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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Henz
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sie an und atmete tief durch. „Am Anfang war es vielleicht so. Der Gedanke, einen Traum, den ich so lange geträumt habe, Wirklichkeit werden zu lassen, hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich habe mir alles Mögliche ausgemalt. Aber ...“, er hob die Hand, als sie ihn unterbrechen wollte. „… das ist vorbei. Ich werde dir weder Astrids Leben, noch meine Pläne und Träume aufzwingen. Ich möchte mit dir zusammen sein. Ob hier oder an einem anderen Ort, diese Entscheidung liegt bei dir. Das Einzige was ich will, ist mit dir leben“, wiederholte er. „Aus einem einzigen Grund – weil ich dich liebe.“
    Unmutig warf sie die Hände in die Luft. „Wie kannst du dir so sicher sein, Nick? Wir kennen uns doch kaum, wir …“
    „Wir haben den Rest unseres Lebens Zeit, uns kennenzulernen. Ich bin mir sicher, weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man liebt.“
    „Aber ich weiß nicht, wie es ist“, rief sie verzweifelt.
    „Dann lass es mich dir zeigen“, sagte er und nahm sie in die Arme.
    Tessa wehrte sich nicht, weil sie sich zu sehr gewünscht hatte, dass er genau das tat. Ihr zeigen, wie sehr er sie liebte. Sie davon zu überzeugen, dass er sie liebte. Dass er ihr nicht nur aus lauter Mitleid etwas Trost spenden wollte. Oder um seine Frau zu vergessen.
    Er küsste sie voller Hunger, voller Sehnsucht und mit einer schier unendlichen Zärtlichkeit. „Alles wird gut, Tessa. Vielleicht ist das der tiefere Sinn des Ganzen. Dass wir das Happy End bekommen, das Alva und Serre verwehrt ist.“
    „Du siehst ihm sehr ähnlich“, flüsterte sie verträumt.
    „Und du siehst Alva ähnlich“, antwortete er und küsste die empfindliche Stelle unterhalb ihres Kiefers. „Sie war schwanger, wusstest du das?“
    „Nein. Wie kommst du darauf?“
    „Sie hat es angedeutet, kurz bevor Kaldak auftauchte.“
    „Du meinst, ich bin eine Urururenkelin von Alva?“
    „Und Serre. Wer weiß, es muss doch einen Grund geben, warum gerade du in die Vergangenheit zurückgegangen bist.“
    „Der Grund war die Maske.“
    „Was auch immer. Hauptsache, du bist nach Bjørendahl gekommen. Das Wie und Warum ist mir herzlich egal. Du bist der Grund, dass ich aufgewacht bin aus einem Albtraum ohne Ende.“
    „Du willst also wirklich, dass ich bei dir bleibe?“
    „Natürlich, wie kannst du nur daran zweifeln?“
    Sie sah ihn schweigend an. Wie sollte sie ihm nur sagen, dass sie weniger an ihm, als an sich selbst zweifelte? Möglicherweise wusste er wirklich, wie sich Liebe anfühlte, und war bis in die tiefsten Tiefen seines Herzens sicher, sie zu lieben.
    Aber ebenso war es möglich, dass sie sich nur auf ihn einließ, um das zu bekommen, was sie wollte. Weil er ein Mittel zum Zweck war. Ein attraktives, verführerisches Mittel zwar, aber nichts weiter. Und das konnte sie ihm nicht zumuten. Sie musste sich über ihre Gefühle klar werden.
    „Wovor hast du solche Angst?“, fragte er wieder, während ein Blitz über den Nachthimmel zuckte und der Donner die Fensterscheiben vibrieren ließ.
    Tessa holte tief Atem und lehnte sich in Nicks Armen zurück. „Ich habe Angst, dass du dich in mir täuschst. Dass ich dich nur nehme, weil du vielleicht meine letzte Chance bist, das Leben zu bekommen, das ich haben möchte. Dass ich dich nicht liebe, sondern rein egoistisch handle, um einen Stall voller Kinder zu kriegen und einen Ehemann, der den Boden anbetet, auf dem ich gehe.“
    Er lächelte unbekümmert. „Das tust du nicht. Vertrau mir, wenn du dir schon selbst nicht vertraust.“
    Sie konnte nicht. Sie konnte nicht über ihren Schatten springen. Deshalb spielte sie eine Karte, die ihn schmerzhaft treffen musste, in der Hoffnung, ihn zur Vernunft zu bringen. „Ich bin nicht wie Astrid.“
    Sein Lächeln verblasste und er wurde ernst. „Nein, das bist du nicht. Und niemand weiß das besser als ich.“
    „Aber dann …“
    „Liebe ist nicht teilbar. Das funktioniert nicht nach dem Motto, sechzig Prozent habe ich ausgegeben, also bleiben noch vierzig übrig. Es sind immer hundert Prozent, Tessa. Anders funktioniert es nicht. Nicht für mich.“ Er ließ sie los und sofort verschwand die Wärme, die sie umfangen gehalten hatte. „Ich habe Astrid geliebt und auf meine Weise werde ich sie immer lieben. Ich werde sie nie vergessen, aber ich werde dich weder mit ihr vergleichen noch dich im Mausoleum ihrer Erinnerung einsperren, noch wirst du ihre Zweitbesetzung sein. Das verspreche ich dir, aber ich kann dich nicht zwingen, mir

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