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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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enthüllt! Ihr entsetzter Blick flackerte von Matthews unerbittlichem
Gesicht zu Gwen.
    Ihre
Freundin sah sie stirnrunzelnd an. In Gedanken setzte sie die Stücke des für
sie vorher unverständlichen Puzzles zusammen. Sie ergriff Jessies Hand und
drückte sie.
    »Du hast
nie über deine Eltern gesprochen«, sagte Gwen. »Und ich habe dich auch nie
danach gefragt. Es hat mich damals nicht interessiert, und das tut es auch heute
nicht. Danke, daß du mich beschützt hast. Und wenn eine Tracht Prügel mit dem
Rohrstock alles ist, was ich dafür bekommen werde, dann kann ich mich glücklich
schätzen. Es ist mir den Preis wert, weil ich weiß, daß ich eine Freundin wie
dich habe.«
    Matthew
bewegte sich. In der engen Kutsche berührten seine Beine die von Jessie, und
sie fühlte, wie seine Muskeln sich anspannten.
    »Es wird
keinen Rohrstock geben«, sagte er leise. Sein Gesicht lag im Schatten. »Ich
werde Waring nicht sagen, was heute abend passiert ist.« Er lehnte sich ein
wenig vor in seinem Sitz. Seine Schultern waren so breit, daß sie fast die
beiden Seiten der Kutsche berührten. Er sah Gwen ernst an. »Aber ich möchte
Euer Wort haben, Lady Gwendolyn, daß Ihr nie wieder etwas so Gefährliches tut.«
    Sie nickte
matt. »Ich verspreche es.« Aber Jessie sah im Au genwinkel, daß sie hinter
ihrem Rücken Zeige- und Mittelfinger gekreuzt hatte.
    »Mistress
Fox?« Derselbe strenge Blick heftete sich jetzt auf sie.
    »Das
Versprechen fällt mir leicht, Mylord. Eine Spielhölle ist der letzte Ort, an
dem ich mich aufhalten möchte.«
    Er sah sie
nachdenklich an. »Dann werden wir nicht weiter davon reden.« Seine dunkelblauen
Augen ruhten noch immer auf ihr. Er ließ sich in den Sitz zurückfallen, und
während die Kutsche ihrem Ziel entgegenrumpelte, betrachtete er sie schweigend.
    Jessie
fragte sich, was er wohl dachte.
    »Warum läufst du so unruhig auf und ab,
Matthew? Wenn du etwas zu sagen hast, dann sage es, um Himmels willen.«
    Matthew
stand neben seinem Vater im Herrenzimmer des Stadthauses. Es war spät, Jessie
war bereits ins Bett gegangen. »Ich mache mir Sorgen, das ist alles. Mein
Urlaub ist in weniger als zwei Wochen vorüber, und du wirst mit Jessie hier in
London sein – allein.«
    »Ich
fürchte, ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Ich mache
mir halt einfach Sorgen, das ist alles. Du bist immer noch nicht so recht
gesund, und selbst wenn du wohlauf wärst, würde es dir ohne jede Hilfe
schwerfallen, auf Jessie aufzupassen, sicherzugehen, daß alles in Ordnung
ist.«
    »Cornelia
hilft mir, und soweit ich das sehe, läuft alles nach Plan. Ob du nun hier bist
oder nicht, das macht kaum einen Unterschied.«
    Matt legte
beide Hände auf die Lehne des gepolsterten Ledersessels vor dem Schreibtisch
und dachte an Jessie gestern abend im Fallen Angel. Er versuchte, die richtigen
Worte zu finden. »Ich weiß, was du für das Mädchen empfindest. Ich gebe sogar
zu, daß ich selbst eine wachsende Bewunderung für sie fühle.« Zusätzlich zu
einer wachsenden Lust, fügte er im stillen hinzu. »Wenn man bedenkt, woher sie
kommt, dann hat dieses Mädchen ein Wunder vollbracht.«
    Sein Vater
nickte strahlend. »Daran besteht kein Zweifel.«
    »Ja, aber sei es, wie es wolle,
die Tatsache bleibt bestehen, daß Jessie Fox noch immer Jessie Fox ist.«
    »Und das
bedeutet?«
    »Das
bedeutet, daß ihre Vergangenheit noch immer ein Problem ist. Sogar zu Hause
ist ihr unbeabsichtigt ein Ausrutscher unterlaufen. Und gestern abend ist es
wieder passiert. Sie hat eine Anspielung auf ihre Mutter gemacht, die nicht
deutlicher hätte sein können. Glücklicherweise ist es nur in Anwesenheit von
Gwen Lockhart passiert, die, wie ich bestätigen kann, offensichtlich eine sehr
gute Freundin von ihr ist.«
    »Niemand
ist perfekt, Matthew«
    »Darum geht
es doch nicht. Es geht darum, daß so etwas immer wieder passieren kann. Ein
Ausrutscher – mehr ist nicht nötig, um die Wahrheit zu enthüllen und den Namen
der Belmores zu ruinieren. Es ist ein ehrenwerter Name, ein Name, der noch nie
auch nur mit dem Hauch eines Skandals behaftet war.«
    Der Marquis
zog den Verschluß aus der Kristallkaraffe mit Brandy und goß einen ordentlichen
Schluck davon in zwei Gläser. »Ein Hauch von Skandal, von dem niemand etwas
erfahren hat«, korrigierte er seinen Sohn.
    »Was soll
das denn heißen?«
    »Das soll
heißen, daß nichts im Leben nur schwarz oder weiß ist, wie du es anscheinend
gern glauben möchtest. Es gibt immer einige

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