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Stadt der Blumen strava3

Stadt der Blumen strava3

Titel: Stadt der Blumen strava3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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Er konnte nicht so recht glauben, dass er aus Devon genauso einfach reisen würde wie aus London.
    Hier im Süden fühlte sich alles anders an – der Besuch auf lvy Court hatte nicht nur ihn verwirrt. Seine Mutter war am Abend ungewöhnlich aufgekratzt gewesen und hatte über Paul und Alice geplaudert, während er sich mehr und mehr in sich verkrochen hatte. Er konnte sich insgeheim vorstellen, was für eine Art von Junge für Alice vorgesehen war: blond, reich und an ein Pferd gewöhnt, seit er gehen konnte. Sky passte zu keinem dieser Kriterien.
    Was für eine Erleichterung würde es sein, wieder unter seinen neuen Freunden in Talia zu sein, in seiner neuen Identität als Novize und geheimer Stravagante.
    Über Wochen hatte er nun schon so ein Doppelleben geführt. Anfangs war es nur ein Spiel für Sky gewesen – eine Art Verkleiden oder Theaterspielen, eine Ablenkung. Doch in dem Maße, in dem es Rosalind immer besser ging und ihm einige der Lasten daheim von den Schultern genommen wurden, hatte sich Sky zunehmend in die Vorgänge in Talia verwickeln lassen. Es war nicht mehr nur Abenteuer und Rollenspiel; er war in einer Mission dorthin geschickt worden. Nur dass er nicht genau wusste, worum es sich dabei handelte.
    Je mehr Zeit Sky mit Bruder Sulien verbrachte, desto mehr Respekt und Bewunderung brachte er ihm entgegen. Er konnte sehen, dass Lucien Rodolfo beinahe verehrte. Ob das wohl immer so war bei den Stravaganti? Georgia hatte von ihrem Mentor, den sie in Remora kennen gelernt hatte, nicht viel erzählt, doch Sky wusste, dass er Paolo hieß und dass Georgia ihn und seine Familie immer noch vermisste.
    Doch es war nicht nur die Gesellschaft der gelehrten Stravaganti, die Sky Spaß machte. Er mochte Prinz Gaetano, in dessen Gesellschaft er sich weniger unbehaglich fühlte als bei Alices Vater, obwohl er in einem Palast lebte und reicher war als jeder mögliche Schwiegersohn, den sich Paul Greaves erträumen konnte.
    Und dann gab es am anderen Ende der Skala noch Sandro, der kaum mehr gesellschaftlichen Status hatte als die Promenademischung, die ihm ständig folgte.
    Ein Mönchsnovize stand so hoch über Sandro wie ein Prinz über Sky; der Junge konnte nicht mal lesen. Aber nichtsdestoweniger war er Skys Freund.
    Während Sky hell wach dalag und den Flakon hielt, überlegte er, ob sich Sandro wohl jemals wunderte, wo er, Sky, hergekommen war. Fragen tat er nie. Er nahm ihn einfach hin. Das war einer der Gründe, warum sich Sky bei ihm wohl fühlte.
    Sandro hatte sich tatsächlich einige Gedanken gemacht. Immer mehr Zeit hatte er damit verbracht, sich im Kloster Santa-Maria-im-Weingarten herumzutreiben, und immer weniger, sich bei dem Aal aufzuhalten. Seit der Nacht von Davides Ermordung war seine ehemalige Bewunderung für seinen Dienstherrn allmählich geschwunden. Gewiss, Enrico ernährte ihn und gab ihm Unterschlupf oder zumindest das Silber, das ihm beides ermöglichte. Aber das war nur die Bezahlung für Sandros Dienste. Bruder Sulien gab ihm zu essen und Unterschlupf, ohne etwas dafür zu wollen, und dafür liebte ihn Sandro.
    Und da war noch mehr; Sandro hatte ein Geheimnis. Seit dem Tag, an dem er Sulien und Bruder Tino geholfen hatte im Laboratorium Weinbrand zu machen, hatte er versucht lesen zu lernen.
    Sulien lehrte ihn die Buchstaben aus einer großen, verzierten Bibel. Sandro liebte die Bilder, die am Anfang eines jeden Kapitels die Buchstaben schmückten. »A«
    für Adam umgab ein Bild von dem ersten Menschenpaar, dem Apfel und der Schlange, ähnlich dem Bild in einer Kapelle auf der anderen Flussseite, das er schon gesehen hatte. Damals hatte Sandro die Wandgemälde nicht verstanden, doch nun erzählte ihm Sulien die Geschichten, die zu den Bildern gehörten.
    Der erste Mann und die erste Frau waren sehr unglücklich gewesen, so viel begriff Sandro. Als sie ihrem Herrn gegenüber ungehorsam gewesen waren, wurden sie für immer aus ihrem Garten vertrieben. Ein Engel versperrte ihnen den Rückweg und der fing auch mit einem »A« an, für Angelus. Er wusste auch schon, wie ein »S« aussah, denn damit fing der Name von König Salomon an, wie auch Sulien und Sandro. Und was noch viel verwunderlicher war: Sein Name begann eigentlich auch mit einem »A«, denn Sandro war eine Abkürzung von Alessandro.
    Rasch enträtselte er die Geheimnisse der Sprache und erschloss sich das aufregende Erlebnis von Geschichten. Und wenn er sich den Tempel von Salomon auch ungefähr wie das Kloster

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