Stadt der Blumen strava3
das ist mir ziemlich egal«, meinte Francesca und schüttelte ihr schwarzes Haar, so gut es ging bei all dem Flechtwerk und den Haarnadeln. »Aber Gaetano und ich sind das unbedeutendste Paar in der Kathedrale. Und ich wollte doch so gerne etwas Besonderes sein.«
»Unsinn!«, sagte Arianna bestimmt. »Ihr werdet füreinander die Wichtigsten sein
– und für mich. Den Herzog von Volana oder seine Zukünftige kenne ich nicht und die Prinzen Luca und Carlo habe ich nur kurz kennen gelernt und ihre Bräute überhaupt nicht. Kann schon sein, dass sie alle ganz gut aussehen und wichtig sind, aber du und Gaetano, ihr seid die einzigen di Chimici, die meine Freunde sind.«
Francesca strahlte sie dankbar an.
»Ich habe da so eine Idee«, fuhr Arianna fort. »Was wolltest du denn tragen?«
Sulien und Sky fuhren in ein kleines Dorf ein. Die Pferde schwitzten und atmeten schwer. »Auf dem Rückweg wird es viel leichter für sie sein«, sagte der Mönch.
»Dann geht es immer bergab und meine Pflanzen sind für Lasttiere eine der leichtesten Ladungen.«
Nach einigen Minuten der Rast trieb er die zwei Pferde über einen steilen Seitenweg aus Colle Vernale hinaus und auf ein Kloster zu, das auf dem Gipfel des Hügels lag. Von den stillen grünen Wiesen davor hatte man einen prächtigen Blick über die Landschaft. Sky konnte nicht nur die Stadt und die Kuppel der Kathedrale sehen, sondern auch den schönen Fluss Argento, der durch Giglia strömte, nachdem er sich durch die fernen Hügel geschlängelt hatte. Wenn er genau hinsah, konnte Sky das blaue Band bis zu seiner Quelle zurückverfolgen.
»Für diese Jahreszeit führt der Argento viel Wasser«, sagte Sulien, der seinem Blick gefolgt war.
»Es ist wirklich einmalig hier oben!«, rief Sky aus. »Alles so weit weg und doch so klar. Ich habe das Gefühl, den Glockenturm der Kathedrale berühren zu können, wenn ich nur die Hand ausstrecke.«
Sulien lächelte. »Noch nicht ganz. Du bist noch ein zu neuer Stravagante.«
Ein Mönch in brauner Kutte kam eilfertig heraus, um sie zu begrüßen. »Willkommen, willkommen«, sagte er. »Willkommen in San Francesco.«
Der Mönch, der sich als Bruder Martino vorstellte, musste wohl das Kloster des heiligen Franziskus meinen, dachte Sky. Dominikaner trugen also Schwarz und Weiß und Franziskaner Braun. Wie viele religiöse Orden gab es denn eigentlich noch?
Nach der Begrüßung und nachdem Bruder Martino einen seiner Novizen angewiesen hatte, die Pferde zu versorgen, führte er sie in seine kleine Kirche, die nach dem Sonnenschein schön kühl war und nach Weihrauch und Kerzenwachs roch.
Doch sie hielten sich nicht weiter darin auf, sondern durchquerten sie rasch zum Kreuzgang hin. Als Bruder Martino die Tür öffnete, wurde Sky vom Licht geblendet und von aromatischen Düften und vom Singen der Vögel überwältigt.
Der Kreuzgang war ein Kräutergarten. Er war sogar noch kleiner als der kleine Kreuzgang von Santa-Maria-im-Weingarten. Die Beete waren um einen Springbrunnen angelegt, dessen Fontäne im Sonnenlicht glitzerte. Niedere, sauber beschnittene Hecken umgaben die Kräuterbeete. In die Mauer, die an die Kirche grenzte, war eine riesige Voliere eingelassen, in der kleine, finkenartige Vögel zwitscherten und flatterten und lauthals sangen.
Martino blieb stehen und zog einen Beutel mit Vogelfutter unter der weißen Kordel, die als sein Gürtel diente, hervor. Das melodiöse Singen verwandelte sich augenblicklich in lautes Tschilpen.
Nach der Fütterung der Vögel verließen sie den geräuschvollen Kreuzgang und betraten das Refektorium. Dort bot Martino den Besuchern aus Giglia kalten Traubensaft aus einem Steingutkrug an. Sky trank durstig davon.
Als sie sich erfrischt hatten, begaben sie sich in den Hof hinter dem Kloster, wo der Wagen von jungen Mönchen beladen wurde. Die Jutesäcke, die sie aufluden, verströmten scharfe, würzige Düfte.
»Fenchel«, sagte Sulien und sah auf eine Liste. »Zitronenbalsam, Baldrian, Tigergras, Malve, Minze, Klette, Borretsch, Löwenzahn, Bergamotte.« Er ging um den Wagen, zerkrümelte getrocknete Blätter zwischen seinen braunen Fingern und band Säcke fester zu.
Sky fühlte sich etwas benommen. Die Gerüche erinnerten ihn an zu Hause und an die Kräuteröle seiner Mutter. Was machte er hier, hoch über dieser Renaissancestadt, gekleidet in eine Mönchskutte?
»Die Blüten werden mir von all den Wiesen rund um Giglia gebracht«, sagte Bruder Sulien. »Aber ein paar Kräuter von
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