Stacee's Soldat (German Edition)
mehr miteinander gesprochen. Manchmal hatte ich mich
gefragt, ob ich nicht doch zu ihm gehen sollte – aber dann
wusste ich nie was ich zu ihm sagen sollte, so fremd waren wir uns
schon geworden.
Bree
musterte mich neugierig. Sie hatte ihren Kopf schief gelegt, so als
überlege sie, was in meinen Gedanken vor sich ging. Ich lächelte
sie an und räumte einen Tisch ab.
„ Oh
nein! Geh schnell in Deckung, Stace!“, rief sie mir zu. Claire
schob mich unter die Theke, bevor ich irgendetwas erwidern konnte.
Dann hörte ich das Läuten der Türglocke. Sie hatten
also jemanden gesehen, den ich nicht entdeckt hatte.
„ Was
möchtest du?“, fragte meine Chefin und beste Freundin in
einem neutralen Ton. Wann immer sie diesen Ton anschlug sollte man
sich lieber in Deckung bringen. Denn sie zeigte normalerweise klar
und deutlich, was sie von einem hielt – selbst den Kunden.
„ Ist
Stacee da?“
„ Nein,
tut mir leid, Dick.“, sagte Claire, die sich jetzt zu Bree
hinter den Tresen stellte. „Kann ich ihr irgendetwas
ausrichten?“
„ Ja,
sag ihr bitte, dass das letztens nicht so gemeint war. Und es mir
leid tut. Außerdem sage ihr bitte, dass ich Lulu wieder nach
Hause geschickt habe.“
„ Wer
um alles in der Welt ist Lulu?“, hakte Bree genervt nach.
„ Äh,
meine Begleitung von gestern.“, erklärte mein bescheuerter
Romeo verlegen. Fast hätte ich ihm geglaubt, dass es ihm
leidtat.
„ Du
meinst dieses arme Mädchen, dass völlig zugedröhnt
hinter dir her getorkelt ist und dass hier keinen kennt? Sag mal, wie
soll sie denn nach Hause kommen? Wo ist ihr Zuhause überhaupt?
Und warum klammerst du dich an diese mickrige Blume wie an einen
Rettungsring? Was ist aus dem selbstbewussten Line Guard geworden,
den wir hier alle kennen und lieben?“, erwiderte Bree. Die
anfangs noch subtile Ironie in Brendas Stimme wurde immer
transparenter. Das musste selbst ein Idiot wie Dick merken. Oder etwa
nicht?
Er
hatte mir wirklich eine Blume mitgebracht? Mein Herz wurde weich, als
ich das hörte. Beinahe vergaß ich, dass er mich Schlampe
genannt hatte und mir immer noch einen Haufen Geld schuldete. Aber
nur fast.
Die
ganze Zeit über hatte er mich mit anderen Mädchen betrogen,
mich für seine Zwecke benutzt und mich dann wieder in eine Ecke
verbannt, so wie einen Besen, den man nur zum Aufkehren des Drecks
herausholt und dann wieder fein säuberlich in seinen Putzschrank
stellt.
Was
zur Hölle machte ich eigentlich unter der Theke?
Ich
brauchte mich nicht zu verstecken, nicht mehr. Ich bemühte mich
um einen so neutralen Gesichtsausdruck wie Bree und stand auf.
Sicher
liebten die Leute das private Schauspiel. Einige sahen so aus, als
hätten sie Mitleid mit ihm, aber andere schienen sich an ihre
eigene Jugend zu erinnern. Dieser verträumte Ausdruck ließ
sich einfach nicht anders erklären. Aber diesmal würde ich
mir selbst nicht vergeben, wenn ich ihm verzeihen würde. Das gab
mir unerwartetes Selbstvertrauen.
„ Wofür
genau möchtest du dich entschuldigen, Dick?“, fragte ich
ungewöhnlich beherrscht. Er sah nicht viel besser aus als das
letzte Mal, an dem ich ihn gesehen hatte. Immerhin hatte er sich
frische Klamotten angezogen und den Stoppelbart abrasiert.
Als
er mich sah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Vielleicht
wäre mir das nicht weiter aufgefallen, wenn ich ihn nicht so gut
gekannt hätte.
In
seinen Augen verschwand die Unterwürfigkeit und verwandelte sich
beinahe sofort in Überlegenheit. Für ein paar Sekunden
umspielte ein arrogantes Lächeln seine Lippen, doch als er
merkte, dass ich ihm diesmal nicht verzeihen würde, nur weil er
mich „nett“ anlächelte und mir eine Blume
vorbeibrachte, verrutschte das Grinsen. Es wurde ein wenig steif und
sah aus wie eine Maske.
„ Für
die vielen Male, die du mich betrogen hast? Die ganzen peinlichen
Situationen, in die du mich herein geritten hast? Oder die
ungezählten Gelegenheiten, an denen du mich sitzen gelassen
hast? Vielleicht aber auch für die letzte Szene, die du in Brees
Laden veranstaltet hast? Möchtest du, dass ich dir deine
Schulden erlasse? Dass ich deiner Schwester nichts davon sage, wie du
mich behandelt hast, die ganzen Jahre lang, in denen wir 'zusammen'
waren?“
Er
starrte mich fast fassungslos an. Die Blume in seiner Hand welkte vor
sich hin. Es war so still im Café, dass man eine Nadel auf den
Boden fallen hören konnte. Bree unterdrückte ein Lächeln,
so wie sie aussah. Dick fehlten die Worte. Claire, die
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