? Er würde mir sagen, dass Annemarie ein riesengroßer Fehler sei und er nur mich lieben würde.
„Annemarie ist irgendwie anders“, holte Nico mich in die Wirklichkeit zurück.
„Das heißt?“, fragte ich höflich, jedoch ohne allzu großes Interesse nach.
„Na ja, Anke kann ihr bei weitem nicht das Wasser reichen. Annemarie ist so lebensfroh, spritzig, witzig, attraktiv, sexy …“ Er brach ab und starrte in sein Glas. Dann trank er es in einem Zug leer und schenkte sich nach. „Ich bin so frei“, entschuldigte er sich.
Ich nickte. War vielleicht gar nicht so schlecht, wenn wir einen gewissen Lockerungspegel erreichten. Wie ging der Song von Grönemeyer noch ‚ Alkohol ist dein Sanitäter in der Not, Alko-hol ist dein Anker und dein Rettungsboot ‘, oder? Nicht, dass ich dem Alkohol verfallen wäre, aber bei Männern – und bei mir - lockerte er die Zügel und machte sie frei von jeglichen Gesellschaftszwängen.
„Ich habe mich auf den ersten Blick in sie verliebt. Ich konnte
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