Stachel der Erinnerung
Herz. Sie stolperte und zog ihn mit sich, umarmte ihn und presste ihn an sich.
Nick seufzte sehnsuchtsvoll. Ihr Körper schmiegte sich an seinen, er atmete den Duft ihres Haares und ihrer Haut ein. Seine Hände glitten über ihren Rücken und verfingen sich in ihrem langen Haar, während sein Mund nach dem ihren suchte.
Der Kuss weckte ihn schließlich. Kein Traum konnte einen solchen Kuss vorspiegeln. Schwer atmend hob er den Kopf. Er hielt tatsächlich eine Frau in seinen Armen. Eine nackte Frau.
Er kniff die Augen zusammen. Tessa. Mühsam versuchte er die Alkoholnebel wegzuwischen, ohne damit erfolgreich zu sein. Immerhin dämmerte ihm, dass er noch angezogen war und aus einer kindischen Scham heraus hielt er ihre Hand fest, als sie sich an seiner Hose zu schaffen machte.
„Serre“, flüsterte eine samtige Stimme an seinem Ohr. „Serre, ich brauche dich so sehr. Jede Nacht, die ich nicht bei dir sein kann, ist eine verlorene Nacht.“
Jetzt war er fast nüchtern. „Tessa?“ Seine Stimme klang heiser und er hörte den Zweifel darin.
„Warum sagst du immer wieder Tessa zu mir? Ich bin Alva, das weißt du doch“, antwortete sie schmollend.
Vollkommen nüchtern schob er sie ein Stück zur Seite und setzte sich auf. Sein Kopf schmerzte, aber trotzdem versuchte er klar zu denken. „Alva, natürlich, verzeih“, sagte er um Zeit zu gewinnen. Vielleicht konnte er von Alva Dinge erfahren, die Tessa nicht wusste. Er musste sie zum Reden bringen. Egal wie.
Zögernd legte er den Arm um ihre Schulter. Sie blickte ihn dermaßen anbetend an, dass er sich wie ein Schwein fühlte. „Ich vermisse dich auch, aber alles ist so verfahren …“ Er hoffte, dass das vage genug klang, um ihr ein paar Informationen zu entlocken.
Sie legte den Kopf an seine Schulter. „Ja, das ist es. Unser Plan scheint nicht aufzugehen.“
Plan? Welcher Plan?
Ihre Hand glitt unter sein Hemd und streichelte seine nackte Haut. Er unterdrückte ein wohliges Seufzen und hinderte seine Gedanken gewaltsam daran, sich auf Nimmerwiedersehen zu verabschieden.
„Aber ich werde darum kämpfen. Meldis muss zur Vernunft gebracht werden. Der Plan muss funktionieren. Wir werden für immer zusammensein können. Daran glaube ich ganz fest. Das ist das Einzige, was mich dazu bringt, weiterzumachen. Das und deine Liebe.“
Ihre Lippen wanderten über seinen Hals, ihr Daumen strich über seine Brustwarze und er hatte alle Mühe, sich daran zu erinnern, dass es nicht Tessa war, die ihn zu verführen versuchte. Vor allem, da er sich so sehr wünschte, dass es Tessa war, die von Liebe sprach und deren Hände so selbstverständlich seinen Körper liebkosten.
Er wusste nicht, woher er die Kraft nahm, ihre Schultern zu umfassen und sie sanft von sich zu schieben. „Alva, nicht heute Nacht. Ich muss nachdenken, es ist so viel passiert.“ Er registrierte ihren verständnislosen Blick. „Nichts, was mit uns zu tun hat, Alva. Glaub mir. Aber es ist besser, wenn du jetzt gehst.“
Sie blieb regungslos sitzen. „Schick mich nicht weg, Serre.“
„Meldis könnte entdecken, dass du nicht bei ihr bist“, sagte er im verzweifelten Versuch, sie zum Gehen zu bewegen. „Wir wollen doch die Dinge nicht noch komplizierter machen.“
„Seit wann kümmert es dich, was Meldis denkt?“, zischte Alva beleidigt, griff aber zu seiner grenzenlosen Erleichterung nach ihren neben der Bank liegenden Kleidern und streifte sie über den Kopf. Dann stand sie auf. „Ich liebe dich Serre, vergiss das nicht. Ich werde dich niemals aufgeben, nicht solange ich atme.“
Die Tür fiel hinter ihr zu und Nick rieb seine schmerzende Stirn. Es musste einen Zusammenhang geben und er musste herausfinden, welchen Plan Alva und Serre geschmiedet hatten. Vielleicht konnte er damit Meldis das Leben retten.
Am nächsten Vormittag schlich Nick um das Haus herum, in dem die beiden Frauen wohnten. Er wollte abwarten, bis Meldis wegging, um mit Tessa zu reden. Als er schon nicht mehr daran glaubte, wurde seine Geduld schließlich doch belohnt, da das Mädchen mit einem Korb in der Hand das Haus verließ.
In der Tür stieß er mit Tessa zusammen, die einen leeren Holzeimer trug. „Hallo“, murmelte sie. „Meldis ist gerade gegangen.“
„Ich weiß, ich muss mit dir reden.“ Er ging ins Haus und schloss die Tür. Dann zog er einen Hocker näher und setzte sich. Tessa blieb mit verschränkten Armen vor ihm stehen und blickte auf ihn hinunter.
„Alva war heute Nacht bei
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