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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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herauszufinden, was sie vorhatte.
Er folgte ihr zu der Mietkutsche, die an der nächsten Straßenecke wartete. Sie
sah sich noch einmal gehetzt um und stieg ein. Matt winkte eine andere Kutsche
heran und bat den Kutscher, der ersten zu folgen. Beinahe hätte er sie in der
Nähe des Berkeley Square verloren, doch dann entdeckte er sie wieder auf dem
Piccadilly.
    Bis er sah,
daß die Kutsche ihren Kurs änderte und um die Ecke in die Jermyn Street einbog.
Dort hielt sie an. Zwei sehr zierliche junge »Gentlemen« stiegen aus und gingen
dann, ohne zu zögern, in eines der bekannten unzüchtigen Häuser mit dem
beziehungsreichen Namen »The Fallen Angel«.
    »Verdammte
Pest.« Sein Puls schlug schneller, egal, ob aus Angst um die beiden jungen
Mädchen, aus Zorn darüber, daß Jessie dieses Risiko einging, oder aus einem
bohrenden Mißtrauen heraus, was Jessie Fox in einem Haus mit so schlechtem Ruf
zu suchen hatte.
    Warum waren
sie in dieses Haus gegangen? Was zum Teufel hatten sie in einer Spielhölle wie
dem Fallen Angel zu suchen? Ein Ort, der nach dem Geschmack der Männer war, die
anderen gern Schmerz zufügten! Vielleicht trafen die beiden sich dort mit
jemandem. Vielleicht hatte er sich geirrt, und Jessie war nicht so unschuldig,
wie er geglaubt hatte. Vielleicht ging ihr Geschmack in eine ganz andere
Richtung, in eine, die wesentlich dunkler war als reine Leidenschaft in den
Armen eines Geliebten.
    Er konnte
es nicht so recht glauben. Viel wahrscheinlicher war, daß sie sich auf ein
Abenteuer eingelassen hatte. Dennoch verspürte er einen dicken Kloß in seinem
Hals. Wenn es stimmte, dann war es an der Zeit, daß er es herausfand. Matt
stöhnte wütend und stieg aus der Kutsche.
    Jessie hörte, wie sich die Eingangstür
hinter ihnen schloß. Wie das Läuten der Totenglocke kam es ihr vor, und ein
Schauer lief über ihren Rücken. Im Eingangsbereich war es dunkel. Rauchende
Öllampen warfen einen unheimlichen Schatten auf das riesige, goldgerahmte
Gemälde an der Wand. Es war das Portrait einer sinnlichen Frau mit rosiger
Haut, die nichts anderes trug als ein Tuch über dem Schoß. Ihre reifen, üppigen
Brüste mit den rosigen Spitzen hoben sich ab von ihrem nackten Körper.
    »Verdammt,
Gwen«, murmelte Jessie. »Wir sollten wirklich nicht hier sein.«
    Die kleine
Brünette blickte sie an. Jessie fluchte sonst nie. »Wir werden nicht lange
bleiben, das habe ich dir doch versprochen.«
    Ein großer,
breitschultriger Mohr führte sie durch die Tür in den Salon. Er musterte die
beiden einen Augenblick, doch hielt er sie nicht zurück.
    »O mein
Gott ...«, flüsterte Gwen fasziniert. »Sieh dir nur diese Frauen an!«
Geschminkt und mit Rouge im Gesicht, mit nackten Beinen und Brüsten, die aus
den enggeschnürten Miedern quollen, lachten die Frauen des Fallen Angel über
die groben Späße der Männer und ermunterten sie in ihrem lüsternen Treiben.
Selbst die Dirnen im Black Boar Inn waren nicht so dreist gewesen. Sie hatten
ihre Aktivitäten zumindest auf die Räume über dem Gasthof beschränkt.
    »Wir
sollten wieder gehen«, drängte Jessie, doch Gwen schob sie weiter in den Raum.
Sie hielten sich im Schatten der Wand und setzten sich an einen Tisch in einer
dunklen Ecke.
    Eine
hübsche kleine Blondine kam mit schwingenden Hüften auf sie zu. »'n Abend,
Mylords. Was kann ich Euch bringen?« Sie schob ihre Brüste dicht an Jessies
Gesicht. »Wie Ihr seht, habe ich genug zu bieten.«
    Jessies
Wangen brannten vor Verlegenheit. »Einen Krug Bier für jeden von uns, bitte.«
Sie bemühte sich, ihre Stimme so tief wie möglich klingen zu lassen, während
sie überlegte, was ein Mann in einem solchen Haus wohl trinken würde. »Und
beeil dich, Mädchen. Wir haben noch eine andere Verabredung. Wir können nicht
lange bleiben.« Und das, so hoffte sie, war Entschuldigung genug dafür, daß
sie ihre steifen Hüte nicht abnahmen.
    Jessie
hatte sich bemüht, jeden Teil ihres Körpers unter der Kleidung zu verstecken.
Ihr hoher Kragen mit der Krawatte reichte ihr bis an die Ohren. Gwen trug sogar
einen Schnurrbart, den sie aus ihrem glänzenden dunklen Haar gemacht hatte. Jessie
blickte an sich hinunter und sah dann Gwen an. Noch nie in ihrem Leben war sie
sich so lächerlich vorgekommen.
    Das Mädchen
stand noch immer an ihrem Tisch. »Ihr seid ein so hübsches Paar. Seid Ihr
sicher, daß ich nicht mehr für Euch tun kann?« Sie wackelte verführerisch mit
den Brüsten. »Wir könnten alle nach oben gehen. Ich könnte

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