Stadt aus Glas
Hamburger.
»Aber behalten Sie Foster im Auge«, sagte der Koch.
»Foster ist erledigt, ausrangiert. Ein mieser Typ.«
Quinn kaute sorgfältig und suchte mit der Zunge nach verirrten Knochensplittern. »Sie sollten ihn per Expreß nach Cincinnati zurückschicken.«
»Ja, schon«, sagte der Koch. »Aber sie werden hart spielen, besser als letztes Jahr auf jeden Fall.«
»Ich weiß nicht«, sagte Quinn und biß wieder in seinen Hamburger. »Auf dem Papier sieht es gut aus, aber was haben sie wirklich? Stearns wird ständig verletzt. Sie haben ein paar Leute aus unbedeutenden Ligen, und Brooks kann sich nicht auf das Spiel konzentrieren. Mookie ist gut, aber er ist noch grün, und sie können sich nicht einmal entscheiden, wen sie rechts außen aufstellen sollen. Sie haben natürlich noch Rusty, aber der ist zu fett, um noch zu laufen. Und den Werfer können Sie vergessen. Sie und ich könnten morgen zu Shea gehen und uns als die beiden Topläufer einstellen lassen.«
»Vielleicht mache ich Sie zum Manager«, sagte der Koch. »Sie könnten den Arschlöchern zeigen, wo's lang geht.«
»Darauf können Sie Gift nehmen«, sagte Quinn. Als er gegessen hatte, ging Quinn zu den Regalen mit den Schreibwaren hinüber. Eine Lieferung neuer Notizbücher war eingetroffen, und der Stapel sah eindrucksvoll aus, eine schöne Reihe von Blau, Grün, Rot und Gelb. Er nahm eines in die Hand und sah, daß es die engen Zeilen hatte, die er bevorzugte. Quinn schrieb alles mit einer Füllfeder und benutzte die Schreibmaschine nur für die Reinschrift, und er war immer auf der Suche nach guten Spiralblocks. Nun, da er sich auf den Fall Stillman eingelassen hatte, fand er, daß ein neues Notizbuch angebracht sei. Es wäre nützlich, ein eigenes Buch zu haben, in das er seine Gedanken, Beobachtungen und Fragen eintragen konnte. Auf diese Weise verlor er vielleicht nicht die Übersicht. Er sah den Stapel durch und versuchte sich zu entscheiden, welches er nehmen sollte. Aus Gründen, die ihm nie klar wurden, fühlte er plötzlich ein unwiderstehliches Verlangen nach einem besonderen roten Notizbuch ganz unten. Er zog es heraus und prüfte es, indem er die Seiten behutsam über den Daumen ablaufen ließ. Er hätte sich nicht erklären können, warum es ihm so gut gefiel. Es war ein übliches Notizbuch im Format achteinhalb mal elf mit hundert Seiten. Aber etwas daran schien ihn persönlich anzusprechen - so als wäre es sein einziges Schicksal auf der Welt, die Wörter aufzunehmen, die aus seiner Feder kamen. Beinahe verlegen wegen der Heftigkeit seiner Gefühle, klemmte Quinn das rote Notizbuch unter den Arm, ging zur Registrierkasse und kaufte es.
Als er eine Viertelstunde später wieder in seiner Wohnung war, nahm Quinn das Foto Stillmans und den Scheck aus der Tasche seines Sakkos und legte sie sorgfältig auf den Schreibtisch. Er räumte die abgebrannten Streichhölzer, Zigarettenstummel, Aschehäufchen, leeren Tintenpatronen, einige Münzen, Fahrkartenabrisse, Zettel mit Kritzeleien und ein schmutziges Taschentuch von der Platte und legte das rote Notizbuch in die Mitte. Dann ließ er die Rouleaus im Zimmer herunter, zog sich ganz aus und setzte sich an den Schreibtisch. Er hatte so etwas noch nie getan, aber irgendwie erschien es ihm passend, in diesem Augenblick nackt zu sein. Er blieb zwanzig oder dreißig Sekunden sitzen und versuchte, sich nicht zu bewegen, nichts anderes zu tun, als zu atmen. Dann schlug er das rote Notizbuch auf. Er nahm seine Füllfeder und schrieb seine Initialen, D. Q. (für Daniel Quinn), auf die erste Seite. Zum erstenmal seit mehr als fünf Jahren schrieb er seinen Namen in eines seiner Notizbücher. Er hielt einen Augenblick inne, um darüber nachzudenken, tat es dann aber als unerheblich ab. Er blätterte um. Einige Augenblicke lang studierte er die Leere der Seite und fragte sich, ob er nicht ein verdammter Narr sei. Dann drückte er die Feder auf die erste Zeile und machte die erste Eintragung in das rote Notizbuch.
Stillmans Gesicht. Oder: Stillmans Gesicht, wie es vor zwanzig Jahren war. Unmöglich zu wissen, ob das Gesicht morgen ihm ähneln wird. Gewiß ist jedoch, daß dies nicht das Gesicht eines Wahnsinnigen ist. Oder ist das keine legitime Feststellung? Für mich jedenfalls wirkt es gütig, wenn nicht regelrecht freundlich. Um den Mund eine Spur von Zärtlichkeit. Höchstwahrscheinlich blaue Augen mit einer Neigung zu tränen. Schütteres Haar schon damals, also jetzt vielleicht
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