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Stadt der blauen Paläste

Stadt der blauen Paläste

Titel: Stadt der blauen Paläste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bayer
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Geschäftsmann geworden«, sagte sie daher und bemühte sich, Freundlichkeit in ihre Stimme zu legen.
    Lukas winkte ab. »Gar so groß nun wiederum auch nicht«, erwiderte er dann leicht verärgert, »es gibt einen, der größer ist.«
    »Das wird er nicht mehr lange sein«, sagte Schreck plötzlich hellwach. »Wir werden ihm sein Handwerk schon legen. Wenn erst der neue Faktor wirksam wird –«
    »Wenn«, unterbrach Lukas' Mutter hart und schaute zu Margarete hinüber, »wenn …«
    »Ich heirate keinen Mann, nur weil er unser Imperium abrunden soll«, sagte Margarete störrisch und stellte das Flakon ein zweites Mal ins Regal zurück. »Zumal, wenn er so aussieht wie dieser Hansjörg Kramer. Schließlich gehe ich davon aus, dass ich ihn ein ganzes Leben lang anschauen muss.«
    Crestina blickte sie verwundert an.
    Also doch etwas, worüber neulich zu reden gewesen wäre, dachte sie dann. Nun ja, sie hatten ja noch Zeit, das zu tun.
    »Deine störrischen Haare sind nicht eben ein Attribut von Schönheit, und deine pickelige Haut muss einem Mann ebenfalls nicht unbedingt gefallen«, sagte die Mutter bissig. »Und dass du den Abakus besser beherrschst als mancher Geschäftsmann, gefällt auch nicht gleich jedem.«
    »Aber meine Stimme ist angenehm«, trumpfte Margarete auf und sah dann erschrocken zu Crestina hinüber.
    »Entschuldige, es gefällt dir wohl kaum, dass wir uns hier abnagen. Du bist kaum ein paar Minuten im Raum und schon lassen wir alle Hüllen fallen. Aber das bist du ja gewöhnt, von früher her«, fügte sie dann mit einem maliziösen Lächeln hinzu.
    »Ich muss in die Druckerei«, sagte Crestina hastig und wandte sich zum Gehen. »Ich werde erwartet.«
    Schreck hielt sie am Arm zurück.
    »Meine Schwester hat die Absicht, einen Palazzo zu kaufen«, sagte er dann und kniff die Augen zusammen. »Könnt Ihr uns dabei helfen?«
    Crestina pflückte seine Hand von ihrem Arm wie ein lästiges Insekt und lächelte in die Runde.
    »Einen Palazzo«, sagte sie gedehnt, »nun, Ihr dürft sicher sein, dass man ihn nicht am Rialto kaufen kann wie einen Fisch oder baicoli, diesen Palazzo. Und ich bin vermutlich die Letzte, die Euch dabei helfen kann, weil mich so etwas überhaupt nicht interessiert. Geht zu einem Advokaten.«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr eben solch einen Palazzo besitzt, ungenutzt«, sagte Schreck und fixierte Crestina, »oder täusche ich mich da?«
    »Es ist kein Palazzo«, korrigierte Crestina, »es ist eine casa. Nur der Doge besitzt einen Palazzo.«
    »Aber man nennt diese Häuser doch schließlich so«, sagte Schreck gereizt, »oder etwa nicht?«
    Crestina zuckte mit den Schultern.
    »Das hat keinerlei Bedeutung. Und ich besitze zwar einen, aber er steht ganz gewiss nicht zum Verkauf an.«
    »Warum nicht?«, fragte Lukas' Mutter, bog wieder die Klinge des Floretts und ließ sie dann mit einem lauten Zischen zurücksausen. »Sind Eure Gulden hier in Venedig mehr wert als unsere aus Nürnberg?«
    Lukas trat auf Crestina zu und reichte ihr die Hand.
    »Lasst Euch nicht von meiner Familie in die Enge treiben«, sagte er dann entschieden. »Was mich betrifft, so brauche ich keinen Palazzo, und immerhin habe ich da auch noch ein Wort mitzureden.«
    »Eines«, sagte Schreck grob, »aber es gibt zwei andere Wörter, die Gewicht haben. Unsere nämlich, meines und das meiner Schwester. Also zwei gegen einen, oder sehe ich das falsch?«
    »Ich muss gehen«, sagte Crestina hastig und verneigte sich kurz, »und über den Palazzo brauchen wir keinen weiteren Disput, ich werde ihn ganz gewiss nicht veräußern.«
    Sie verließ den Raum, hatte den Eindruck, als verfolge sie die Stille, die sie über diese Leute gebracht hatte, über den gesamten Innenhof des Gebäudes hinweg. Am Ausgang holte Margarete sie ein, die Familie nur wenige Schritte hinter ihr. »Ich bringe dir heute Abend ein paar Fische mit«, sagte sie hastig, »dann erklär ich dir alles.«
    »Du brauchst nichts zu bringen«, wehrte Crestina ab, »meine Nachbarin hat mir schon zwei Tauben versprochen.«
    »Und natürlich hast du jetzt tausend Fragen«, sagte Margarete, als sie am Abend Crestinas Wohnung betrat. »Tut mir Leid, du musst heute ja gedacht haben, du bist mit Leuten zusammen, die alle nach San Clémente gehören«, sagte sie dann, stellte ihren Korb auf den Tisch und hängte ihren Umhang an den Haken. »Ich hätte dich vielleicht abholen sollen, aber ich dachte, der portinaio wird dir den Weg zeigen.«
    »Es war keiner

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