Staatsanwalt sucht Polizist
Sintflut, Tornado und Hochwasser trifft es besser. Habe ich was vergessen?“
„Ist Nico nicht bei dir eingezogen? Oder hat er sich als Albtraum entpuppt?“ Julia schenkte uns Tee ein und legte jedem von uns ein großes Stück Apfelkuchen auf den Teller. Dazu servierte sie jede Menge Sahne. „Ehrlich gesagt, konnte er sich noch gar nicht als Albtraum entpuppen …“, wisperte ich leise.
„Die Kalorien kannst du auf dem Teller lassen. Die entsorge ich später“, grinste sie. Unwillkürlich musste ich lächeln.
„Ach, Julia! Es ist eine Katastrophe. Nico war doch vor drei Wochen mit mir auf dieser Juristenparty. Einen Tag nach seiner Liebeserklärung am Telefon. Und er hat sich den ganzen Abend nur mit Annemarie unterhalten … Letzte Woche sind die beiden zusammengezogen. Sie haben gestern das Aufgebot bestellt und Nico hat mir per SMS mitgeteilt, dass sie davon ausgehen, dass Annemarie schwanger ist. Nächste Woche müsste sie ihre Tage bekommen, aber sie hat bereits jetzt so ein komisches Ziehen in der Brust.“
Julia legte den Kopf schief und schaute mich mitleidig an. „Oh, nein! Dann müssen die ja noch am gleichen Abend nach der Party miteinander geschlafen haben … ungeschützt, versteht sich … Die hat’s aber eilig gehabt! Das tut mir ja so leid für dich, Marten. Ich hatte dir so sehr gewünscht, dass du mit Nico zusammenkommst. Es sah alles so gut aus. Und nun?“
Ratlos zuckte ich mit den Schultern und verzog den Mund. „Keine Ahnung!“
„Hm, mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Erinnerst du dich, als ich dir am Telefon sagte, ich glaube, dass Nico erst noch heiraten und Kinder kriegen wird, bevor er sich selbst eingesteht, dass er doch auf Männer steht?“
„Ja, ich erinnere mich. Aber es tröstet mich überhaupt nicht.“
„Ich weiß, Marten!“ Mitfühlend streichelte Julia mir über die Hand. Plötzlich stutzte sie. „Und warum tut dir dann der Hintern weh? Du wirst ja wohl kaum mit dem Fahrradfahren angefangen haben.“
„Auch … ich bin jetzt zweimal die Woche im Fitnessclub.“
„Sportlich, sportlich, Marten! Deshalb die neuen, stählernen Muskelpakete. Du musst doch nicht die ganze Zeit Fahrradfahren. Du könntest auch auf den Stepper gehen.“
Nun musste ich doch grinsen. Manchmal war Julia herrlich naiv! „Hatte ich nichts von Chris erwähnt?“
„Chris? Nee! Wer ist das?“
„Mein sexy Kursleiter beim Tanz-Aerobic.“
„Aha! Und der piekst dir in den Po!“
„Wie du das sagst! Das klingt aber nicht nett, Julia.“
„Entschuldige, Marten. War nicht so gemeint.“
„Schon gut. Hast ja recht. Der Sex ist der reine Wahnsinn. Und nach dem Sport ist es doppelt gut. Wir schließen jedes Mal die Umkleidekabine der Trainer ab und vögeln, was das Zeug hält.“
„Mehr nicht?“
„Was heißt hier mehr nicht? Was soll denn sonst noch sein?“
„Eine Beziehung vielleicht? Unterhaltung. Gemeinsamkeiten. Ausflüge. Das, was man sich unter Zweisamkeit halt so vorstellt.“
„Na ja, das ist eine Liaison der besonderen Art. So, wie Sex in einer Beziehung manchmal überbewertet wird, werden Abende voller Gespräche in einer Sexbeziehung überbewertet. Unsere Freundschaft beschränkt sich auf den Innenraum der Umkleidekabine und befriedigt zumindest körperlich ungemein.“
„Wenn dir das reicht …“ Julia biss in den Kuchen hinein und verdrehte die Augen. „Mmh, das tut gut. Essen ist doch die schönste Ersatzbefriedigung, die es gibt, findest du nicht?“
Ich lachte auf. „Wofür brauchst du denn eine Ersatzbefriedigung? Du hast einen Ehemann, vier Kinder, fängst in zwei Monaten wieder an zu arbeiten …“
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“
„Hast du Probleme? Ich dachte immer, du und Martin, ihr seid das perfekte Paar.“
„Der Schein trügt.“
„Okay, dann Schluss mit den Sprüchen. Klartext. Was ist los?“
Julia kaute zu Ende und schluckte. „Na gut. Wenn du es unbedingt wissen willst, mein Mann ist ein … Idiot! Ständig ist er schlecht gelaunt. Wenn er von der Arbeit kommt, meckert er, wenn es abends Brot gibt, weil er sich auf warmes Essen gefreut hat, koche ich, beschwert er sich, weil die Küche aussieht wie Sau. Hast du schon mal gekocht, ohne zu kleckern? Ich nicht. Geht auch gar nicht. Aber damit nicht genug. Auch am Wochenende ist er permanent schlecht drauf. Er hat an allem und jedem etwas auszusetzen. Kind Nummer eins mach‘ dies nicht, Kind Nummer zwei mach‘ das nicht. Wir können ihm nichts recht machen und
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