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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Altar zu führen. Und sie braucht mich ganz sicher
nicht, wenn sie mit ihm ins Bett geht.« Er nahm einen tiefen Schluck und
fühlte, wie die feurige Flüssigkeit ihn beruhigte. »Ich wollte dir nur Bescheid
sagen, daß ich nicht kommen werde.«
    Sein Vater
stellte das Glas so hart auf den Tisch, daß etwas von dem Brandy überschwappte.
»Ich werde dir das nur ein einziges Mal sagen. Du wirst an der Hochzeit dieses
außergewöhnlichen Mädchens teilnehmen. Du bist der Belmore-Erbe, und sie ist
mein Mündel. Sie wird in eine der mächtigsten Familien ganz Englands
einheiraten. Und du wirst Zeuge sein, wenn das geschieht. Über dieses Thema
möchte ich nicht weiter diskutieren.«
    Matthew
schnürte es schier die Kehle zu. In seiner Vorstellung sah er, wie der Herzog
sich zu ihr beugte, um sie zu küssen, wie er sie in seine Arme nahm und sie
vor aller Welt zu seiner Frau erklärte. »Ich bitte dich, meine Entschuldigung
anzunehmen. Ich habe dich noch nicht um vieles gebeten, Vater, aber diesmal
bitte ich dich.«
    Sein Vater
sah ihn mit seinen dunklen Augen eindringlich an. »Warum?« wollte er wissen.
»Warum fällt dir das so schwer?«
    Matt
schwieg zuerst, nippte gedankenverloren an seinem Brandy und zwang sich dann zu
antworten. »Es tut mir leid, Vater«, sagte er leise. »Ich enttäusche dich
nicht gern, aber ich werde morgen nicht dabeisein. Bestelle Jessica meine
besten Grüße ... und dem Herzog meine Glückwünsche.« Er stellte das Glas auf
die Anrichte und ging zur Tür. Die Stimme seines Vaters ließ ihn kurz
innehalten.
    »Verdammt,
Junge, ich habe nicht gewollt, daß die Dinge so ausgehen.«
    Matt setzte
seinen Weg fort.
    »Zum
Teufel, Sohn, wenn dir so viel an ihr liegt, dann habe doch den Mut, etwas
dafür zu tun!«
    Matt ging
weiter. Dafür war es zu spät. Es war schon zu spät gewesen seit dem Augenblick,
als er sie in Belmore verlassen hatte. Vielleicht hatten sie nie eine Chance
gehabt.
    Er nahm den
Hut und die Handschuhe, die der Butler ihm reichte, und ging hinaus, die Treppe
hinunter in den kalten Londoner Abend.
    Jessie
starrte auf das
Tablett mit Essen neben ihrem Bett, das sie nicht angerührt hatte. Die Sauce
auf der Hammelkeule war angetrocknet, die Kruste der Nierenpastete
eingefallen, und sogar der Plumpudding sah unappetitlich aus. Bei dem Gedanken,
auch nur einen einzigen Bissen hinunterzuwürgen, wurde ihr speiübel.
    Sie wandte
den Kopf ab, weil sie den Anblick des Essens nicht ertragen konnte, und ging
zum Fenster. Unten auf der Straße stand ein Nachtwächter an der Ecke. Seine
untersetzte Gestalt hob sich gegen das gelbe Licht der Straßenlaterne deutlich
ab. Eine elegante Kutsche fuhr vorüber, sicher waren die Insassen unterwegs zu
einem großen Ball.
    Unbewußt
drehte Jessie ihren Verlobungsring an ihrem Finger. Es war ein Blutstein, der
den Monat März darstellen sollte, den Monat, in dem der Herzog geboren worden
war. Der Ring war
auffällig und sehr kostbar. Er verkörperte all den Pomp und Aufwand, der damit
verbunden war, eine Herzogin zu sein. Es bekümmerte sie, wenn sie daran dachte,
in welch festgefügten Grenzen ihr Leben in den nächsten Jahren verlaufen
würde. Und es belastete ihr Gewissen, daß sie dem Herzog gegenüber nicht
aufrichtig war.
    Doch Papa
Reggie hatte ihr erklärt, daß die meisten Ehen arrangiert wurden. Jeremy hatte
sie gewählt, und sie hatte die Absicht, für ihn all das zu sein, was er sich
von einer Frau wünschte.
    Jessie trat
vom Fenster weg und setzte sich auf ihr Bett. Sie wünschte, sie könnte
schlafen, doch selbst das Glas Sherry, das sie getrunken hatte, hatte ihre
Nerven nicht beruhigen können. Ihr Kopf dröhnte, hinter ihren Schläfen pochte
der Schmerz, und ihre Hände zitterten so sehr, daß sie sie im Schoß verschränkte.
    Morgen
würde sie heiraten. Die Hochzeitsfeier sollte um zehn Uhr beginnen,
anschließend gab es ein riesiges Hochzeitsfrühstück, das bis weit in den
Nachmittag dauern würde. Siebenhundert Gäste waren eingeladen, die creme de
la creme der Londoner Gesellschaft. Es war ebenso erstaunlich wie bedrückend
– alles war organisiert.
    Jessie
schluckte hart und wischte sich eine Träne von der Wange. Sie sollte eigentlich
glücklich sein – überwältigt vor Glück –, denn morgen würde sich der Traum
ihres Lebens erfüllen. Sie würde endlich eine echte Lady sein, sie würde einen
Ehemann und ein eigenes Heim haben. Sie würde mit einem gutaussehenden,
einflußreichen Mann verheiratet sein, der ihr all das

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