Stacee's Soldat (German Edition)
zur Bahnstation. Auf einmal hielt neben mir ein Wagen. Ich hörte wie eine Scheibe, leise sirrend, automatisch herunterfuhr und sich jemand räusperte, um meine Aufmerksamkeit zu erregen.
„ Kann ich dich ein Stück mitnehmen?“, fragte eine mir allzu gut bekannte, angenehme Stimme aus dem Autofenster. Er hatte seinen linken Arm lässig auf das Fensterbrett gelegt und sah mich eindringlich an. Was hatte Brandon Shaw hier zu suchen? Warum lud er mich ein?
Meine restlichen Bedenken wurden restlos zerstreut, als es über mir gefährlich grummelte. Ich nahm das nette, überraschende Angebot an und stieg schnell ein, bevor meine Klamotten ganz durchweicht waren. Immerhin hatte ich nur ein helles T-Shirt und meine Laufhose an, darunter meinen Bikini. Es war schließlich warm gewesen, als ich losgegangen war. Mein Rucksack war einigermaßen trocken. Hoffentlich würde er nicht auch noch durchweichen und das Briefpapier ruinieren...
„ Wo soll es denn hingehen?“, erkundigte sich mein Kommilitone höflich-interessiert. Ich nannte ihm die Adresse und er ordnete sich wieder im Verkehr ein. Er schaute mir durch den Rückspiegel in die Augen. Dabei bemerkte ich zum ersten Mal, dass sie braun waren. Genau wie die von Andy.
„ Vielen Dank für die Fahrt.“, sagte ich. Er lächelte mich an. Dabei ließ er seine strahlend weißen Zähne blitzen.
„ Gern geschehen. Du bist doch Stacee Alexandersson, nicht wahr?“ „Ja. Und du bist Brandon Shaw.“ „Wir haben fast alle Kurse zusammen. Ist dir das schon aufgefallen?“, fragte er mit einem verschmitzten Lächeln.
Nein, natürlich fällt mir nicht auf, dass der reichste und beliebteste Student in meinen Kursen ist. Die ganzen gackernden Mädchen machen es einem auch sehr schwer, vor allem wenn die eigene Freundin mitkicherte und einen über alle unwichtigen Einzelheiten informierte.
„ Doch, ist mir schon mal aufgefallen. Ich hoffe, das hier bereitet dir keine Umstände?“ „Warum sollte es? Ich war ohnehin in diese Richtung unterwegs“ – was ich stark bezweifelte – „und ein Gentleman hilft einer Dame in Nöten, nicht wahr?“
Ich musste unwillkürlich lächeln. Andy hätte genau das gleiche gesagt, wäre er derjenige, der mich einsammelte. Er würde auch keinen Moment zögern, seine Pläne für eine „Jungfrau in Nöten“ zu ändern.
„ Ich habe gehört, du schreibst Briefe an einen Soldaten. Ist er dein Freund oder ähnliches?“, fragte er auf einmal. Ziemlich direkt, der Junge. Aber warum sollte ihn das interessieren? Schließlich bin ich nur Stacee Alexandersson aus einer unbedeutenden Kleinstadt in Iowa. Und er ist der einzige Erbe eines millionenschweren Unternehmers.
Laut sagte ich: “Ja. Andy ist ein alter Freund von mir. Er hat mich gebeten, ihm zu schreiben, solange er weg ist.“ „Also seid ihr nicht verlobt/verheiratet/zusammen?“ „Nein! Wie kommst du darauf?“ „Ach, nur Gerüchte.“ „Wie gesagt, Andy und ich sind befreundet, mehr aber nicht. Das kannst du denen, die diese Gerüchte verbreiten, gern mitteilen.“ „Wenn das dein Wunsch ist...“
Er wechselte so abrupt das Thema, dass ich nicht sofort folgen konnte. Zumindest nicht in dem traurigen Zustand in dem ich mich gerade befand. Wahrscheinlich ruinierte ich ihm sein teures Auto durch meine nassen Klamotten.
„ Was hältst du davon, wenn wir am Wochenende etwas zusammen unternehmen?“ „Kommt ganz darauf an, was dir vorschwebt.“ „Wie wäre es, wenn wir etwas trinken gehen und einen Happen essen?“ „Klingt gut.“ „Dann kannst du mir gleich noch mehr falsche Gerüchte verraten.“ „Wo willst du denn hin?“ „Lass dich überraschen. Ist es mit dir in Ordnung, dass ich dich gegen sieben hier abhole?“ „Klar, danke.“
Er parkte direkt vor der Tür. Mittlerweile hatte der Regen nachgelassen, so dass es nur noch nieselte. Ich bedankte mich noch einmal für die Fahrt und stieg aus. Vorher gab er mir noch seine Handynummer, falls etwas dazwischen kommen sollte.
Dann stapfte ich triefend die Treppen bis in den sechsten Stock hoch, weil der Fahrstuhl schon wieder ausgefallen war.
Oben, in meinem Zimmer, angekommen schrieb ich den Brief zu Ende. Andy wartete bestimmt schon auf eine Antwort, schließlich waren einige Tage seit seinem und meinem letzten Brief vergangen.
Lieber Andy,
Könntest du Josh bitte ausrichten, dass seine Tipps Gold wert sind? Du hattest übrigens Recht. Der See ist der perfekte Ort zum nachdenken und entspannen.
Heute habe ich frei
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