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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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Hütte aus nur zu Fuß weiter und mit meinem ganzen Gepäck ist der Aufstieg ziemlich mühselig.“
    „Aber ich habe gar kein weiteres Auto auf dem Weg zur Hütte gesehen“, bemerkte ich. „Wir dachten, hier oben sei niemand mehr!“
    „Oh, ach so. Ich bin gefahren worden. Ich habe einen Lehrstuhl an der Uni in Wien und bin von dort aus von einem meiner Studenten gebracht worden. Er kommt am Mittwoch zurück und holt mich wieder ab!“
    „Na, das wird wohl nichts werden!“, entgegnete ich.
    „Was, wieso das denn nicht? Ich hatte nicht vor, länger zu bleiben. Ich muss am Mittwoch unbedingt zurück und einen Vortrag vorbereiten.“
    Stirnrunzelnd hob ich meinen Schreibblock und einen der herunter gefallenen Pilze auf und legte beides zurück in den Korb. Scheinbar hatte Henri in seiner Vogelstation nichts von dem Erdrutsch mitbekommen. Ich würde ihn wohl aufklären müssen.
     
    Zwanzig Minuten später hatte ich Henri die ganze Geschichte erzählt. Von Veras und meinem geplanten Kurztrip, dem nur als Stippvisite gedachten Aufenthalt bei Sam und Veras Kunden, der das Grundstück kaufen wollte, von dem Erdrutsch, dem Auftauchen von Kay König, dem verschütteten Weg ins Tal und dem Stromausfall.
    „Oh mein Gott, ich habe tatsächlich nichts von dem Erdrutsch mitbekommen“, Henri wirkte betroffen. „Ein grollendes Geräusch habe ich am Samstagabend schon gehört, aber ich dachte das wäre das Donnern des Gewitters. Was alles hätte passieren können … . Wie gut, dass ihr alle wohlauf seid und niemand verletzt wurde.“
    Ich nickte zustimmend.
    „Und was habt ihr nun vor? Hat Sam schon Hilfe gerufen?“, wollte Henri wissen.
    „Wie denn?“, entgegnete ich. „Unsere Handys funktionieren hier oben nicht und Sam hat weder Telefon noch Internet. Das würde uns ohne Strom gerade sowieso nichts nutzen. Das einzige, was wir brauchen könnten, wäre ein Funkgerät. Du hast nicht zufällig eins in deiner Station?“
    „Nein, leider nicht“, bedauerte Henri. „Die Station ist wirklich nur winzig klein. Eine kleine Holzhütte mit einem Tisch, einem Campingkocher, Waschbecken und WC. Es gibt noch nicht einmal ein Bett. Wer in der Station schläft, bringt sich eine Isomatte, einen Schlafsack und einige Konservendosen mit. Ich habe immer ein kleines Zelt dabei und schlafe bei trockenem Wetter draußen vor der Hütte. Da kann ich die Vögel besser hören. Wenn du willst, kann ich dir die Station zeigen. Sie ist ganz in der Nähe.“
    Mein Magen zog sich plötzlich zusammen und knurrte laut. Da fiel mir ein, dass ich noch gar nicht gefrühstückt hatte. Wie lange war ich bereits unterwegs? Vielleicht zwei Stunden? Ob die anderen sich schon fragten, wo ich abblieb? Ich hatte Sam gesagt, dass ich ein wenig Freiraum bräuchte und Pilze suchen gehen würde, aber wenn ich nun mit Henri die Station besichtigen würde und den Rückmarsch zu Sams Hütte mit berechnete, dann wäre ich bestimmt dreieinhalb bis vier Stunden weggewesen.
    Ob Vera sich Sorgen macht? , überlegte ich. Wahrscheinlich nur darum, wer sie nun bedient! Und Kay? Würde er mich vermissen?
    Ein bisschen Sorgen können sie sich ruhig um mich machen , dachte ich und entschied, mir die Vogelstation genauer anzusehen. Allerdings würde Henri mir eine seiner Konservendosen spendieren müssen, wenn er nicht wollte, dass ich einen qualvollen Hungertod starb. Mein Magen beschwerte sich nun lautstark über gähnende Leere. Das fiel auch Henri auf.
    „Hast du Hunger?“, wollte er wissen.
    „Ja, ich habe heute noch gar nichts gegessen“, erwiderte ich.
    „Na, viel kann ich dir leider nicht anbieten. Du kannst wählen zwischen Hühnersuppe aus der Dose, Gulaschsuppe und Dosenspaghetti. Und ein paar Himbeeren habe ich da. Vor der Station wachsen wilde Himbeersträucher, dir tragen gerade Früchte.“
    „Du hast Himbeeren da? Ich liebe Himbeeren!“ Ich hatte seit dem Himbeerkuchen, den ich verputzt hatte, als ich mit Mimi in dem Berliner Café saß, keine Himbeeren mehr gegessen.
    Und Henri hatte sogar frische Himbeeren.
    Meine Laune verbesserte sich schlagartig.
    „Echt? Ich mag Himbeeren auch total gerne. Besonders im Kuchen“, meinte Henri und dann erzählte er mir, dass er furchtbar gerne kochte und backte. Ihm schien es unangenehm zu sein, dass er mir nur Konserven anbieten konnte. „Ich habe sonst keine Gäste in der Vogelstation. Sam verirrt sich nie zu mir herauf, wenn dann muss ich ihn besuchen. Eigentlich stehe ich auch gar nicht auf dieses

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