Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Henz
Vom Netzwerk:
beipflichten. „Und wie soll dein zukünftiger Mann dann sein?“
    „Ich muss ihm wichtig sein. Er muss für mich sorgen können und mir zuhören.“ Sie sah ihn fest an und in diesem Moment wirkte sie wie alles andere als ein arrogantes kleines Mädchen. „Für mich da sein und mich ernst nehmen.“
    „Hast du ihn schon gefunden?“, fragte er ohne besondere Betonung, aber sie ging ihm nicht in die Falle, sondern zuckte nur mit den Schultern und stellte die entscheidende Gegenfrage: „Hältst du dich an dein Wort? Gibst du mich frei?“
    Er seufzte. „Ich würde mir gerne Gewissheit verschaffen, dass deine Zukunft gesichert ist, Meldis. Dieser Punkt liegt mir sehr am Herzen.“
    „Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen. Mir wird es gut gehen“, erwiderte sie unbekümmert.
    „Versprich mir, dass du den Mann, dem du dein Herz schenkst, prüfst, ob er dessen auch würdig ist.“ Nick war aufgestanden und auch Meldis erhob sich. „Das verspreche ich dir gerne, Serre.“
    Nick sah sie an. „Dann gebe ich dich frei, Meldis. Mögest du dein Glück finden. Von jetzt an verbindet uns nichts mehr.“
    „Ich danke dir, Serre. Und ich wünsche dir ebenfalls, dass du eines Tages Glück findest, das von Dauer ist.“
    Sie standen sich gegenüber und Nick griff ein letztes Mal nach Meldis Händen. Im selben Moment hörte er hinter sich Keuchen und hastige, dumpfe Schritte auf der Wiese. Ehe er sich umdrehen konnte, wurde Meldis an den Schultern gepackt und zu Boden gerissen.
    „Nein, das tust du nicht, Meldis. Du zerstörst nicht mein Leben.“
    Völlig perplex starrte Nick auf Tessa, die auf Meldis hockte und ihr die Handgelenke über dem Kopf auf der Wiese festhielt. Er war so verwirrt, dass er tatenlos stehen blieb.
    „Alva“, rief Meldis ärgerlich. „Was soll das? Runter von mir! Bist du verrückt geworden?“
    “Du wirst Serre heiraten, hörst du? Der Jarl hat es angeordnet, dein Vater wünscht es und du wirst es tun. Das bist du deiner Familie schuldig.“
    „Das geht dich gar nichts an. Was fällt dir ein! Ich lasse dich auspeitschen!“ Sie versuchte sich aufzurichten, bekam eine Hand frei und fuhr Tessa ins Haar. Die schrie auf, riss sich los und packte Meldis am Hals.
    „Du kleines verwöhntes Miststück, du wirst tun, was man dir sagt“, kreischte sie mit sich überschlagender Stimme und schlug Meldis mit der flachen Hand ins Gesicht. Meldis’ Kopf flog zurück und blieb auf der Wiese liegen, die Augen blicklos nach oben gerichtet.
    Nick löste sich aus seiner Erstarrung. Er griff nach Tessas Schultern und zog sie von Meldis weg, die sich noch immer nicht rührte.
    „Lass mich los, Serre. Sie muss es endlich begreifen“, schrie Tessa hysterisch weiter und eine kalte Hand strich über Nicks Rücken, als er das bleiche, stumme Gesicht von Meldis betrachtete.
    „Sie wird es nicht begreifen. Sie ist tot“, sagte er tonlos.
    „Tot?“, wiederholte Tessa, hörbar irritiert. „Sie darf nicht tot sein, Serre, sie …“
    Am Ende seiner Kraft packte Nick sie an den Schultern und drehte sie zu sich. „Alva, warum soll mich Meldis heiraten?“
    „Warum fragst du Dinge, die du ohnehin weißt? Weil wir dann zusammen sein können. Für immer. Ich bin Meldis’ Sklavin, niemand wird sich wundern, wenn du auch in mein Bett steigst.“ Sie strich in einer liebevollen Geste über ihren Bauch. „Niemand wird fragen, wer der Vater meines Kindes ist. So haben wir es doch abgemacht, darum hast du doch um Meldis angehalten. Weil du mich nicht zur Frau nehmen kannst, als freier Mann, als möglicher nächster Jarl. Und weil Meldis oder ihr Vater mich niemals freigeben würden.“ Sie nutzte den Überraschungsmoment und wand sich aus seinem Griff. Auf Knien robbte sie zu Meldis hinüber. „Sie ist nicht tot. Sie darf nicht tot sein. Was wird denn aus uns, wenn sie tot ist?“
    Hektisch klopfte sie Meldis Wangen, während Nick wie gelähmt danebenstand. War das die Lösung des Rätsels? Hatte Serre auf einer Heirat mit Meldis nur bestanden, um sein Verhältnis mit Alva fortführen zu können? Weil eine Heirat zwischen Sklaven und Freien nicht möglich war?
    Tatsächlich konnte das die Erklärung sein für Serres unbeirrbares Festhalten an dem Entschluss, Meldis zur Frau zu nehmen. Er hatte sich ursprünglich gar nicht auf die Suche nach seiner ausgebüchsten Braut gemacht, sondern nach seiner einzigen wahren Liebe. Nach Alva.
    Und Alva liebte ihn ebenso. Sie hatten Grenzen überschritten und nach einer

Weitere Kostenlose Bücher