Stadt aus Glas
der Ton für ihn da war, wann immer er die Nummer wählte, beständig in seiner Verneinung der Rede und der Möglichkeit der Rede, beharrlich wie das Schlagen eines Herzens. Virginia und Peter Stillman waren nun von ihm abgeschnitten. Er konnte sein Gewissen mit dem Gedanken beschwichtigen, daß er es immerhin noch versuchte. In was für eine Dunkelheit sie ihn auch führten, er hatte sie noch nicht verlassen.
Er ging den Broadway hinunter bis zur 72nd Street, wandte sich nach Osten zum Central Park West und ging weiter bis zur 59th Street und zur Kolumbus-Statue. Dort bog er wieder nach Osten ab und ging längs des Central Park South bis zur Madison Avenue und dann rechts stadteinwärts zur Grand Central Station. Nachdem er aufs Geratewohl einige Häuserblocks umkreist hatte, setzte er seinen Weg eine Meile weit nach Süden fort, kam zur Verbindung von Broadway und Fifth Avenue in der 23rd Street, blieb stehen und betrachtete das Flatiron Building, wechselte dann den Kurs und ging westwärts, bis er die Seventh Avenue erreichte, wo er nach links abbog und weiter auf die Innenstadt zuging. Am Sheridan Square wandte er sich wieder nach Osten, schlenderte den Waverly Place hinunter, überquerte die Sixth Avenue und setzte seinen Weg in Richtung Washington Square fort. Er ging unter dem Bogen durch und südwärts durch die Menschenmenge. Einen Augenblick blieb er stehen, um einem Jongleur auf einem schlaffen Seil zuzusehen, das an einem Lichtmast und an einem Baumstamm befestigt war. Dann verließ er den kleinen Park an der östlichen Ecke, ging durch das Wohnprojekt der Universität mit seinen kleinen Rasenflächen und wandte sich in der Houston Street nach rechts. Am West Broadway machte er wieder eine Wendung, diesmal nach links, und ging weiter in Richtung Canal. Leicht nach rechts abbiegend, ging er durch einen winzigen Park und bog in die Varick Street ein, schlenderte an der Nummer 6 vorbei, wo er einmal gewohnt hatte, schlug dann wieder einen westlichen Kurs ein und erreichte wieder den West Broadway, wo die Varick Street einmündet. Der West Broadway führte ihn zum World Trade Center, und er betrat die Halle eines der Türme, um Virginia zum dreizehntenmal an diesem Tag anzurufen. Quinn beschloß, etwas zu essen. Er suchte eine der Schnellimbißstuben im Parterre auf und verzehrte langsam ein Sandwich, während er etwas in sein rotes Notizbuch eintrug. Danach ging er wieder nach Osten, wanderte durch die engen Straßen des Finanzdistrikts und bog dann nach Süden ab, nach Bowling Green, wo er das Wasser sah und die Möwen darüber, die schräg durch das Mittagslicht segelten. Einen Augenblick dachte er daran, die Fähre nach Staten Island zu nehmen, aber dann überlegte er es sich anders und machte sich auf den Weg nach Norden. In der Fulton Street bog er nach rechts ab und folgte dem Nord-Ost-Weg des East Broadway, der durch das Miasma der Lower East Side und dann hinauf in die Chinatown führt.
Von dort aus fand er die Bowery, die ihn bis zur 14th Street brachte. Er schlug einen Haken nach links, ging diagonal über den Union Square und weiter stadtauswärts längs der Park Avenue South. In der 23rd Street ging er nach Norden, bog nach einigen Häuserblocks wieder nach rechts ab, ging einen Block weit nach Osten und dann eine Weile die Third Avenue hinauf. In der 32nd Street wandte er sich nach rechts, kam zur Second Avenue, wandte sich nach links, ging drei Blocks stadtauswärts und bog ein letztes Mal nach rechts ab, worauf er in der First Avenue ankam. Dann ging er die restlichen sieben Häuserblocks zu den United Nations Headquarters und beschloß, eine kurze Rast einzulegen. Er setzte sich auf eine Steinbank auf der Plaza, atmete tief und genoß mit geschlossenen Augen die Luft und das Licht. Dann schlug er das rote Notizbuch auf, nahm den Kugelschreiber des Taubstummen aus der Tasche und begann mit einer neuen Seite.
Zum erstenmal, seitdem er das rote Notizbuch gekauft hatte, schrieb er an diesem Tag etwas, was nichts mit dem Fall Stillman zu tun hatte. Er konzentrierte sich vielmehr auf die Dinge, die er unterwegs gesehen hatte. Er dachte nicht darüber nach, was er tat, und ebensowenig analysierte er die möglichen Folgen dieser ungewöhnlichen Handlung. Er fühlte den Drang, gewisse Tatsachen aufzuzeichnen, und er wollte sie zu Papier bringen, bevor er sie vergaß.
»Heute wie nie zuvor: die Obdachlosen, die Heruntergekommenen, die Frauen mit den Einkaufstüten, die Ziellosen, die
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