Stachel der Erinnerung
wieder.“ Er trat auf die beiden zu und Tessa drückte sich instinktiv an Nick. „Es hat zwar lange gedauert, aber jetzt ist Zahltag, meine Schäfchen.“
„Zahltag?“, murmelte Tessa.
Kaldak blieb vor ihr stehen. „Zahltag. Ihr werdet für eure Intrige zahlen. Und du, Alva, dafür, dass du mir die Frau genommen hast, der ich mein Herz geschenkt habe.“
Tessa sah ihn verständnislos an. „Du hast Meldis getötet. Was willst du von mir?“
„Ich habe sie nicht getötet, ich habe versucht, sie zurückzuholen. Du warst es, die sie getötet hat.“
Tessa sah Nick an. In seinem Gesicht las sie die Bestätigung von Kaldaks Anschuldigung. Zwar schüttelte er den Kopf, aber das überzeugte sie ebenso wenig wie seine Worte. „Es war ein Unfall, Kaldak, und du weißt es auch. Alva konnte nichts dafür. Sie wollte Meldis nichts tun. Und Tessa kann schon gar nichts dafür.“
„Sie wollte Meldis nichts tun? Ihr beide wolltet sie doch für eure Zwecke missbrauchen. Ihr Leben zerstören – wenn ihr gekonnt hättet. Euer Glück auf ihrem Leid aufbauen“, sagte Kaldak höhnisch. „Glaubt ihr wirklich, dass ich tatenlos zusehen werde, wie ihr beide in diesem Leben glücklich werdet?“
Tessa würgte an Kaldaks Worten. Wie hatte Nick die Szene beschrieben? Alva war wie eine Wahnsinnige auf Meldis losgegangen. Schnitt. Er hatte nicht gesagt, was weiter passiert war, sondern ihre Aufmerksamkeit mit seinem eigenen Versagen abgelenkt. Und sie hatte sich nur zu gerne ablenken lassen. Also war sie nicht nur damit gescheitert, Meldis das Leben zu retten, sondern hatte sie sogar mit ihren eigenen Händen getötet. Ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus.
Sie machte sich von Nick los und ging auf Kaldak zu. „Wer bist du wirklich?“
„Dein schlimmster Albtraum, Alva. Oder Tessa. Diesmal wird mich nichts aufhalten. Ich werde Erfolg haben. Und wirst zahlen!“
„Wer bist du?“, wiederholte sie unbeirrt.
„Ich bin Kaldak, der Sohn des allmächtigen Gottes Loki und Ragna, einer Sterblichen. Ein Halbblut. Aber nicht mehr lange. Durch dich werde ich Odins Dankbarkeit erlangen. Und seine Dankbarkeit wird mich zu einem vollwertigen Mitglied an der Tafel der Götter erheben. Mit all jenen Kräften, die einem Gott zustehen. Dann werde ich Meldis wieder zum Leben erwecken und an meine Seite holen. Die Gerechtigkeit wird siegen.“
„Du wirst ihr nichts tun, wenn du dich an jemandem schadlos halten willst, dann an mir“, sagte Nick drohend und schob Tessa beiseite.
„Liebend gerne. Aber du bist nicht, was ich brauche. Ich brauche die vierte Tochter einer vierten Tochter, das bist du doch nicht, mein tapferer Krieger, oder?“, fügte Kaldak spöttisch hinzu.
„Aber das bin ich auch nicht“, murmelte Tessa und wurde blass, als sie seine Worte überdachte.
„Oh doch, das bist du.“ In seiner Stimme schwang nicht der geringste Zweifel mit. „Damit rechtfertigst du deine Existenz und kannst ein Körnchen deiner Schuld abtragen. Du bist die vierte Tochter einer vierten Tochter.“
Das Begreifen, dass er recht hatte, ließ eine Gänsehaut über ihren Rücken huschen. Sie war es tatsächlich. Ihre Mutter hatte drei ältere Schwestern, und bevor sie Sanne geboren hatte, brachte sie Zwillinge zur Welt, die nur knapp eine Stunde überlebten. Sie war tatsächlich die vierte Tochter einer vierten Tochter.
„Du bist der Schlüssel zu meiner göttlichen Existenz. Durch dich werde ich jene Macht und Kraft erlangen, die mir zusteht. Und Meldis wird an meiner Seite sein.“
„Warum hast du Meldis das Gesicht abgeschnitten, wenn du sie so sehr liebst?“, fragte Nick trocken.
Kaldak machte eine vage Handbewegung. „Weil ich dachte, es würde genügen, um mir Hilfe zu erkaufen. Hilfe von meiner Schwester. Sie hält zu mir und ich halte zu ihr. Gemeinsam sind wir unschlagbar. “
Tessa dachte nach. Wenn Loki sein Vater war, dann konnte seine Schwester nur … „Von Hel? Die Göttin der Unterwelt ist deine Schwester und sie will dir helfen?“
„Ja, sie ist bereit Odins Sohn Balder freizulassen, wenn ich ihr die vierte Tochter einer vierten Tochter bringe. Ihren Körper, um genau zu sein. Und Odin ist mir zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet, wenn ich ihm seinen Sohn zurückgebe.“
„Ich verstehe es noch immer nicht. Meldis ist nicht die vierte Tochter einer vierten Tochter“, sagte Tessa stirnrunzelnd.
„Nein, aber Hel ist unglaublich eitel und sie hat nicht viele Freunde“, fügte er hinzu. „Meldis
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