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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Euch beiden ...«
    »Nicht
heute abend«, fuhr Jessie sie an und war dankbar dafür, daß es so dunkel war in
dem Raum. »Bring uns das Bier und verschwinde.«
    »Jawohl, Mylords.«
Sie verbeugte sich höflich, und das kurze Röckchen der Sparausgabe einer
schwarz-weißen Dienstbotenuniform tanzte auf und ab und zeigte ihr fast
nacktes Hinterteil.
    »Mein
Gott«, flüsterte Gwen. »Kannst du das glauben?« Sie blickte von dem knackigen
Po des Mädchens hinüber zu den anderen halbnackten Frauen, die den
gutgekleideten Männern an den Spieltischen auf dem Schoß saßen.
    »Ich glaube
es«, entgegnete Jessie düster.
    Eine der
Frauen lachte schrill, als ein Mann die Hand in ihr Mieder steckte und sie in
die Brustspitze kniff. Unflätige Worte und lüsterne Bemerkungen flogen hin und
her, und der erstickende Geruch nach billigem Parfüm nahm ihnen fast den Atem.
    »Gütiger
Himmel«, hauchte Gwen. »Die Dinge, die die Männer zu ihrem Vergnügen tun, erstaunen
mich immer wieder.«
    »Ich hoffe,
du hast genug gesehen.« Jessie musterte den verräucherten Raum und hoffte, daß
niemand sie beobachtet hatte, als sie hereinkamen. »Jede Minute, die wir länger
hierbleiben, vergrößert das Risiko, entdeckt zu werden. Wir werden ruiniert
sein, wenn jemand herausfindet, wer wir sind.«
    Gwen
antwortete ihr nicht, sie betrachtete den Raum voll lärmender Menschen und
prägte sich jede Einzelheit ein, bis hin zu der roten Tapete und dem Puder in
den Gesichtern der Frauen.
    »Gwen, hast
du mich gehört? Du hast gesehen, was du sehen wolltest, es ist Zeit, daß wir
hier verschwinden.«
    Eine
Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit. Die Hand eines Mannes hatte sich auf die
Lehne des Stuhles ihr gegenüber gelegt, und Jessies Kopf fuhr hoch.
    »Das ist
ein äußerst weiser Rat«, murmelte Lord Strickland, und seine Augen waren so
dunkel wie Onyx. »Ich würde Euch raten, Lady Gwendolyn, dem Vorschlag Eurer
Freundin zu folgen.«
    Jessie
starrte ihn sprachlos an.
    »Verflixt
und zugenäht«, platzte Gwen heraus. Sie sah Jessie empört an. »Du hast ihm doch
nicht etwa was verraten, oder?«
    »Bist du
verrückt?« Unter ihrer überraschend gutsitzenden Kleidung begann Jessie zu
zittern.
    »Sprecht
leiser«, warnte Matthew sie, und seine Stimme hatte einen harten Klang. »Ihr
habt Euch den schlimmsten Ort in der ganzen Jermyn Street ausgesucht –
offensichtlich, um Eure Neugier zu befriedigen. Doch Euer Eindringen hier würde
absolut nicht freundlich aufgenommen werden. Wenn man herausfindet, daß Ihr
zwei Frauen seid, dann werde ich mich prügeln müssen, um Euch hier
herauszuholen.«
    Das Mädchen
mit dem halbnackten Po kam zurück und stellte die Krüge mit Bier auf den Tisch.
Matthew warf ihr eine Münze hin.
    »'n Abend,
schöner Mann.« Die Frau beugte sich vor und fuhr mit den Fingern durch Matthews
goldenes Haar. »Was hältst du davon, wenn du mit mir nach oben gehst?«
    Er packte
ihr Handgelenk und zog ihre Hand weg. Dabei lächelte er, aber sein Mund sah
hart und angespannt aus. »Nicht heute abend, danke. Vielleicht ein anderes
Mal.«
    Sie machte
sich schnell davon, als sie den Ausdruck in seinem Gesicht gesehen hatte. Mit
diesem Ausdruck sah er jetzt Jessie an, und sie schrumpfte schier zusammen.
»Ihr steht jetzt ganz ruhig auf. Seht niemanden an, geht einfach hinaus, so,
wie Ihr hereingekommen seid. Die Kutsche steht noch vor der Tür. Steigt ein und
wartet dort auf mich.«
    »J-ja,
Mylord«, hauchte Jessie. Ihr Herz schlug so heftig, daß sie es bis in die
Fingerspitzen fühlte.
    Sogar Gwen
sah eingeschüchtert aus. Die beiden zogen die Hutkrempen tiefer ins Gesicht und
schoben die Stühle zurück. An Matthew vorbei verließen sie den Raum. Sie
blieben im Schatten der Wand, bis sie wieder auf der Straße standen. Matthew
war hinter ihnen, noch ehe sie etwas sagen konnten.
    Er riß die
Tür der Mietkutsche auf. »Steigt ein.« In seiner Wange zuckte ein Muskel.
    Jessie
zitterte, als sie auf den Sitz der Kutsche sank, am liebsten hätte sie sich
den Hut über die Ohren bis auf die Schultern gezogen. Wortlos rollten sie über
die holprigen Straßen. Das metallische,
quietschende Geräusch der Eisenräder auf dem Pflaster füllte das Schweigen in
der Kutsche. Lieber Gott, von all den Menschen – warum mußte es ausgerechnet er
sein?
    Doch obwohl
sie sich wünschte, er hätte nichts davon erfahren, so war sie doch froh, daß
er da war. Zum ersten Mal an diesem Abend fühlte sie sich sicher.
    Gwen riß
,sich den hinderlichen

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