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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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hatte. Hätten meine Kopfschmerzen nicht mein Sprachzentrum gelähmt, hätte ich Kay so was von fertig gemacht, dass er nicht mehr gewusst hätte, wo oben und wo unten war. So aber klappte ich nur ein paar Mal kraftlos den Mund auf und zu.
    Dafür übernahm Henri das Reden. „Du solltest jetzt besser gehen!“, presste er mühsam beherrscht hervor. So wütend hatte ich den besonnenen Henri noch nicht gesehen. Er knallte Kay die Türe vor der Nase zu.
    „Tut mir wirklich leid“, murmelte er. „Ich habe versucht, Kay abzuwimmeln, bevor du ihn zu Gesicht bekommst! Hat dummerweise nicht ganz geklappt.“
    „Trotzdem, vielen Dank, dass du mich beschützen wolltest“, antwortete ich. Wenn nur diese blöden Kopfschmerzen endlich aufhören würden! „Kay ist echt das Letzte! Eigentlich finde ich es gar nicht schlecht, dass du ihm in diesem Outfit die Türe geöffnet hast. Er war schon auf Sams Hütte eifersüchtig auf dich. Soll er doch denken, was er will!“ Ich machte einen entschlossenen Gesichtsausdruck.
    Henri zuckte mit den Schultern. Dann meinte er: „Vielleicht hast du recht. Soll Kay denken, was er will! Ich spiele gerne deinen Alibi-Freund!“
    Ich versuchte das Hämmern in meinem Kopf so gut es ging zu ignorieren und blickte Henri in die Augen. Ich spürte, wie ich dabei ein klitzekleines bisschen rot wurde. „Du, Henri, wegen gestern: Es tut mir echt leid! War ich sehr aufdringlich?“
    „Na, ein wenig schon. Aber du hast ziemlich schnell festgestellt, dass es zwischen uns beiden nicht knistert. Und das sogar in deinem betrunkenen Zustand!“
    „Bist du jetzt sauer auf mich?“
    „Ach was“, Henri machte eine wegwerfende Handbewegung. „Mir ging es ähnlich. Versteh mich nicht falsch, ich mag dich sehr, aber gefunkt hat es bei mir auch nicht. Freunde?“ Er reichte mir die Hand.
    „Ja, Freunde“, seufzte ich erleichtert und drückte seine ausgestreckte Hand.
    „Und wenn du mal wieder einen Vorzeige-Freund brauchst …“, scherzte Henri.
    „Ja, danke. Vielleicht komme ich darauf irgendwann noch einmal zurück. Spätestens falls ich jemals wieder von den Medien verfolgt werden sollt“, zwinkerte ich.
     
    Ich war heilfroh, dass Henri unsere Beziehung genau so sah wie ich, nämlich rein freundschaftlich. Ein bisschen schade fand ich es schon, dass es zwischen uns beiden nicht gefunkt hatte.
    Es wäre so schön praktisch gewesen. Henri sah gut aus, war unglaublich nett und wir hatten viele gemeinsame Interessen. Aber die Liebe dachte leider nicht so vernünftig und man konnte sich nicht immer aussuchen, in wen man sich verliebte. Ich hatte mich leider in den Falschen verliebt, in ein Arschloch von einem Schauspieler.
    'Anna, die Wanderhure', das dachte er also von mir.
    Was für ein Idiot!
    Was für ein wahnsinnig anziehender, umwerfender Idiot!
    Mein Herz schlug trotz der ganzen Schmach noch für ihn.
    Dummes, naives Herz , dachte mein Verstand seufzend.
     

     
    Nachdem ich zwei Aspirin und einen Kaffee 'gefrühstückt' hatte, hatte ich meine Kopfschmerzen wieder einigermaßen im Griff. Ich bereitete Henri ein Frühstück zu, ich selbst hatte noch keinen Hunger und wir unterhielten uns angeregt, so als ob nichts zwischen uns passiert wäre. Ich beschloss den peinlichen Kuss einfach aus meinem Gedächtnis zu löschen.
    Gegen Mittag packte Henri seine Sachen zusammen und verabschiedete sich mit einer festen Umarmung bei mir.
    „Kopf hoch“, meinte er. „Liebeskummer ist zwar ätzend, aber er bringt dich nicht um. Denk an mein Rosengedicht. Fahr einfach deine Stacheln aus!“
    Ich nickte tapfer. Henri hatte R echt. Ich musste versuchen, mit meinem Liebeskummer klar zu kommen. Und Mimi würde mir dabei helfen müssen. Ich würde sie gleich mal anrufen und ihr von meinen neusten Erlebnissen berichten.

Vierzehntes Kapitel
     
    Samstag, 19. Oktober
     

     
     
    Manchmal, wenn ich mich sehr durcheinander fühle, versuche ich Ordnung in mein Chaos zu bringen, indem ich meine Gedanken auf kleine Zettelchen schreibe. Dann versuche ich die Zettel zu ordnen, in der Hoffnung, so auch mein Gehirn zu ordnen.
    Nachdem Henri am Mittwochnachmittag zu seiner Tagung gefahren war, hatte ich ganze Berge von Zettelchen geschrieben. Sie lagen und klebten überall in meiner ganzen Wohnung. Die Gedankenzettel, die vermeintlich zusammengehörten, hatte ich mit roten Bindfäden durchstochen und miteinander verbunden. Viele dieser Zettel beschäftigten sich mit der Frage, warum Kay mich am Mittwoch hatte besuchen

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