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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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nicht richtig, Hurley.
    – Tut mir leid, Joe. Mach nur meinen Job.
    – Ist trotzdem nicht richtig.
    – Tja.
    Er macht sich an die Arbeit. Er weiß sehr genau, was er tut, verschont mein Gesicht und bricht mir nur ein paar Rippen. Als er fertig ist, sitze ich zusammengesunken auf dem Gehsteig. Er wirft mir die Pistolen in den Schoß und geht wieder zum Hauptquartier der Society zurück.
    – Bleib sauber, Joe.
    – Toller Tipp.
    Ich bin nahe daran, zurückzugehen, meine Waffen zu ziehen und wild draufloszuschießen. Mit etwas Glück könnte ich zwei von ihnen erwischen. Mit einer Riesenportion Glück vielleicht alle. Aber was dann? Ihre Leute würden mich verfolgen. Außerdem kenne ich Terry schon ziemlich lange. Es gab eine Zeit, da habe ich den ganzen Bockmist, den die Society verzapft, geglaubt. Terry hat den Traum, alle Vampyre zu vereinigen und an die Öffentlichkeit zu treten. Wir sollen wie normale Menschen leben können. Vielleicht könnten wir gemeinsam ein Heilmittel gegen das Vyrus finden. Ich habe daran geglaubt. Eine Weile zumindest. Dann fand ich heraus, wozu mich Terry wirklich brauchte. Er gab mir einen Auftrag nach dem anderen und machte keine Anstalten, damit aufzuhören. Also bin ich weitergezogen.
    Ich brauche fast eine halbe Stunde, um nach Hause zu humpeln. Als ich endlich in meinem Bett liege, ist es bereits vier Uhr morgens, und ich bin viel zu müde, um mich auf die Suche nach dem Überträger zu machen.
     
    Das Telefon weckt mich bereits nach einer Stunde wieder auf.
    – Hier spricht Joe Pitt. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.
    – Hey Joe, ich bin’s. Du brauchst nicht abzuheben, wenn du noch im Bett bist.
    Es ist Evie. Ich gehe ran.
    – Hey.
    – Schläfst du?
    – Wollte mich gerade hinlegen.
    – Du hast geschlafen, oder?
    – Ein bisschen. Was ist los?
    – Nichts Besonderes. Ich komm gerade von der Arbeit nach Hause.
    – Geht’s dir gut?
    – Ja. Bin nur ein bisschen einsam.
    – Willst du rüberkommen? Wir könnten uns einen Film anschauen.
    Kurze Pause.
    – Nein. Du musst schlafen. Du schläfst sowieso viel zu wenig.
    – Ich kann schlafen, wenn ich tot bin. Komm doch rüber.
    – Nein. Ich wollte nur deine Stimme hören. Ich komm schon klar. Schlaf weiter.
    – Ja. Schlafen.
    – Kommst du morgen Abend vorbei?
    Ich denke an den Überträger, der noch immer irgendwo da draußen herumschleicht, und die Frist, die ich längst überschritten habe.
    – Wahrscheinlich nicht. Muss was erledigen.
    – Vielleicht kannst du ja kurz vorbeikommen und Hallo sagen.
    – Werd ich machen.
    – Okay. Schlaf gut.
    – Du auch.
    Sie legt auf. Ich auch.
     
    Ich habe Evie vor etwa zwei Jahren kennengelernt. Sie bediente in einer Bar an der Ecke Ninth und C. Ich war auf der Suche nach einem Spieler, der jemandem Geld schuldete. Sie stand hinter der Theke dieser Kaschemme mitten in Alphabet City: zweiundzwanzig, rote Locken, Sommersprossen, ein Elvis-T-Shirt und Hotpants.
    Ich komme rein und frage sie nach dem Zocker. Sie beäugt mich misstrauisch und greift in die Kühltruhe, um zwei Lone Star herauszuholen. Sie knallt die Bierflaschen vor einem wild knutschenden lesbischen Pärchen auf den Tisch. Die beiden machen sich kurz voneinander los, um zu zahlen. Dann widmen sie sich wieder ihrem alternativen Lebensstil.
    – Wer sucht nach ihm?
    Ich werfe einen Blick über die linke, dann über die rechte Schulter.
    – Ich, wie’s aussieht.
    – Was willst du von ihm?
    – Er ist ein notorischer Spieler. Ich soll seine Schulden eintreiben.
    Sie mustert mich genauer.
    – Aha. Hast du diesen Typen schon mal gesehen?
    – Nein.
    Sie lächelt in sich hinein.
    – Setz dich einfach hin, trink was und hör dir ein bisschen die Musik an. Wenn der Typ reinkommt, werde ich dir vielleicht Bescheid sagen. Was kann ich dir bringen?
    Ich beuge mich über die Theke und werfe einen Blick in die Kühltruhe, in der sich nur ein Berg von Lone Star -Flaschen befindet. Sonst nichts.
    – Ich nehme ein Lone Star .
    Sie macht mir eins auf und stellt es vor mich hin.
    – Ein Mann mit Geschmack.
    – Ja.
    Sie widmet sich wieder ihrer Arbeit. Ich ziehe mich in eine ruhige Ecke zurück, lasse mich nieder und lausche der Musik, ganz so, wie sie es gesagt hat. Ab und zu werfe ich ihr einen verstohlenen Blick zu. Auf der Bühne hält eine Blue-Grass-Band eine Jamsession ab und heizt ordentlich ein. Eigentlich nicht mein Ding, aber sie sind wirklich gut.
    Nach einer Stunde winkt sie mich zu sich an die Theke. Ich nicke

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