Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
knallte.
„Hier, mein Schatz. Das sind Anträge auf Zulassung zur Adoption. Wir können uns auch als schwules Ehepaar bewerben und ein oder mehrere Kinder adoptieren. Allerdings ist das ein recht aufwendiges Verfahren. Das Jugendamt prüft unsere finanziellen Verhältnisse, moralische und sittliche Voraussetzungen und wird uns den einen oder anderen Besuch abstatten. Ich weiß von einer früheren Freundin aus der Schulzeit, wie nervenaufreibend das ist, und sie ist hetero!“
„Wir müssen das nicht machen ...“, entgegnete ich kläglich.
„Doch. Ich glaube, wir müssen. Du kriegst nicht einmal mehr ein Lächeln zustande, seitdem wir aus Venedig zurück sind. Ich merke doch auch, dass uns etwas fehlt. Du bist nicht der einzige, dem etwas kindliches Leben in dieser Bude gut tun würde.“
Thorsten stützte sich auf seinen Ellenbogen und betrachtete meinen Bildschirm. „Du suchst nach einer Leihmutter?“ Fassungslos starrte er mich an.
„Naja, ich dachte ... wenn wir nach Amerika fliegen und dort vielleicht ...“ Unsicher brach ich ab.
Thorsten nahm sich den zweiten Bürostuhl und rollte zu mir. „Meinst du wirklich, wir sollen das Risiko eingehen? Was ist, wenn etwas schief geht? Wenn die Leihmutter das Kind plötzlich selbst behalten will?“
„Ich weiß, dass es ein Risiko ist. Aber ich dachte, es ist das Risiko wert ...“
„Hm.“ Grübelnd rieb sich Thorsten über die Bartstoppeln. „Und wer von uns spendet seinen Samen?“
Ich legte den Kopf auf die Seite und grinste. „Kannst du dir das nicht denken?“
„Ich?“, rief Thorsten verwundert aus, als sei das Thema noch nie zur Sprache gekommen.
„Ja, du natürlich. Du bist der hübscheste, klügste, süßeste, bezauberndste, ...“
Thorsten hielt abwehrend die Hände hoch. „Okay, okay. Stopp. Sonst werde ich noch ganz eingebildet.“ Neugierig lehnte er sich über den PC. „Und weißt du, an wen wir uns wenden müssen?“
„Wir könnten uns sozusagen ein Au-pair-Mädchen hierherholen, das ausgerechnet in der Zeit ihres Aufenthaltes von dir schwanger wird.“
Ich war Feuer und Flamme von meiner glorreichen Idee.
Thorsten offenbar nicht. „Das fällt doch auf! Wir haben gerade geheiratet und dann soll ich dich mit einem jungen Ding - ausgerechnet einer Frau - betrügen?“
„Du bist halt ein bisschen bi-sexuell veranlagt“, schlug ich vor.
Stirnrunzelnd betrachtete Thorsten mich. Dann nickte er schließlich ergeben. „Also gut. Wenn es dich glücklich macht, leite alles in die Wege. Aber verlange bitte nicht, dass ich sie vögele.“
„Bei Frauen heißt das anders ... dass du mit ihr schläfst .“
„Okay, von mir aus“, brummte er unwillig und erhob sich, um in der Küche das Abendessen vorzubereiten.
* * *
„Jürgen! Klaus! Hier sind wir!“ Ich wedelte aufgeregt mit den Armen, bis die beiden Urlauber uns bemerkten. Endlich waren sie wieder da. Pünktlich zum Weihnachtsfest. Wir begrüßten uns mit einer kurzen Umarmung und brachten die beiden Braungebrannten zum Wagen.
Kaum saßen wir, als sich Klaus an mich wandte. „Täusche ich mich oder bekommt euch die kinderlose Zeit überhaupt nicht? Ich meine, ihr wart reichlich im Stress als die beiden Teppichbeißer bei euch waren, aber ihr habt um einiges zufriedener ausgesehen als jetzt, Schätzchen.“
„Stimmt“, platzte ich heraus.
Thorsten warf mir einen warnenden Blick zu. Er war der Meinung, wir sollten die Sache mit der Leihmutterschaft für uns behalten, doch ich konnte und wollte meine beiden besten Freunde doch nicht belügen. Leicht angesäuert verschränkte ich die Arme vor der Brust und schaute schweigend aus dem Fenster.
„Was ist los, Marten? Wo drückt der Schuh?“
Ich erwiderte nichts. Zu meinem Erstaunen begann Thorsten zu erzählen. „Marten hat sich in den Kopf gesetzt, dass wir uns eine Leihmutter holen, die unser Kind für uns austrägt.“
Entsetzt schauten Jürgen und Klaus uns an. Jürgen war der erste, der seine Sprache wiederfand. „Das ist nicht dein Ernst, Marten?“
Und ob es das war!
* * *
Exakt drei Tage nach Weihnachten landete der Flieger von Maria. Maria war eine fünfundzwanzigjährige Brasilianerin, die ich über eine illegale Organisation gebucht hatte. Ich holte sie vom Flughafen ab und fuhr mit ihr nach Hause. Thorsten hatte noch Dienst und wollte erst gegen sechs Uhr kommen. Maria war eine hübsche, schlanke Brünette mit unglaublich großen, grünen Augen. Wäre ich nicht schwul,
Weitere Kostenlose Bücher