Stadt der Blumen strava3
zurückkämen.
»Die ist ja gigantisch!«, sagte Arianna mit dem Blick auf die Kuppel der Kathedrale. So schön die Basilika Santa Maddalena in Bellezza mit ihren Silberkuppeln und den Mosaiken auch war, sie konnte es an Größe und Pracht nicht aufnehmen mit Santa-Maria-der-Lilien.
Arianna war in der bellezzanischen Gesandtschaft im Borgo Sant’ Ambrogio abgestiegen, die sich in ungemütlicher Nähe zum Palazzo di Chimici in der Via Larga befand. Doch erleichtert erfuhr sie, dass der Herzog weiter ins Stadtinnere gezogen war. Der bellezzanische Gesandte hatte in Ariannas Namen so diplomatisch wie möglich abgelehnt, die Duchessa und ihr Gefolge in einem der Paläste unterzubringen. Als Grund hatte er angegeben, dass es seit fast zwanzig Jahren der erste Besuch einer Duchessa von Bellezza in Giglia sei und dass der Gesandtschaft das Privileg zustehe, sie aufzunehmen.
Nun stand sie auf dem Balkon des prächtigsten Gemachs der Gesandtschaft und sah zur Kathedrale hinüber. In wenigen Wochen sollte sie dort den Hochzeiten beiwohnen und sie hatte immer noch nicht entschieden, wie sie sich in Bezug auf das Kleid verhalten wollte. Eben jetzt packte Barbara es aus und strich unsichtbare Kniffe in dem juwelenbesetzten Rock glatt, der viel zu steif war, um zu knittern, selbst nach so langer Reise.
Es klopfte an der Tür. »Darf ich eintreten?«, fragte Doktor Dethridge und streckte den grauhaarigen Kopf herein. »Eure Besucher sind eingetroffen.«
Ihm folgten Rodolfo und Lucien und Ariannas Herz machte eine freudigen Satz bei ihrem Anblick. Mit ihrem Besuch in Giglia betrat sie, diplomatisch gesehen, vielleicht glattes Parkett, aber immerhin würde sie umringt sein von Menschen, die sie liebte. Solange ihr Vater und Lucien ebenfalls in der Gesandtschaft logierten, würde sie sich viel behaglicher fühlen.
In einem anderen Stadtteil unterhielten sich zwei weitere Stravaganti über die Sicherheit der Duchessa. Giuditta Miele besuchte Bruder Sulien in seinem Laboratorium und trank dort einen Malventee.
»Rodolfo hat für heute Nachmittag eine Zusammenkunft der Mitglieder unserer Bruderschaft anberaumt«, sagte Sulien gerade. »Nachdem nun auch Doktor Dethridge in der Stadt eingetroffen ist, sind wir schon fünf. Sechs, wenn man den jungen Celestino mitrechnet.«
»Trotzdem noch nicht genug«, stellte Giuditta fest. »Ihr kennt doch Franco, meinen Lehrling? Den Hübschen?«
Sulien nickte.
»Er hat für Bruno Vecchietto posiert, der den gesamten neuen Palast der Nucci mit Engeln ausgemalt hat. Der hat Franco erzählt, dass sich da wirklich etwas Schlimmes zusammenbraut. Ihre Waffenkammer starrt vor Waffen und dabei sind sie keine kriegerische Familie.«
»Aber es gibt doch keine Veranlassung, zu glauben, dass sich ihre Gewalt gegen die junge Duchessa richtet, oder?«, fragte Sulien. »Die Chimici sind ihre Feinde, und da sich Bellezza den Plänen des Herzogs widersetzt, hätte ich doch vermutet, dass die Nucci auf Seiten von Arianna stehen.«
»Gewalt lässt sich niemals sauber trennen, Sulien«, sagte Giuditta. »Es reicht, wenn jungen Männern, die mit Schwertern und Dolchen bewaffnet sind, der Kamm schwillt – und schon haben wir ein Massaker. Könnt Ihr sicher sein, dass Arianna in so einem Durcheinander nicht in Gefahr schwebt?«
»Was sollen wir Eurer Meinung nach denn machen?«, fragte der Mönch. »Rodolfo wird sich Ratschläge gerne anhören.«
»Wenn es nur noch eine andere starke Gruppe gäbe, die uns helfen könnte Ordnung zu bewahren«, sagte Giuditta.
»Die Nucci hätten von Nutzen sein können«, sagte Sulien nachdenklich, »aber nach Davides Tod ist das ausgeschlossen. Wenn sie die Möglichkeit sehen, die Chimici anzugreifen, dann kümmern sich nicht mehr um die Duchessa.«
»Wir brauchen weitere Stravaganti hier«, entschied Giuditta.
»Ich finde, Rodolfo sollte weitere Mitglieder aus ganz Talia herbeirufen. Wenn es zu einer Auseinandersetzung kommt, dann brauchen wir keine Schwertkämpfer, sondern Menschen, die ohne Worte Kontakt halten können und die die Duchessa mit ihren Gedanken umringen, nicht mit ihren Muskeln.«
Sky bezog die kleine Kammer, in der er jedes Mal schlief, wenn er bei seiner Großmutter war. Diesmal wirkte sie enger denn je.
»Du liebe Güte!«, rief seine Großmutter aus, als sie den Kopf hereinsteckte. »Du platzt ja aus allen Nähten. Ich hatte keine Ahnung, das du so groß geworden bist.«
»Ein Wachstumsschub, Nana«, erwiderte Sky. »Keine Sorge – ich komm schon
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