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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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komplett verloren hatten und auch um Kay als Einzelperson blieb es ruhig. Ich hatte weder etwas über ihn, noch über Svea gelesen, obwohl ich jeden Morgen wie besessen das Internet nach neuen Nachrichten durchsuchte. Ich wusste, dass ich damit aufhören musste. Aber noch konnte ich das nicht. Bei Sam in den Bergen wäre es mir leichter gefallen. Ohne Zugriff auf die multimediale Welt konnte man viel schneller abschalten. Ich verstand nun, warum Sam auf jegliche Kommunikationsmittel verzichtete. Ich hatte auch tatsächlich schon mit dem Gedanken gespielt, ihn wieder zu besuchen. Ich hatte am Donnerstag einen Brief an ihn abgeschickt, in dem ich in groben Zügen berichtete, was vorgefallen war und in dem ich ihn gefragt hatte, ob ich demnächst noch einmal vorbeikommen dürfte. So schnell, wie ich zu Anfang der Bergwelt hatte entfliehen wollen, so schnell wollte ich jetzt in die einsame Idylle zurück. Ich wagte zwar zu bezweifeln, dass ich Kay an dem Ort, an dem ich ihn kennengelernt hatte, vergessen würde, aber ich sehnte mich nach einer männlichen Umarmung. Sam war mir sehr ans Herz gewachsen. Und irgendwie brauchte ich gerade so etwas wie väterlichen Beistand, denn mütterlichen würde ich von Vera niemals bekommen. Ich wusste, Sam würde mich verstehen. Und mittlerweile würde der Strom in seinem Häuschen sicherlich auch wieder funktionieren und den Aufenthalt komfortabler machen.
     

     
    Mimi quetschte ihr Cabrio in die freie Parklücke vor Trudis Laden. „So, da wären wir!“, bemerkte sie und drückte auf einen Knopf, um ihr Autodach zu schließen. Dann schwang sie sich aus dem Wagen. Ich hängte mir meine geliebte MJ über die Schulter und folgte Mimi in den Laden. Vielleicht würde ich ja tatsächlich ein schönes Schnäppchen finden, das meine Stimmung wenigstens für eine Weile aufheitern konnte.
     
    Die Türglocke bimmelte, als wir den „Klamotten-Story“ betraten.
    „Moment, ich komme gleich. Schauen Sie sich ruhig schon um“, ertönte Trudis Stimme aus dem Lagerraum. Mimi zog mich zu einem Kleiderständer mit der Aufschrift: Neu eingetroffene Designerware.
    „Oh, sieh mal, Anna, ein Kleid von Roksanda Ilinčić. Wow, ist das toll!“, quietschte Mimi und nahm das Kleid vorsichtig vom Kleiderbügel. „Die ist ja gerade so was von angesagt. Und der Preis! 300 Euro ist ein Mega-Schnäppchen. Die Kleider kosten sonst weit über 1000 Euro. Das muss ich unbedingt anprobieren. Hach, ich liebe diesen Laden!“ Mimi verzog sich strahlend in eine der Umkleidekabinen.
    Ich kannte weder Frau Ilinčić, noch würde ich mir in nächster Zeit ein Kleid für 300 Euro leisten können. Für Mimi mit ihrem Spitzengehalt war das Kleid sicherlich ein Schnäppchen, für mich war es astronomisch teuer. Ich drehte den Kleiderständer, doch ich fand kein Kleidungsstück, das meinem Geldbeutel entsprach, was zur Folge hatte, dass ich mich noch frustrierter fühlte als ich sowieso schon war.
    „Kann ich Ihnen helfen?“, ertönte plötzlich Trudis Stimme hinter mir. Ich drehte mich um.
    „Oh, hallo Frau Schneider, ich habe sie gar nicht erkannt“, bemerkte Trudi.
    „Hallo Trudi“, begrüßte ich die Ladenbesitzerin. „Ich sehe mich nur ein bisschen um, Dankeschön!“
    Doch Trudi reagier te nicht, sie starrte auf die MJ, die immer noch über meiner Schulter hing. „Dass Sie diese Tasche noch tragen, nachdem was alles passiert ist ...“, begann sie.
    „Wie bitte?“ Ich starrte Trudi verständnislos an. „Wieso sollte ich die Tasche nicht mehr tragen? Sie ist mein absolutes Lieblingsstück!“
    Trudi schlug reflexartig die Hand vor den Mund. „Oh, nichts! Schon gut“, murmelte sie dann und wollte hinter ihren Verkaufstresen verschwinden.
    „Halt, warte mal! Was meintest du denn?“ Ich folgte ihr durch den Laden. Das ging jawohl gar nicht, dass sie mysteriöse Bemerkungen über meine Lieblingstasche machte und dann einfach verschwand.
    „Tut mir leid. Ist mir so rausgerutscht“, erwiderte Trudi und fing wahllos an irgendwelche Rechnungen zu sortieren.
    „Trudi, ich will wissen, was du meintest. Vorher gehe ich hier nicht weg!“ Ich setzte den entschlossensten Gesichtsausdruck auf, den ich machen konnte.
    Trudi seufzte. „Eigentlich mache ich das ja nicht. Meine Maxime lautet doch, dass ich die Personen, denen meine Secondhandsachen vorher gehörten, nicht beim Namen nenne.“
    „Dann machst du jetzt eben eine Ausnahme“, forderte ich. „Was ist mit meiner Tasche? Wem gehörte sie denn

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