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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Henz
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einen, der vogelfrei ist, bist du leichtsinnig geworden – hierher zu kommen.“
    „Das geht dich nichts an, Kers. Lass mich passieren.“
    „Dem Ding in deiner Hand nach zu schließen geht uns das sehr wohl etwas an. “
    Sie umkreisten ihn und der Anführer zog sein Schwert. „Odin wird sich sehr dafür interessieren. Du weißt, er sieht es gar nicht gerne, dass du dich mit den Sterblichen einlässt und ihnen auch noch deine Dienste anbietest. Von deiner engen Beziehung zu der Unterweltschlampe wollen wir gar nicht reden. Odin hat dich für vogelfrei erklärt – falls dir das noch nicht bekannt ist.“
    „Lass mich zufrieden und wühl' in deinem eigenen Dreck, Kers. Ich habe weder vor dir und deinen Kumpanen Angst noch vor Odin. Eines nicht sehr fernen Tages wirst du mich um Gnade anflehen, aber ich werde taub und blind für dein Gewinsel sein.“
    Kers schnalzte mit der Zunge. „Du vergisst dich, Halbblut. Mit einem wie dir mache ich kurzen Prozess, da brauche ich weder Fenris noch Odin. Dafür reicht meine Kraft.“
    „Ja, ja, und ich bin Thor“, erwiderte Kaldak verächtlich. „Geh mir aus dem Weg, ein Handlanger wie du hat kein Recht, auch nur das Wort an mich zu richten.“
    „Ein Handlanger bin ich also. Damit hast du wohl recht. Aber an deiner Stelle würde ich die Macht eines Handlangers nicht unterschätzen, Halbblut.“ Er streckte seine Arme seitlich aus und verfiel in ein lautes, monotones Summern, in das die anderen beiden einstimmten.
    „Dem Wunsch des großen Odin entsprechend, der mir die Kraft gibt, sein Urteil zu vollstrecken, verbanne ich dich aus der Welt der Menschen und der Götter. Hier kommt das Boot, das dich zu deiner Bestimmung bringen wird.“
    Wie von Zauberhand stand plötzlich ein Schiff neben ihnen. Kaldak, der Meldis’ Gesicht an seine Brust presste, wich mit einem Fluch auf den Lippen zurück. Die beiden anderen Männer packten ihn – ohne dabei das Summen zu unterbrechen – und schleiften ihn an Bord des Schiffes. Ihre übermenschlichen Kräfte machten alles Wehren seinerseits zunichte. Sie schleuderten ihn zu Boden und einen Herzschlag später schossen Ketten aus den Planken und legten sich um seine Arme und Beine.
    Die drei Männer blickten auf ihn hinunter. Der Anführer begann wieder zu sprechen. „Im Namen von Odin vollstrecke ich das Urteil. Gebannt sollst du werden in Kälte und Eis. Solange die Gletscher dieses Land überziehen, so lange seien sie dein Grab. Falls jemals die Stunde kommt, in der das Eis seine Gestalt wandelt, dann bist du frei. Aber glaube mir, Halbblut, diese Stunde wird niemals kommen.“
     
    Arnes Arm zitterte nicht. Wut und Schmerz entstellten sein Gesicht.
    Tessa schrie. Sie schrie so hoch und schrill, dass die Luft zu flirren begann. Ihr Schrei durchdrang Welten und Dimensionen, um eine Schneise zu schlagen zwischen Vergangenheit und Zukunft.
    Das Licht verließ ihre Welt und wurde durch pechschwarze Finsternis ersetzt, in der sich leuchtende Spiralen drehten, die sie unaufhaltsam einsogen. Der grelle Schrei drohte ihr Trommelfell zur Explosion zu bringen und ihr Kopf schwoll auf das Zehnfache seiner normalen Größe an.
    Dann war plötzlich Ruhe. Ängstlich öffnete sie die Augen. Ihr gegenüber saß Nick. In seinen Pupillen sah sie noch immer die leuchtenden Spiralen. Sie wollte die Hand ausstrecken und erst da merkte sie, dass ihre Hände festgehalten wurden. Von Hendrik auf der einen und Daria auf der anderen Seite.

achtundzwanzig
     
    „Das war wohl nichts.“ Berit ließ die Hände ihrer Nachbarn los und lehnte sich zurück. Mit erhobenen Brauen fügte sie spöttisch hinzu: „Die verlorene Seele spricht scheinbar nicht mit jedem.“
    Tessa hatte Mühe, sich in die Situation einzufügen. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Niemandem fiel auf, was mit ihr passiert war. Oder mit Nick.
    Sie sah ihn unverwandt an und er erwiderte ihren Blick ebenso intensiv. Die anderen am Tisch standen auf und streckten sich gähnend.
    Hendrik trat zum Fenster. „Das Unwetter will und will nicht aufhören“, stellte er fest. „Langsam krieg ich Lagerkoller.“
    „Dann lauf eine Runde ums Haus“, schlug Berit vor, die sich zu ihm gesellt hatte.
    „Kommst du mit?“
    „Bei dem Wetter? Ich bin doch nicht verrückt.“
    Die Worte rauschten an Tessa vorbei. Noch immer konnte sie ihren Blick nicht von Nick lösen. Seine Ähnlichkeit mit Serre war in diesem Moment überwältigend.
    Er riss sich von ihrem Blick los. Sein Sessel

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