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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Speisesaal
reservieren lassen.« Jeremy Codring ton, der Herzog von Milton, stand neben
ihr. Er war korrekt gekleidet in einen burgunderfarbenen Überrock, eine weiße
Pikeeweste und eine schwarze Hose. Ein sanftes Lächeln erhellte sein
freundliches Gesicht mit der geraden Nase und dem wohlgeformten Mund. Er hatte
sandbraunes Haar und braune Augen und sah jünger aus als seine vierundzwanzig
Jahre.
    Jessie
nickte und wandte sich vom Spieltisch ab. Sie versuchte, Begeisterung darüber
zu zeigen, daß der Herzog selbst sie zum Mitternachtsessen gebeten hatte.
    Höflich
lächelte sie ihn an. »Ich hoffe, ich habe Euch nicht warten lassen. Ich habe
das Spiel beobachtet und darüber vollkommen die Zeit vergessen.« Sie nahm den
Arm, den er ihr reichte. »Ich könnte jetzt gut etwas zu essen vertragen.«
    Der Herzog
blickte von ihr zu dem Whistspiel, das sie beobachtet hatte. »Spielt Ihr gern,
Miss Fox?«
    »Nein, ich
...«, würde ganz krank werden, wenn ich so viel Geld verlieren müßte. Doch
sie hielt sich wohlweislich zurück. »Ich sehe gern zu, aber ... aber ich bin
keine gute Kartenspielerin, fürchte ich.« Das war eine fette Lüge. Schon als
Kind hatte sie gelernt, geradezu mit Karten zu jonglieren. Sie konnte sogar
noch besser betrügen als ihr krimineller Halbbruder Danny. Vielleicht war das
der Hauptgrund dafür, daß sie in ihrem neuen Leben niemals spielte.
    Wenn sie
beginnen würde zu verlieren, könnte sie versucht sein, der Glücksgöttin etwas
nachzuhelfen ...
    »Ich könnte
es Euch irgendwann einmal lehren«, bot sich der junge Herzog bereitwillig an.
»Ich spiele recht gut, wenn ich das sagen darf.«
    Das stimmte
nicht so ganz. Er spielte ganz passabel. Aber der arme Kerl verlor mehr, als er
gewann. Doch er konnte sich das ja auch leisten.
    Sie
lächelte und zwang sich dazu, ihm beeindruckt zuzunicken. »Das wäre sehr nett,
Euer Gnaden. Ich würde gern all das lernen, was Ihr mich lehren könntet.« Er
wurde ein wenig rot bei der Doppeldeutigkeit ihrer Worte, die sie nicht beabsichtigt
hatte, und Jessie hätte darüber beinahe gelacht. Von all den in
Frage kommenden jungen Männern, die sie kennengelernt hatte, gehörte der
Herzog zu denen, die ihr am liebsten waren. Er war freundlich und intelligent,
und seine Unterhaltung erstreckte sich normalerweise auf mehr als nur das Theater
oder die Oper oder bedeutungsloses Gerede über Mode.
    Sie hatten
sich tatsächlich über die grausige französische Invasion unterhalten, die alle
befürchteten, über die Eröffnung der neuen Londoner Docks und darüber, wie sich
das auf den Handel mit fremden Ländern auswirken würde. Sie hatten über die
Neuigkeiten aus Marseille gesprochen, daß die Flotte von Toulon vor Cape Maria
eine englische Fregatte aufgebracht hatte, über Admiral Nelson und den Krieg
hatten sie sich unterhalten und über Napoleon Bonaparte, alles Themen, über
die sie und Papa Reggie oft diskutierten, Themen allerdings, die kaum für eine
junge, unverheiratete Frau angemessen waren – eigentlich für keine Frau.
    Aber der
Herzog schien interessiert zu sein, als ihr aus Versehen die Bemerkung
herausgerutscht war, daß sie die Morgenzeitung las. Er sprach gern über
wichtige Ereignisse, und es schien ihn nicht zu stören, daß eine Frau sich
wirklich etwas daraus machte, was in der Welt vorging.
    Dennoch war
Jessie froh, als das üppige Mahl von zehn Gängen endlich serviert worden war
und der Herzog sich zu seinen anderen Gästen gesellte. Sie hatte sich in den
letzten beiden Tagen so perfekt benommen, daß sie es sich verdient hatte,
einen Augenblick allein zu sein. Papa Reggie hatte sich schon in sein Stadthaus
zurückgezogen, doch die Gräfin war als Anstandsdame bei ihr geblieben. Sie und
Matthew würden Jessie später nach Hause bringen.
    Innerlich
stöhnte sie auf bei diesem Gedanken. Er hatte kaum mit ihr gesprochen seit der
Nacht, als er sie aus dem Fallen Angel herausgeholt hatte. Und wenn er mit ihr
sprach, hörte sie den mahnenden Unterton in seiner Stimme.
    Wenigstens
hatte er Lord Waring nichts erzählt, doch das hatte er ihr ja auch versprochen.
Matthew würde niemals sein Wort brechen.
    Unbewußt
suchte sie nach ihm. Sie entdeckte Gräfin Fielding, doch Matthew war nicht in
ihrer Nähe. Das überraschte Jessie, aber die wunderschöne Frau hatte in letzter
Zeit ihre Aufmerksamkeit mehr dem spitzbübischen Baron Densmore geschenkt.
    Jessie
schalt sich dafür, an Strickland zu denken. Sie hatte sich doch so fest
vorgenommen, ihn

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