Stacee's Soldat (German Edition)
ich ihn daran zu hindern, was damit endete, dass wir beide
für kurze Zeit ins Haus verbannt wurden. Grinsend half mir Bree
die vielen kleinen Marshmallowstückchen aus Jellos weichem,
schwarzen Fell zu schneiden.
Als
alle genug gegessen hatten und entweder nachdenklich ins Feuer
starrten oder lauthals mitsangen, stand Dad auf. Mom tätschelte
seinen Arm und zückte ihr Taschentuch. (Was noch nie ein
besonders gutes Zeichen gewesen war.)
„ Wie
ihr alle wisst, ist Stace unser jüngstes Kind und unsere einzige
Tochter. Deshalb fällt es uns auch sehr schwer, sie ihren Weg
gehen zu lassen. Kleines, deine Mom und ich lieben dich von ganzen
Herzen. Weshalb wir dir auch gern ein verspätetes
Geburtstagsgeschenk überreichen.“, verkündete mein
Dad.
Dies
war die längste Rede, die er bis dahin jemals gehalten hatte. In
seiner rechten Hand hielt er einen Umschlag. Ich stand auf und wurde
von ihm umarmt, bevor er mir den Umschlag aushändigte. Ich
öffnete ihn neugierig unter Anfeuerungsrufen meiner Gäste.
„ Oh,
Mom, Dad! Das wäre doch nicht nötig gewesen! Vielen lieben
Dank!“
Mom
drückte mich an sich, den Kopf schüttelnd.
„ Natürlich
war es nötig. Wir hoffen, dass es dir helfen wird und das du
damit deinem Wunsch ein bisschen näher kommst.“, flüsterte
sie in mein Ohr. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie lachte,
obwohl es ein wenig wehmütig klang.
Wir
feierten bis in die frühen Morgenstunden. Als der Horizont sich
langsam rosa färbte und die Sonne aufging, verstummten die
angeregten Gespräche und alle beobachteten diesen
außergewöhnlichen Moment schweigend, beinahe nachdenklich.
Bree hatte mir ihren Arm auf die Schulter gelegt. Sie drückte
sie kurz, schaute aber weiter lächelnd geradeaus.
Der
Zauber dieses Morgens hatte auch sie gefangengenommen, die
Skeptikerin alles Übernatürlichen.
Ich
gab Bree unauffällig den letzten Brief, den ich von Zuhause aus
an Andrew schrieb, mit, bevor sie wieder zu ihrem Café
zurückkehrte. Zum Abschied umarmte sie mich noch einmal und
wünschte mir viel Glück und Spaß, was meinen Eltern
ein wenig das Lächeln von den Lippen wischte. Claire war bereits
gegangen, allerdings nicht ganz allein. Sie würde meine
Schichten im Café übernehmen müssen, solange noch
kein Ersatz gefunden wurde.
Lieber
Andrew,
vielen
Dank für deinen letzten Brief und die Glückwünsche –
die neue Adresse liegt bei. Ich hoffe, dir geht es gut und die
Ausbilder machen dir nicht allzu viele Probleme.
Heute
Abend findet ein Abschiedsfest für meine Familie und Freunde
statt. Meine Eltern waren enttäuscht, als ich ihnen erklärt
habe, dass ich nicht die halbe Highschool eingeladen habe, sondern
nur ein paar Freunde. Sie hatten praktisch mit einer Horde kichernder
Mädchen und „obercooler“ Footballspieler gerechnet
und viel zu viel Essen vorbereitet, weshalb ich noch ein paar unserer
Verwandten einladen „musste“.
Aber
eigentlich sind meine Cousinen gar nicht so übel. Um ehrlich zu
sein, ich mag gemütliche Barbecues um einen Feuerkorb in der
Dämmerung viel lieber als diese steifen Familienfeste, wie zum
Beispiel an Thanksgiving. Meine Cousine Linda, die übrigens mit
Kayleigh in einer Klasse war, spielt manchmal auf ihrer Gitarre
alte/bekannte Country-Songs und plötzlich entsteht dann eine
unheimlich schöne Lagerfeuerstimmung... (Sehr kitschig –
ich weiß.)
Ich
wünschte, du wärst da gewesen. Es hätte dir bestimmt
auch gefallen und du hättest perfekt in die Runde gepasst.
Außerdem sind wir ja befreundet, oder?
So
viel also zu meiner Geburtstagsfeier.
In
ein paar Tagen werde ich in Chicago ankommen. Mein Dad fährt mit
mir hin, um das Auto wieder zurückzubringen und zu
gewährleisten, dass ich dort in einem Stück ankomme. Ich
habe eine kleine WG gefunden, die noch ein Zimmer für mich
hatten. Meine Mitbewohnerin heißt auch Leah. Sie studiert
ebenfalls an der Uni, viel mehr kann ich nicht zu ihr sagen. Sie
scheint aber sehr nett zu sein, jedenfalls so weit ich das über
das Telefon beurteilen kann. Wir werden nur zu zweit sein. Ich bin
gespannt wie sich das entwickeln wird, schließlich ist es ein
langes Jahr.
Wenn
ich ehrlich sein soll, habe ich auch ein wenig Angst davor, so weit
von Zuhause zu sein. Nie in meinem Leben war ich ohne meine Eltern
unterwegs, schon gar nicht so lange. Aber ich freue mich auch schon
unglaublich darauf, endlich mir diesen Traum zu erfüllen. Ist
das nicht ein bisschen paradox?
Ob
ich immer noch wie ein Derwisch
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