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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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aus ihrem Traum zu erinnern. Du musst den Gesang einsetzen. Du musst dich an seinen Namen erinnern und ihm etwas abnehmen, nämlich …
    Was sollte sie ihm abnehmen?
    Die gläsernen Ampullen?
    Die Schlüssel?
    Sie hörten ein kreischendes Geräusch hinter der Eisentür. Der Fürst kehrte zurück. Er kam wie ein Wahnsinniger die Stufen herabgestürmt.
    »Das ist das Ende …«, klagte die jammernde Seele.
    Abnehmen. Ihm etwas abnehmen.
    Rokia dachte nach.
    Was sollte sie ihm abnehmen? Sie sollte den Gesang einsetzen, sich an seinen Namen erinnern und …
    Der Fürst kam immer näher.
    Und Rokia hatte noch nicht begriffen, was sie tun sollte. Sie betrachtete die Wurzeln des Wüstenbaumes, die sich über ihr entlangschlängelten, und den Lichtstreif, der durch den gespaltenen Stamm drang.
    »Lass uns hinaufklettern!«, gab sie Raogo zu verstehen.
    Die beiden Füchse sprangen nach oben. Sie kletterten auf die erste Wurzel und dann auf die zweite, stiegen immer höher und zwängten sich durch dieses undurchdringliche Gestrüpp.
    »Es ist sinnlos, ihr braucht gar nicht erst zu fliehen …«, wiederholte hinter ihnen die jammernde Seele.
    Dann dröhnte die Eisentür. Jemand drehte den Schlüssel herum – einmal, zweimal, dreimal. Die blauen Salpeterfackeln züngelten alle zugleich in einer mächtigen Flamme auf.
    Sanagò war eingetroffen.
    Rokia und Raogo erstarrten und versuchten, sich zu verstecken.
    »Wo seid ihr?«, schrie der Fürst der Stadt aus Sand und breitete die Arme aus.
    Die jammernde Seele hob verzweifelt die Hände an die Schläfen. »Ich war das nicht!«
    Der Fürst sog sie mit einem seiner Tentakel auf und verschlang sie ganz.
    »Leg dich mit mir an, wenn du den Mut dazu hast!«, rief hinter ihm die Kriegerseele aus, ehe sie genau dasselbe Ende nahm.
    Rokia hatte begonnen, langsam weiterzusteigen. Raogo hinter ihr schubste sie sanft mit der Schnauze vorwärts.
    »Wo seid ihr?«, schrie der Fürst wieder.
    Aber selbst mit seinen weitaufgerissenen Augen konnte er die beiden Füchse in dem Wurzelgestrüpp nicht erkennen, die sich langsam mit kleinen Schritten nach oben bewegten.
    Sie mussten sich beeilen.
    Es war nur eine Frage der Zeit.
    »Los!«, trieb Raogo sie an und schubste sie von hinten. »Los. Wir sind fast da.«
    Die Öffnung im Stamm des Baobabs schien zum Greifen nah. Sie mussten noch über eine letzte Wurzel klettern, sich dann im Inneren des Stammes festkrallen und sich hinauszwängen.
    Rokia hörte, wie sich neben ihr ein Tentakel entlangschlängelte, und presste sich flach an das Holz. Er glitt an ihr vorbei.
    Die beiden Füchse stiegen weiter nach oben.
    Dann jaulte Raogo auf: Einer der Tentakel war plötzlich hinter einer Wurzel hervorgekrochen und hatte sich um seine Hinterpfote gewickelt.
    Unten auf dem Boden der Grotte jubelte der Fürst triumphierend.
    Rokia sprang zurück, stürzte sich auf den Tentakel und biss hinein.
    Doch nun hatte man sie entdeckt.
    »Jetzt gehört ihr mir!«, schrie Sanagò.
    Rokia begann, alle Ampullen loszumachen, die sie erreichen konnte. Eine, zwei, drei, fünf Ampullen, die nun über die Wurzeln kullerten und hinabfielen.
    »Nein!«, schrie der Fürst.
    Die Tentakel glitten hinüber, um die Fläschchen aufzufangen, und dieser Moment genügte den beiden Füchsen, um ihre Flucht wiederaufzunehmen.
    Sie rannten so geschickt wie möglich bis zum Ende der Wurzel und retteten sich dann mit einem Satz in den hohlen Stamm des Baobabs.
    Sanagò brachte vor Wut die Grundfeste des gesamten Palastes zum Erzittern.
    Er schleuderte seine Tentakel nach oben, als ob sie ein einziges Bündel Muskeln wären.
    Rokia krallte sich fest, stemmte sich vorwärts und erreichte schließlich die obere Öffnung im Stamm. Sie schob sich hindurch und rollte nach draußen auf den Sand.
    Raogo folgte ihr nur einen Augenblick später.
    Als sich die Tentakel aus dem gespaltenen Stamm des Baobabs herauswanden, war im Innenhof des Palastes keine Spur mehr von den Wüstenfüchsen zu sehen.

    Als Setuké erwachte, sah er vor der Tür seines Hauses die Abdrücke eines kleinen Fuchses.
    Diese Abdrücke konnten nur eines bedeuten.
    »Die Soldaten, Setuké!«, schrie plötzlich jemand.
    »Man kann sie von den Dächern der Kornspeicher erkennen!«
    »Sie sind schon fast vor den Toren des Dorfes!«
    »Haltet euch bereit!«, antwortete allen der Hogon . »Sie werden nicht vor dem Abend angreifen, aber haltet euch bereit!«
    Er ging zum Fromager- Baum seines Bruders und prallte beinahe mit Zouley

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