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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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wenn ich ihn drauf anspreche, dann wird er laut und schreit rum, sein Leben ist wie bei Täglich grüßt das Murmeltier. Er geht morgens zur Arbeit, kommt am Nachmittag nach Hause, isst Abendbrot und muss die Küche stundenlang putzen, während ich die Kinder ins Bett bringe. Wenn ich sage, dann verabrede dich doch, beschwert er sich, dass er dafür kein Geld hat. Habe ich gesagt gehe in den Puff? Nein! Ich meinte Freunde, Kollegen – Freunde hat er ja nicht. Geht ja auch schlecht als Couchkartoffel. Sind die Kinder mal irgendwo untergebracht, so dass wir den Abend frei haben und tatsächlich mal was machen können, hat er keine Lust. Dann sitzt er lieber zu Hause und guckt Fernsehen. Sag mir, Marten, was soll ich da noch machen? Er hat unter der Woche Anti-Haushalts-Depressionen und am Wochenende Anti-Familie-Aggressionen. Ich glaube, ich lasse mich scheiden. Genau! Und dann suche ich mir einen ruhigen, ausgeglichenen, schwulen Mann fürs Leben. Ich gebe eine Anzeige auf: ‚Suche schwulen Mann für meine Kinder und mich. Biete Haus für WG‘. Klingt doch perfekt, oder?“ Julia war fertig mit ihrem Monolog und tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen ab.
    Ich ergriff ihre Hand und drückte sie. „Und ich dachte immer, dein Leben wäre perfekt!“
       
    * * *
       
    Als ich zu Hause ankam, blinkte mein Anrufbeantworter. Ich drückte auf den leuchtenden Knopf und hörte Nicos Stimme. Mein Herz machte einen Satz. „Hi, Marten. Hier ist Nico. Würde mich freuen, wenn wir uns nächste Woche mal treffen könnten. Vermisse dich. Ciao!“
    Ich zog meinen Mantel aus, hängte ihn in aller Seelenruhe über den Garderobenhaken und dachte nach. Dann nahm ich den Telefonhörer und wählte seine Nummer.
    „Annemarie Müller!“
    Oh nee! Ich hatte jetzt überhaupt keine Lust, mit Annemarie zu sprechen. Immerhin hatte sie mir meine große Liebe ausgespannt. Ich war jetzt verdammt, mein restliches Leben mit Chris in der Umkleidekabine zu verbringen. Wegen ihr!
    „Äh … hi.“
    „Marten, bist du das?“
    „Nein, Til Schweiger. Natürlich, Annemarie! Kennst du sonst jemanden, der eine so tiefe, männliche Stimme hat?“
    „Äh … nein!“
    „Gut. Ist Nico da?“ Das Gespräch zwischen uns war doch früher nicht so schleppend. Wenn wir noch langsamer sprechen und denken, tun wir das rückwärts.
    „Nicoooo!“ Autsch, mein Trommelfell. Musste sie so in den Hörer schreien? Alte Zimtzicke. Männerklauerin, genau, diebische Elster. Ich hatte ihn zuerst entdeckt.
    Völlig außer Atem ertönte Nicos sanfte halbitalienische Stimme. „Hi. Marten!.
    Oh mein Gott! Die Sonne ging auf. Mir wurde ganz warm ums Herz. Wie konnte ich es nur drei Wochen lang ohne ihn aushalten? Eine meiner schlechtesten Angewohnheiten war es, sich zurückziehen, wenn es irgendwo schwierig wurde, wenn Streit im Anmarsch war oder ich das Gefühl hatte, die Person, um die es ging, hatte mich nicht (mehr) lieb.
    „Das ist ja schön, dass du anrufst. Ich habe schon so oft auf dein Band gequatscht, aber du hast nie zurückgerufen.“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Zu recht. Ich war ein schlechter Freund. Ein schlechter Verlierer!
    „Na ja, ich hatte viel zu tun …“, versuchte ich mich herauszureden.
    Nico lachte. „Nee, hattest du nich‘. Du hast mich gemieden. Mit voller Absicht.“ Ich hörte etwas rascheln. Nico wechselte den Raum. „Hör zu, Marten. Es tut mir leid, was passiert ist. Das war so nicht geplant. Können wir uns sehen?“
    Ich dachte scharf nach. Mein Herz schrie ja, aber mein Verstand blockte ab. Ich würde mich nur unnötig quälen, wenn ich ihn sehen, aber nicht berühren durfte. Andererseits …
    „Okay“, sagte ich und stieß die eingeatmete Luft geräuschvoll aus. „Aber du kommst zu mir. Ich möchte nicht in irgendeinem fremden Lokal sitzen und über so ernste und intime Dinge mit dir sprechen. Falls wir das tun!“
    „Geht klar. Wann? Morgen? Ich habe Tagesdienst, würde noch eben nach Hause fahren und wäre dann gegen sieben bei dir.“
    „Gut, bis morgen dann.“
    „Ja, ich freue mich!“, rief Nico noch durch den Hörer, bevor ich auflegte.
       
    * * *
       
    Es klingelte. Mit wackeligen Knien lief ich zur Tür und drückte auf den Türsummer. Wenige Sekunden später stand er da. Vor meiner Tür. Mein Held. Der Mann meiner Träume. Attraktiv und mit einem verschmitzten Lächeln. So, wie ich ihn kennen- und lieben gelernt hatte. In der Hand hielt er eine Flasche Wein. Ich ließ ihn eintreten und war

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