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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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beschloss zuhause in Berlin mal wieder ein Fitnesscenter zu besuchen. Lange würde ich das Training in einem Studio zwar nicht durchhalten, das wusste ich aus Erfahrung, aber ich könnte es ja mal wieder versuchen.
     
    Die Vogelstation schien verlassen zu sein. Ich klopfte an die Tür des Blockhäuschens, erhielt aber keine Antwort. Vorsichtig öffnete ich die Türe und lugte ins Innere. Ein Kaffeebecher stand auf dem kleinen Tisch, daneben ein Teller mit einem Suppenrest. Von Henri war weit und breit nichts zu sehen. Bestimmt war er gerade unterwegs und beobachtete wieder die Felsenschwalbe. Ich trat wieder hinaus, ging hinüber zu den Himbeersträuchern und pflückte mir einige Früchte. Dann setzte ich mich auf den umgestürzten Baumstamm, auf dem ich gestern mit Henri gesessen hatte und schlug meinen Notizblock auf.
    Alles, was ich bisher notiert hatte, konnte ich getrost entsorgen. Nichts davon war gut genug. Die Geschichte mit den Figuren, die Vera und Sam ähnelten, kam mir nun, nachdem ich Sams Geschichte kannte, unpassend vor.
    Kay – sein Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf, aber ich verscheuchte es schnell. Konzentrier dich auf die Geschichte, Anna.
    Also, nochmal von vorne. Ich kaute auf dem Stift herum und überlegte und überlegte. Doch mir fiel nichts ein. Vielleicht war ich doch nicht für den Job als Autorin geeignet? Der Verlag wäre bestimmt enttäuscht, wenn ich nichts abliefern würde, aber was sollte ich tun, wenn ich einfach keine Geschichte zustande brachte?
    Ich fühlte mich elend und schaffte es nun auch nicht mehr, meine negativen Gedanken zu verdrängen. Ich stellte mir Kay vor, wie er diese Svea küsste. Dann ersetzte ich Sveas Bild durch meines und lachte frustriert. Dumme Anna, mit so einer kannst du wohl kaum mithalten!
    Dann musste ich wieder an das Bild von Sams kleiner Tochter denken und meine Augen wurden feucht. Bevor ich aber ganz in meinen Kummer versinken konnte, hörte ich plötzlich ein zartes Piepsen.
    „Prrit. Pritprit.“
    Wo kam das her? Ich legte den Schreibblock zur Seite und ging dem Geräusch nach. Vielleicht war das Henris Schwalbe? Das Piepsen kam von der Rückseite des Blockhauses. Leise und vorsichtig schlich ich um das Haus herum.
    „Prrrit“, machte es wieder.
    Tatsächlich, dort auf einem Baum neben der Vogelstation saß ein Vogel, der Henris Felsenschwalbe ähnelte. Ob es sich dabei auch um eine Felsensch walbe handelte, konnte ich nicht sagen, dafür kannte ich mich zu wenig mit gefiederten Lebewesen aus. Der Vogel verharrte auf seinem Platz. Ich hatte das Gefühl, er würde mich beobachten.
    Na so was , dachte ich. Henri ist auf der Suche nach dir, dabei sitzt du direkt vor seiner Vogelstation.
    Ich ging näher an den Baum heran. „ Prrrit“, machte der Vogel erneut und erhob sich in die Lüfte.
    W irklich scheu diese Vögel , dachte ich, a ls Vogelforscher muss man wohl starke Nerven haben. Achselzuckend ging ich zurück zu meinem Baumstamm.
    Leider fiel mir immer noch keine neue Geschichte ein. Es war wie verhext! Frustriert klappte ich den Notizblock zu, rutschte vom Baumstamm herunter und legte mich, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ins Gras. Eine einzelne Wolke stand am Himmel, ansonsten war er leuchtend blau und die Sonne schien in mein Gesicht.
    Was für ein tolles Wetter, dachte ich. W enn ich den Aufenthalt hier doch nur genießen könnte. Doch es gab einfach zu viele Störfaktoren: Kay, Vera, meine Schreibblockade, ….
     

     
    „Anna?“
    Erschrocken setzte ich mich auf. Ich musste eingenickt sein. Vor mir stand Henri und betrachtete mich erstaunt.
    „Wolltest du nicht erst heute Nachmittag kommen?“
    Ich nickte und rieb mir den Schlaf aus den Augen. „Eigentlich schon, aber ich brauchte ein bisschen Ruhe ….“
    Henri sah genau so aus wie gestern, bekleidet mit Hose und Shirt in Tarnfarben. Nur dieses Mal hatte er kein Käppi auf. Seine blonden Haare standen wild verstrubbelt in alle Richtungen. Um den Hals trug er eine teuer aussehende Digitalkamera.
    „Na, ruhig ist es hier“, schmunzelte er. „So ruhig, dass du eingeschlafen bist!“
    Verlegen klopfte ich mir einige Grashalme von der Hose.
    „Ich habe diese Nacht furchtbar schlecht geschlafen“, rechtfertigte ich mich.
    „Das tut mir leid“, meinte Henri. „Ist bestimmt nicht einfach, mit so vielen Leuten in Sams kleinem Häuschen zu wohnen.“
    „Das ist es in der Tat nicht“, seufzte ich und wechselte schnell das Thema. Ich wollte mit Henri nicht über

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