Stachelzart
stolzierte an Kay vorbei in die Küche, nicht ohne einen anerkennenden Blick auf seinen Körper zu werfen. „Keine Angst, ich verrate Sie nicht. Ich weiß, wie schwach Männer sind. Aber Sie sollten so etwas trotzdem nicht machen, Ihre Verlobte ist doch eine richtige Traumfrau!“
Im Hinausgehen zischte sie mir noch zu: „Wir sprechen uns morgen!“
Ich war völlig durcheinander. Dass Veras uns erwischt hatte, fand ich zwar peinlich aber nicht allzu dramatisch, zumal ihr Herz diese Sache, im Gegensatz zu meinem, scheinbar gut mitmachte. Ganz anders verhielt es sich mit den Sachen, die sie gesagte hatte. Das war ein Schock für mich. Kay war verlobt?
„Du bist verlobt?“, ich spie ihm die Worte förmlich entgegen.
„Anna, lass mich erklären …“
„Was gibt es da zu erklären? Du bist so ein Arschloch!“ Ich wandte mich ab. Am liebsten wäre ich in irgendeinem Mauseloch verschwunden.
Wie hatte ich nur so blöd sein können?
Gut, ich fand Kay anziehend, sehr sogar, aber ich gehörte nicht zu den Frauen, die absichtlich Beziehungen zerstören. Wenn ich gewusst hätte, dass er verlobt war, hätte ich niemals etwas mit ihm angefangen. Und obwohl ich versucht hatte, unser Techtelmechtel als rein sexuelles Abenteuer zu sehen, war ich doch nicht ganz ehrlich zu mir selbst gewesen. Das schmerzhafte Ziehen, das sich nun in meiner Magengegend ausbreitete, zeigte dass ich insgeheim doch auf mehr gehofft hatte. Wie gut, dass Vera mich durch ihr Auftauchen vor Schlimmerem bewahrt hatte. So hatte ich wenigstens nicht mit ihm geschlafen. Obwohl mein Unterleib sich darüber nun lautstark beschwerte.
„Anna, hör mal, es ist nicht so, wie du denkst!“
„Ach nein? Bist du also nicht verlobt?“
„Ich habe mich vor zwei Wochen von Svea getrennt.“
„Svea?“
„Svea Fergusson.“
Ich schnappte nach Luft. Svea Fergusson? Etwa 'die Svea Fergusson', das Topmodel? Ich kannte mich nicht gut in der Prominentenwelt aus, aber diesen Namen hatte selbst ich schon gehört. Oh mein Gott , dachte ich. Kay schläft sonst tatsächlich mit einem Size-Zero-Model.
Ich fühlte mich plötzlich dick und was noch Schlimmer war, total gedemütigt. Meine eben noch vorhandene Euphorie wurde nun ersetzt durch ein Gefühl von Taubheit.
„Anna, bitte ...“, Kay wollte meinen Arm berühren, doch ich schlug seine Hand weg.
„Wann genau wolltest du mir denn von deiner Verlobten erzählen?“
„Ich habe mich von Svea getrennt ….“
„Weiß Svea das auch?“
„Ich denke schon ….“
„Ich denke schon? Bist du eigentlich total bescheuert? Raus hier! Du kannst bei Sam in der Scheune schlafen, aber bestimmt nicht hier bei mir!“ Ich warf ihm ein Kissen an den Kopf und schmiss die Wolldecke hinterher.
„Ich kann nicht bei Sam schlafen, ich habe Heuschnupfen. Lass mich doch bitte erklären ….“
„Vergiss es! Raus hier, sofort! Mir egal, wo du schläfst!“ Mit hochrotem Kopf und geballten Fäusten stand ich vor ihm. Scheinbar jagte Kay meine Entschlossenheit nun doch Angst ein, denn er schüttelte nur betrübt den Kopf und verließ mit Decke und Kissen unter dem Arm den Raum.
„Tür zu!“, schrie ich ihm hinterher.
Siebtes Kapitel
Dienstag, 8. Oktober
Total gerädert wachte ich am nächsten Morgen auf. So schlecht wie letzte Nacht hatte ich lange nicht geschlafen. Ich verfluchte den Tag, an dem mich entschieden hatte, Vera auf diesen lausigen Ausflug zu begleiten. Wäre ich einfach zuhause geblieben, würde ich nun nicht in dieser unmöglichen Situation feststecken.
Nachdem Kay das Zimmer verlassen hatte, konnte ich nicht mehr einschlafen. Ich kam mir so entwürdigt vor. Wie hatte ich mich bloß auf Kay König einlassen können? Und noch viel schlimmer war, dass ich mir etwas vorgemacht hatte. Kay hatte in mir doch Gefühle geweckt, ich war zutiefst verletzt.
Anna, du hast doch nicht geglaubt, dass ein Typ wie Kay König sich ernsthaft für dich interessiert , spottete mein Verstand.
Doch, irgendwie schon ein bisschen , seufzte mein Herz.
Heute war Dienstag und ich hoffte sehr, dass wir morgen oder spätestens am Donnerstag aus unserer Lage befreit werden würden. Bis dahin blieb mir nichts anderes übrig, als Kay aus dem Weg zu gehen.
Wie gut, dass Sam und ich heute mit Henri verabredet sind, dachte ich. Zum Teufel mit Kay und Vera!
Dass Vera uns gestern Abend erwischt hatte, fand ich nicht schlimm, sondern nur peinlich. Schlimm fand ich aber, dass sie mir
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