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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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Plan auszuarbeiten, wer wann die Kinder nahm. „Ich muss erst übermorgen Nachmittag arbeiten.“
    „Eigentlich ist es total bescheuert, dass wir die Kinder nach Hamburg geholt haben“, bemerkte ich trocken.
    Stirnrunzelnd schaute Thorsten mich an. „Wieso? Hast du ’nen besseren Vorschlag?“
    Ratlos starrte ich auf den Kalender. „Nicht wirklich! Ich denke nur, Jonathan geht in Wilhelmshaven zur Schule und Fine in den Kindergarten. Wir reißen sie aus ihrem gewohnten Umfeld heraus.“
    „Hm.“
    „Was heißt hier ‚hm’. Meinst du nicht, wir sollten für ’ne Weile nach Wilhelmshaven ziehen?“
    „Ehrlich gesagt, habe ich keine Lust dazu. Weißt du, was das für ein Weg ist - täglich zur Arbeit! Hier gibt es doch auch Schulen. Wer weiß, wie lange deine Schwester und dein Schwager noch im Krankenhaus sind. Den Verletzungen nach zu urteilen, dürfte ihr Aufenthalt länger dauern. Und eigentlich fühlen sich die beiden hier doch ganz wohl, oder?“
    „Na, hoffentlich hast du recht.“
    „Ich werde gleich morgen früh mit Jonathan zur nächstgelegenen Grundschule fahren und nachfragen, ob er vorübergehend dort zur Schule gehen kann. Dann gucke ich mir ein oder zwei Kindergärten an und versuche, Fine unterzubringen. Was hältst du davon?“
    „Okay“, seufzte ich. „Machen wir’s so.“
       
    * * *
       
    „Guten Tag! Was kann ich für Sie tun?“ Eine ältere Dame guckte uns neugierig entgegen und zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als sie bemerkte, dass zwei Männer mit zwei Kindern unterwegs waren.
    Ich räusperte mich. „Mein ... also, unser Neffe muss zur Schule und da meine Schwester zur Zeit im Krankenhaus in Wilhelmshaven liegt und wir hier in Hamburg-Rahlstedt wohnen, würden wir ihn gerne vorübergehend in diese Schule schicken.“
    Der skeptische Gesichtsausdruck der Schulsekretärin war mehr als deutlich. Ihr Gesicht sprach Bände. „Und wo wohnen Sie, wenn ich fragen darf?“
    „Im Wehlbrook, junge Frau“, erwiderte Thorsten.
    „Gut. Das wäre ja immerhin unser Einzugsgebiet. Und wieso geht der Kleine nicht weiter in seine Schule in Wilhelmshaven?“
    „Weil wir hier in Hamburg arbeiten und nicht jeden Tag zwischen Wilhelmshaven und Hamburg hin und her pendeln können. Und seine Mutter liegt, wie gesagt, im Krankenhaus.“
    „Und was ist mit dem Vater des Kindes, wenn ich fragen darf?“
    „Die Eltern sind gemeinsam verunglückt.“
    „Oh! Das tut mir leid.“ Nervös schob sie ihre Brille zurück auf die Nase und musterte Jonathan. „Wie alt bist du denn, mein Junge?“
    „Ich bin sechs“, antwortete mein Neffe brav.
    Die Sekretärin nickte zufrieden. „Herr Baum“, rief sie aus dem Zimmer raus.
    „Jo!“
    „Hier ist ein Erstklässler, der in unsere Schule gehen möchte.“
    „Wir sind voll!“, schrie die tiefe Männerstimme zurück.
    Super! Wir sind voll ... das war genau die Antwort, die wir hören wollten. Und nun?
    „Sie müssten sich dann an eine andere Schule wenden“, entgegnete die Sekretärin. Thorsten runzelte die Stirn. Er setzte Fine ab und ging an ihren Schreibtisch. Mit verärgerter Miene beugte er sich vor.
    „Jetzt hören Sie mir mal gut zu, junge Frau!“
    Die Sekretärin schluckte.
    „Mein Mann und ich sind berufstätig und wir haben keine Zeit, sämtliche Hamburger Grundschulen abzuklappern, damit unser Neffe für ein paar Wochen in Hamburg zur Schule gehen kann, während seine Eltern im Krankenhaus liegen ... und ...“
    „Sie sind beide verheiratet?“, fragte eine tiefe Männerstimme hinter uns. Erschrocken wirbelten wir herum. Dort stand ein kleiner, dicker Mann Ende fünfzig, mit Vollbart und dichten grauen Haaren. Seine Wangen waren rot geädert und bliesen sich auf wie ein Luftballon, während er uns in seinem Siebziger Jahre Dress von oben bis unten abschätzend musterte.
    Thorsten stemmte die Hände in die Hüften und erwiderte seinen Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er sah aus, als würde er gleich explodieren. „Ja, das sind wir. Sie müssen Herr Baum sein ... guten Tag! Sind Sie der Schulleiter?“
    Der Mann nickte. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und brummte grimmig „Für Leute wie Sie haben wir erst recht keinen Platz.“
    Ich traute meinen Ohren nicht. Was hatte der unappetitliche Typ da gerade gesagt? Für Leute wie uns ?
    Thorsten stapfte ihm wütend hinterher. „Bleiben Sie gefälligst stehen, wenn wir mit Ihnen sprechen.“
    Neugierig folgte ich ihm bis zur Tür und lugte aus sicherer Entfernung zu

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